Naturkatastrophen und Militärs: Humanitäre Lage in Haiti weiter kritisch

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Zerstörungen im Bezirk Jérémie, Haiti, nach dem Hurrikan Matthew im Jahr 2016
Zerstörungen im Bezirk Jérémie, Haiti, nach dem Hurrikan Matthew im Jahr 2016

Port-au-Prince. Nach einem schweren Erdbeben im Jahr 2010 und dem Hurrikan Matthew im vergangenen Jahr leiden immer noch viele Haitianer unter den Folgen der Naturkatastrophen. Nun veröffentlichte die Internationale Organisation für Migration (OIM) Daten zu den Betroffenen des Erdbebens, bei dem mehr als 300.000 Menschen ums Leben gekommen sind.

Obwohl in den vergangenen Jahren über 1,5 Millionen Menschen umgesiedelt und 1.500 der provisorisch errichteten Notunterkünfte geschlossen worden sind, leben heute, sieben Jahre nach dem Erdbeben, noch immer mehr als 40.000 Haitianer in solchen Unterkünften, unter ihnen auch viele Kinder. "Mit den Frustrationen klar zu kommen, ist die größte Herausforderung, der wir täglich begegnen. Unsere Organisation ist die letzte humanitäre Hilfe, die die Leute in den Camps erreicht und die Bevölkerung hat viele Erwartungen", schilderte ein Mitglied der OIM die Situation vor Ort. Die Vertriebenen sind von Ausbeutung und neuen Umweltkatastrophen bedroht. In Kooperation mit der Regierung entwickelte die OIM ein Dokumentationssystem, das eine Übersicht über die Lage in den Lagern gibt.

Auch aktuelle Zahlen zur Ernährungssituation in Haiti, die das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) im Rahmen des internationalen Tages der humanitären Hilfe am 25. August veröffentlichte, unterstreichen die prekäre Lage: Eine ausreichende Ernährung ist für mehr als zwei Millionen Menschen nicht gesichert. "Haiti benötigt vielfältige humanitäre Hilfe. Eine angemessene Antwort darauf ist nötig, um Leben zu retten", fasste Vedaste Kalima, Chef des OCHA in Haiti die Situation zusammen.

Der Einsatz von UN-Truppen in Haiti stieß seit Beginn immer wieder auf Kritik. Die sogenannte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen (Minustah) hätte die Lage im Land nicht verbessert, sondern zur politischen Instabilität beigetragen, so Kritiker. Sie ist eine der am heftigsten kritisierten Missionen der vergangenen Jahrzehnte. Organisationen in Haiti und Lateinamerika haben wiederholt auf gewaltsame Übergriffe, Missbrauchsfälle und andere Skandale im Rahmen dieses Einsatzes verwiesen. Auch der Ausbruch einer Cholera-Epidemie und die Verschlechterung der humanitären Lage im Land wurde der Minustah angelastet. Im April dieses Jahres wurde sie nach einer Resolution des UN-Sicherheitsrates letztmalig auf sechs Monate verlängert und soll bis zum 15. Oktober abgeschlossen und durch eine kleinere Polizeimission ersetzt werden.