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92-jährige Holocaust-Überlebende mit antifaschistischer Botschaft in Kuba

Kubanische Medien berichten zum Auftakt der Tournee von Esther Bejarano und Microphone Mafia über "die Künstlerin und soziale Kämpferin"

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Esther und Joram Bejarano mit Kutlu Yurtseven bei einem Auftritt im April 2015
Esther und Joram Bejarano mit Kutlu Yurtseven bei einem Auftritt im April 2015

Havanna. Auf große Resonanz in den kubanischen Medien stößt die Tournee der Musikerin und Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano mit den Rappern der Kölner Band Microphone Mafia (Mic Mafia), die am gestrigen Samstag in Havanna begann. Die in Hamburg lebende Bejarano, ihr Sohn Joram sowie Kutlu Yurtseven und Rosario Pennino von der Mic Mafia aus Köln wurden vom Kubanischen Musikinstitut eingeladen.

Zu den Motiven ihrer Reise berichtet die Webseite der Jugendzeitung Juventud Rebelde, es sei Bejaranos Wunsch "das soziale kubanische Projekt und das friedliche Zusammenleben verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Religionen von Nahem kennenzulernen. Wir möchten zum Ausdruck bringen, dass Kuba in diesen Zeiten, in denen der Rassismus und die scheinbar religiösen Konflikte in der Welt vorherrschen, eine ernsthafte Alternative verkörpert." In Deutschland erlitten Flüchtlinge immer mehr Gewalt seitens der extremen Rechten. Die Zahl der Angriffe aus Fremdenhass gegen Asylbewerber habe sich seit dem Jahr 2010 vervierfacht, zitiert Juventud Rebelde "die Künstlerin und soziale Kämpferin" weiter. Es mache sie zornig, wie diese Verbrechen heruntergespielt und als Provokationen abgetan würden, während die Nazis zugleich immer brutaler angriffen.

Wie das Internetportal Cubadebate berichtet, sind bei der Tournee neben Konzerten auch Zusammenkünfte mit Persönlichkeiten aus Kultur und Religion Kubas und ein Besuch in der jüdischen Gemeinde vorgesehen. "Die Musiker hoffen, vom jungen Publikum gut aufgenommen zu werden", so Cubadebate. Vor Beginn eines jeden Konzertes werde aus der Biographie Bejaranos vorgelesen.

Esther Bejarano habe ihren Wunsch geäußert, den kubanischen Jugendlichen eine "antifaschistische Botschaft" zu überbringen, berichtet die Nachrichtenagentur Prensa Latina. Sie wolle zudem die Menschen und das sozialistische Projekt des Landes kennenlernen.

Auftritte von Bejarano und der Mic Mafia finden in Havanna im Palacio de la Rumba und im Kubanischen Musikinstitut statt, außerdem in den Provinzhauptstädten Camagüey und Santa Clara. In Havanna sind Besuche im Museum der Alphabetisierung und dem Kulturprojekt des Bildhauers Kcho geplant. Begegnungen mit den kubanischen Rappern wie Primera Base, Charly Mucha Rima, El Adversario und anderen sollen ebenfalls stattfinden.

Zwar bezeichne sich die 92-jährige lieber als Sängerin, die mit einer Rap-Gruppe auftritt denn als Rapperin, doch das Genre gefalle ihr. Den größten Teil ihres Lebens habe sie lyrischen Gesang und klassische Musik gepflegt, aber da sie besser mit den Jugendlichen kommunizieren wollte, um ihre "Botschaft des Friedens und gegen den Faschismus" zu vermitteln, habe sie vor acht Jahren begonnen, mit der Mic Mafia zusammenzuarbeiten. Diese Musik sei unter jungen Leuten sehr angesagt und sie wolle "gemeinsam mit den Rappern kämpfen". Das Projekt mache ihr Freude und habe ihr neue Energien gegeben, so Bejarano bei einem Gespräch mit Journalisten nach ihrer Ankunft. "Jetzt bin ich sehr froh, hier in Kuba zu singen und endlich dieses Land zu besuchen, kennenzulernen und mich davon zu überzeugen, dass es noch einen wahren Sozialismus auf der Welt gibt", sagte sie.

Bejarano "wurde 1924 in Frankreich geboren, ihre Eltern wurden 1941 von den Nazis ermordet und sie selbst 1942 nach Auschwitz deportiert, aber sie überlebte und ihr gelang es zu fliehen", schreibt Prensa Latina über ihre Geschichte. "Ich war Gefangene in zwei Konzentrationslagern und das hat alles für mich verändert. Und da ich mein Leben retten konnte, entschied ich mich, es einzusetzen, um alles nur mögliche gegen die Faschisten zu tun."

Nach Bejaranos Auffassung ist es nötig, dass die Jugend wisse, was in dieser Zeit wirklich geschah, damit sich dies nicht wiederhole. Zugleich kritisierte sie die aktuelle Politik gegen Migranten in Europa. Die Grenzen würden überall geschlossen gegenüber Menschen, die ihre Länder verlassen, weil sie von Krieg und anderen Nöten bedroht sind. Auch das Vorgehen der israelischen Regierung gegen die Palästinenser sei unannehmbar: "Ich kann die Diskriminierung eines Volkes nicht ertragen, welches es auch sei". Aus diesen Gründen singe sie mit der Mic Mafia. "Wir sind Musiker aus drei Generationen und drei Religionen, aber trotz der Unterschiede können wir zusammenarbeiten und eine gute Arbeit machen", so Bejarano abschließend.

Nach Angaben der Organisatoren ist die Kuba-Konzertreise von Spenden abhängig.

Die FG Kuba stellt ein Konto zur Verfügung:

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.

Verwendungszweck: "Esther Bejarano“

IBAN: DE96 3702 0500 0001 2369 00 bei der Bank für Sozialwirtschaft

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