Mehr als 3.500 Indigene protestieren in Brasilien für Landrechte

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In der brasilianischen Hauptstadt Brasília demonstrierten Vertreter von über 100 indigenen Stämmen für den Schutz von Land
In der brasilianischen Hauptstadt Brasília demonstrierten Vertreter von über 100 indigenen Stämmen für den Schutz von Land

Brasília. Vertreter von mehr als 100 indigenen Volksgruppen in Brasilien haben in der brasilianischen Hauptstadt für den Zugang zu Land demonstriert. Eine Woche, von Montag bis Freitag, protestierten über 3.500 Angehörige der indigenen Gruppen gegen den Stopp der Demarkation von Reservaten. Sie machen damit auch Druck gegen das Dekret PEC 215, des aus ihrer Sicht illegitimen Präsidenten Michel Temer. Der Erlass weicht lang bestehende Reservatsgrenzen zugunsten der Interessen der ohnehin starken Agrarlobby auf.

Gezimmerte Särge sollten bei einer großen Demonstration am Donnerstag die wachsende Zahl von Toten bei Landkonflikten zwischen den Stämmen, weißen Farmern und Goldsuchern symbolisieren. Auf den Asphalt einer gesperrten Straße kippten die protestierenden Ureinwohner große Mengen roter Farbe. Damit zogen sie, breit wie eine Autospur,  eine symbolische Blutspur über die Straße.

Das jährliche indigene "Zeltlager für freies Land" (Acampamento Terra Livre, ATL) war Ende April 2018 die größte koordinierte Protestaktion der brasilianischen Indigenen der letzten Jahre. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace unterstützte in Brasilia die Anliegen der brasilianischen Indigenen.

Im Einzelnen fordern die Volksgruppen die Möglichkeit, ihnen zugewiesene Territorien auch wirklich zu übernehmen. Sie fordern auch die Wiederaufnahme der Diskussion über Indianerfragen, die unter der aktuellen neoliberalen Regierung gestoppt worden sind. Außerdem benötigen ihre Dörfer und Stämme Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung, hieß es vom ATL im Abschlusspapier.

Die Stammesoberhäupter von über 100 Volksgruppen möchten so ihren Lebensraum schützen und fordern Respekt und Verständnis für ihren Kampf als Ureinwohner Brasiliens ein, der sich gegen 518 Jahre Landraub und Genozid richtet. Ihr Motto lautet: "Unsere Geschichte beginnt nicht erst 1988." Die Jahreszahl bezieht sich auf das Datum der demokratischen brasilianischen Verfassung, in der viele Indigenenrechte anerkennt werden, die aktuell unter Temer auf der Kippe stehen.  

Ein erster Erfolg der Proteste konnte bereits verzeichnet werden: Der brasilianische Minister für Menschenrechte, Gustavo Rocha, unterschrieb nach Verhandlungen ein Papier, um das Territorium "Baia dos Guato" im Bundesstaat Mato Grosso als neues Indianerschutzgebiet auszuweisen. Es umfasst eine Fläche von 20.000 Hektar.