Argentinien / Soziales

Mehr Hunger und Armut in Argentinien

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Deckblatt der Studie "Die Herausforderung der Armut in Argentinien"
Deckblatt der Studie "Die Herausforderung der Armut in Argentinien"

Buenos Aires. Zwischen 2016 und 2018 litten in Argentinien 14 Millionen Menschen an Ernährungsunsicherheit. Zu diesem Schluss kommt ein jüngst vorgelegter Bericht der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen (FAO). Die Situation hinsichtlich der Nahrungsversorgung im Land hat sich demnach in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert.

Im Vergleich zum Untersuchungszeitraum 2014 bis 2016 verdoppelte sich die Zahl der von schwerer Ernährungsunsicherheit Betroffenen und stieg von 5,8 auf 11,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zunahme bei der gemäßigten Ernährungsunsicherheit war noch größer: Im Vergleich zu 19,1 Prozent im vorherigen Untersuchungszeitraum stieg die Anzahl Betroffener auf 32,1 Prozent, also rund einem Drittel der argentinischen Bevölkerung. Argentinien liegt somit über dem lateinamerikanischen Durchschnitt.

Die FAO nutzt den Indikator der Ernährungssicherheit, um Hunger messbar zu machen. Dabei wird zwischen schwerer und gemäßigter Form unterschieden. Von gemäßigter Ernährungsunsicherheit betroffene Menschen erfahren Phasen der Unsicherheit, in denen sie Ein­bu­ßen bei der Qualität und Menge ihrer Ernährung in Kauf nehmen müssen. Schwere Ernährungsunsicherheit bedeutet hingegen, dass sie nichts mehr zu Essen haben und sich bereits ein oder mehrere Tage nicht mehr ernähren konnten.

Ernährungsunsicherheit wird nicht nur zur Messung von Hunger verwendet, sondern dient auch als Indikator für Armut. Laut einem Ende Juli erschienenen Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, der in Zusammenarbeit mit der Non-Profit Organisation Centro de Políticas Públicas para la Equidad y el Crecimiento (CIPPEC) und dem Centro de Estudios Distributivos, Laborales y Sociales (Cedlas) erstellt wurde, ist die Armut in Argentinien heute auf einem höheren Stand als 1983 zum Ende der Diktatur. Die Studie "Die Herausforderung der Armut in Argentinien" untersucht die Entwicklung und die aktuelle Situation bezüglich verschiedener Armutsformen. Die Autoren betonen, dass über zehn Prozent der Bevölkerung von chronischer Armut betroffen sind. Darunter wird ein Zustand der Armut verstanden, der sich auch unter kurzfristig besseren ökonomischen Bedingungen nicht ändert. Betroffene haben unter anderem dauerhafte Schwierigkeiten, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren, und geben die Lebensumstände an ihre Kinder weiter, die den Kreislauf selten durchbrechen können.

Die Gründe für die Verschlechterung der sozialen Lage in Argentinien werden vor allem in der anhaltenden ökonomischen Krise gesehen. Die Inflationsrate stieg innerhalb eines Jahres um fast 55 Prozent, wodurch sich die Preise für Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel massiv erhöhten. Die Ursachen für die schwere Krise, in der sich das Land seit über einem Jahr befindet, sind vielfältig. Neben der Wirtschaftspolitik von Präsident Mauricio Macri haben sich auch die globale Wirtschaftslage und eine langanhaltende Dürreperiode 2018 negativ auf den Staatshaushalt ausgewirkt.