Kolumbien / Politik

Farc in Kolumbien gründen politische Partei

1.200 Delegierte diskutierten über Namen, Ideologie und Programmatik der Partei um "grundlegenden politischen Wandel der Gesellschaft" voranzutreiben

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Symbol der neuen Partei "Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común": eine rote Rose mit sternförmigem Stempel
Symbol der neuen Partei "Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común": eine rote Rose mit sternförmigem Stempel

Bogotá. Nach über 50 Jahren des bewaffneten Kampfes hat sich die Guerillaorganisation "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) offiziell in eine politische Partei umgewandelt. Der mehrtätige Gründungskongress endete am Freitag mit einer politisch-kulturellen Veranstaltung auf dem Bolívar-Platz im Herzen der Hauptstadt von Kolumbien, Bogotá.

Bereits am Donnerstag wurde der neue Name der Partei bekanntgegeben: Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común - Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes. Das aus den 1960er Jahren stammende Namenskürzel Farc bleibt somit bestehen. Laut Kritikern ein Hohn gegenüber den Opfern der Ex-Rebellen. Für Luciano Marín, der unter seinem Kampfnamen Iván Márquez bekannt ist und Leiter der Farc-Delegation bei den Friedensverhandlungen war, ist es jedoch wichtig, dass "ein Bezug auf die revolutionäre Geschichte der Organisation" bestehen bleibt und diese "nicht ausgelöscht wird". Als Symbol wurde eine rote Rose mit sternförmigem Stempel gewählt. "Wenn ihr eine Rose seht, seht die Farc", so Marín auf der Abschlusspressekonferenz am Freitagmorgen.

Zudem betonte er, dass die Organisation die Waffen abgegeben habe und ihre Ziele nun auf legalem Weg verfolge: "Wir werden weiterhin den Friedensvertrag erfüllen und hoffen, dass der Staat dem auch nachkommt." Bisher wurde nur ein Teil der im Friedensvertrag getroffenen Vereinbarungen von der Regierung und dem Parlament umgesetzt.

Die mit Spannung erwartete Liste der Parteimitglieder, die im Kongress und Repräsentantenhaus vertreten sein werden, wurde nicht vorgestellt. Sie soll im November von einer 111-köpfigen Parteidelegation bestimmt werden, in der neben Ex-Rebellen auch Mitglieder sozialer Bewegungen, Gewerkschafter und Menschenrechtsaktivisten vertreten sind. Der Friedensvertrag gesteht den Farc jeweils fünf Sitze in jeder Kammer zu, jedoch zunächst ohne Stimmrecht. Auch ist noch nicht bekannt, wer die neue Partei anführen wird.

Ab Freitagnachmittag fand auf dem geschichtsträchtigen Bolívar-Platz in Bogotá eine von den Farc organisierte politische-kulturelle Veranstaltung statt. Die rund 10.000 Teilnehmenden genossen unweit des Präsidentenpalastes Konzerte nationaler und internationaler Künstler. Mit Spannung erwartet wurde zudem die Rede des ehemaligen Guerilla-Oberbefehlshabers Rodrigo Londoño.

"Wir haben die Waffen niedergelegt, um auf friedlichem und legalem Weg Politik zu machen. Wir wollen gemeinsam mit euch allen ein neues Land schaffen", so Londoño. Er wünsche sich ein Kolumbien, in dem niemand wegen seines Denkens um sein Leben fürchten müsse: "Ein Land, in dem Toleranz und Respekt für das Andere die Norm ist, in dem der Dialog und das Gespräch die Formen der Problemlösung sind."

Die neue Partei werde sich für ein gerechtes und soziales Kolumbien einsetzen. Dabei sollen die aktuellen Probleme im Mittelpunkt stehen: Armut, Korruption, mangelnde Gesundheitsversorgung, Gewalt und Umweltschäden. Auch solle das Land vereint werden und gemeinsam für eine Zukunft einstehen: "Millionen von Kolumbianern werden das möglich machen."

In seiner 30 Minuten langen Rede wandte sich Londoño mit einer Geste der Entschuldigung und Versöhnung an die Opfer des Konfliktes: "Wir haben keine Angst vor Gerechtigkeit. Im Gegenteil, wir fordern sie." Die Opfer und die Suche nach der Wahrheit seien bereits zentraler Bestandteil des Friedensvertrages gewesen und die Farc träten für ein Land ohne Straflosigkeit und für Wahrheit und Versöhnung ein.