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50. Todestag: Lateinamerika gedenkt Ernesto Che Guevaras

Großveranstaltung im kubanischen Santa Clara. Fünftägiges Gedenken in Bolivien. Auch in Europa wurde an den kubanisch-argentinischen Revolutionär erinnert

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Denkmal für Ernesto Guevara im kubanischen Santa Clara
Denkmal für Ernesto Guevara im kubanischen Santa Clara

Santa Clara/Santa Cruz. Zum 50. Todestag des kubanisch-argentinischen Revolutionärs Ernesto Che Guevara haben zahlreiche Menschen vor allem in Lateinamerika an Leben und Wirken des Guerilleros gedacht. Rund 60.000 Menschen hatten Guevara bereits am Sonntag in der Stadt Santa Clara mit einer Großveranstaltung geehrt. Der Politiker und Rebell war am 9. Oktober 1967 in der kleinen bolivianischen Ortschaft La Higuera einen Tag nach seiner Festnahme ermordet worden. Die Weisung für die Exekution kam nach jüngsten Erkenntnissen vom US-Auslandsgeheimdienst CIA. Für Kuba waren die Gedenkfeiern am Montag lange geplant worden, in Bolivien fanden die Gedenkfeierlichkeiten an mehreren Orten über fünf Tage hinweg statt.

In der zentralen Ansprache hob Kubas Erster Vizepräsident Miguel Díaz-Canel die Bedeutung des Festaktes in der Stadt hervor, die ein Rebellentrupp unter Guevaras Führung Ende 1958 erobert hatte. Die Befreiung von Santa Clara brachte die Entscheidung im Kampf gegen das Regime von Diktator Fulgencio Batista (1952-1958). Seit 1997 befinden sich in einem Mausoleum in Santa Clara die Überreste des Guerilleros und seiner Mitkämpfer.

"Che ist heute eine moralische Referenz für viele Personen auf diesem Planeten, vor allem aber für die Jugend", sagte Díaz Canel am Sonntag. Kubas Vizepräsident, der auch dem Politbüro des Zentralkomitees der regierenden Kommunistischen Partei Kubas angehört, hob Guevaras Rolle als politischer Theoretiker, Politiker, Ökonom und Guerillero hervor. Dies habe ihn neben seiner Persönlichkeit für viele Menschen zu einem "Vorbild für das Leben" gemacht. "Viele entdecken das Vorbild von Che als Revolutionär, erkennen es an und machen es sich zu eigen", so Díaz Canel, der als aussichtsreichster Nachfolger des amtierenden Staats- und Regierungschefs Raúl Castro gilt. Kubas Erster Vizepräsident sprach sich zugleich dagegen aus, Guevara auf "leere Losungen" zu reduzieren, die "stetig wiederholt werden".

In Venezuela würdigte Präsident Nicolás Maduro Guevara an dessen 50. Todestag. "Ernesto Guevara und sein Erbe sind zu einem wahrhaften Symbol der Menschlichkeit geworden", so Maduro. Guevara sei zugleich "Symbol des rebellischen und revolutionären Amerikas".

In Bolivien fanden die größten Gedenkfeierlichkeiten an drei Orten statt: in Vallegrande, wo die Überreste Guevaras und seiner Mitkämpfer verscharrt worden waren, in der kleinen Ortschaft La Higuera, in der er ermordet wurde, und in der Stadt Santa Cruz. Die Veranstaltungen vom 5. bis zum 9. Oktober waren von Boliviens Präsident Evo Morales in der Vorwoche angekündigt worden. Das Parlament des südamerikanischen Landes hatte ebenfalls Mitte vergangener Woche die Verleihung des neuen Staatsordens "Ernesto Guevara de La Serna 'El Che'" beschlossen. Die von Vizepräsident Álvaro García Linera vorgeschlagene Ehrung soll für "den Kampf gegen den Imperialismus, die Förderung der sozialen Gleichheit und den Sozialismus" vergeben werden.

Neben zahlreichen Intellektuellen in Lateinamerika meldeten sich auch europäische Vertreter zu Wort. Der britische Lateinamerika-Kenner und langjährige Journalist der Tageszeitung The Guardian, Richard Gott, sagte im Interview mit dem lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur, Guevara habe "auf alles Erreichte und alle Güter verzichtet, um sich seiner Idee einer sozialistischen Revolution hinzugeben". Auch wenn er damit über Kuba hinaus keinen unmittelbaren Erfolg gehabt habe, "halten die Menschen seine revolutionäre Fahne weiter hoch".