Gericht in Chile verurteilt neun Ex-Militärs wegen der Ermordung von Víctor Jara

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Graffiti "Víctor Jara lebt" im katalanischen Ciutat Vella
Graffiti "Víctor Jara lebt" im katalanischen Ciutat Vella

Santiago. Das Berufungsgericht in Santiago de Chile unter Vorsitz von Miguel Vázquez Plaza hat neun ehemalige Militärs wegen ihrer Beteiligung an der Ermordung des Musikers Víctor Jara zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Fast 45 Jahre nach der Tat wurden Hugo Sánchez Marmonti, Raúl Jofré González, Edwin Dimter Bianchi, Nelson Haase Mazzei, Ernesto Bethke Wulf, Juan Jara Quintana, Hernán Chacón Soto und Patricio Vásquez Donoso vergangene Woche zu 15 Jahren und einem Tag Haft wegen Mordes an Jara und dem Kommunisten Littré Quiroga verurteilt. Dazu kommen noch weitere drei Jahre Haft wegen der Entführung der beiden. Rolando Meno wurde wegen der Verschleierung der Verbrechen zu fünf Jahren und 62 Tagen Haft verurteilt.

Der bekannte Sänger wurde von den Schergen des Militärputsches vom 11. September 1973 gegen die sozialistische Regierung Salavador Allendes ermordet. Die zivil-militärische Diktatur von Augusto Pinochet dauerte bis 1990. Bis dahin hatte die politische Verfolgung mehr als 3.000 Todesopfer gefordert, zehntausende Chilenen wurden gefoltert, hunderttausende mussten ins Exil fliehen

Der 1932 geborene Jara war einer der bedeutendsten Vertreter der "Nueva Canción", einer revolutionären Musikbewegung in Lateinamerika, die in ihren Liedern vor allem Armut und den Kampf um bessere Lebensbedingungen thematisierte. Er wurde am Tag des Putsches festgenommen und, nachdem die Militärs seine Identität festgestellt hatten, tagelang brutal gefoltert. Am letzten Tag der Folter wurden Jaras Hände zerschmettert und seine Zunge abgeschnitten, damit er nie wieder singen und Gitarre spielen können würde. Er wurde schließlich am 16. September 1973 erschossen. Seine und die Leiche von Quiroga wurden in der Nähe des Zentralfriedhofs gefunden.

Die Familie von Víctor Jara begrüßte das Urteil, kritisierte allerdings auch den späten Zeitpunkt: "Dieses Urteil ist ohne Zweifel eine schwere Niederlage für diejenigen, die die Geschichte verleugnen wollen und ein schwerer Schlag gegen die Straflosigkeit. Es ist aber auch klar, dass ein Urteil, das nach 45 Jahren gefällt wird, schwerlich als gerecht bezeichnet werden kann", so die Vicor-Jara-Stiftung in einem Kommuniqué. Weiter heißt es: "Unser Kampf ist noch nicht vorbei. Es sind noch einige Prozesse offen, denen wir mit derselben Überzeugung wie immer entgegentreten, damit nicht nur Víctor und Littré Gerechtigkeit erfahren, sondern alle, die unter dem Staatsterrorismus gelitten haben, der in Chile während der zivil-militärischen Diktatur herrschte."

Im Jahr 2016 wurde in den USA der des Mordes an Jara schuldig gesprochene Pedro Pablo Barrientos zu einer Entschädigungszahlung von 28 Millionen US-Dollar an die Hinterbliebenen verurteilt. Er gilt als Hauptverantwortlicher in dem Fall, nun wurden auch seine Komplizen verurteilt.