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USA erwägen Schließung ihrer Botschaft in Kuba wegen "Schallangriffs"

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Das Gebäude der US-Botschaft in Havanna
Das Gebäude der US-Botschaft in Havanna

Havanna. US-Außenminister Rex Tillerson hat eine Schließung der US-Botschaft in Kuba in Erwägung gezogen, nachdem dort eingesetzte US-Diplomaten in den letzten Monaten Gesundheitsprobleme erlitten haben sollen.

"Wir denken darüber nach", sagte Tillerson auf Nachfragen von Journalisten. Zuvor war verkündet worden, dass mehrere Diplomaten auf der Insel aufgrund angeblicher "Schallattacken" leichte neurologische Schäden oder andauernde Hörverluste erlitten hätten. "Angesichts der Schädigung von Einzelpersonen ist das eine sehr ernste Angelegenheit", sagte Tillerson am Sonntag in einem Fernsehinterview mit CBS News. Er fügte hinzu, die US-Regierung habe bereits einige Diplomaten "nach Hause" geholt. Die kubanische Regierung streitet jegliche Angriffe auf ausländische Diplomaten ab.

Im vergangenen Monat hatte das US-Außenministerium berichtet, dass einige Diplomaten aufgrund "eines Angriffes auf ihre Gesundheit gewisse Symptome" gezeigt hätten, sagte die außenpolitische Sprecherin der USA, Heather Nauert. Sie teilte auch mit, dass der Fall in der vergangenen Woche untersucht worden sei. Vorher hatte die US-Regierung verkündet, dass seit einem früheren "Vorfall" im letzten Jahr in Havanna insgesamt 19 US-Diplomaten unter "einer Reihe physischer Symptome" litten. Als Reaktion hatte Washington im Mai dieses Jahres bereits zwei kubanische Diplomaten ausgewiesen.

Auch die kanadische Regierung berichtete von einem ähnlichen Fall. Einer ihrer Diplomaten sei wegen "ungewöhnlicher Symptome" einschließlich Kopfschmerzen und Gehörverlust in einem Krankenhaus behandelt worden.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte im Jahre 2015 nach über 50 Jahren die diplomatischen Beziehungen mit Kuba wieder hergestellt und die vormalige Interessenvertretung in Havanna in den Rang einer Botschaft erhoben. Zuletzt unternahm Präsident Donald Trump eine Reihe von Schritten, um einige politische Maßnahmen Obamas gegenüber Kuba umzukehren.

Der obskure Fall wird derzeit von Gegnern eines Annäherungskurses gegenüber Kuba in den USA genutzt, um die entsprechenden Maßnahmen der Obama-Regierung weiter umzukehren. Der US-Senator und bekannte Kuba-Gegner Marco Rubio sprach sogar bereits von "Todesstrahlen" aus Havanna.

Experten bezweifeln die Existenz eines angeblichen Geräts, das als Waffe genutzt werden könnte. Der in Kuba ansässige Journalist Fernando Ravsberg schrieb unter Bezug auf Rüstungsexperten, dass – wenn die Mutmaßungen stimmten – kubanische Entwickler erreicht hätten, was den USA und der UdSSR im Kalten Krieg nicht gelungen ist: der Bau einer Schallwaffe.