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Ecuador schaltet russischen Auslandssender RT ab

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RT-Korrespondent O'Donovan in Ecuador: "Live-Berichterstattung auffällig"
RT-Korrespondent O'Donovan in Ecuador: "Live-Berichterstattung auffällig"

Quito/Moskau. Der russische Auslandssender Russia Today (RT) kann nicht länger im öffentlichen Fernsehnetz Ecuadors empfangen werden. Die Lizenz wurde von der Telekommunikationsbehörde Corporación Nacional de Telecomunicaciones ohne vorherige Ankündigung entzogen.

Vergangenen Monat war Ecuadors Innenministerin María Paula Romo die Berichterstattung des spanischsprachigen Programms von RT während der Proteste gegen die Streichung von Treibstoffsubventionen und gegen weitere Maßnahmen zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst direkt angegangen. Die Funktionärin zeigte sich darüber verwundert, dass der russische Kanal Livebilder von den Protesten gezeigt hatte und erklärte: "Auffällig ist, dass ein Protest im öffentlich-rechtlichen Sender der russischen Regierung live übertragen wurde."

Der Nachrichtensender ist bereits seit zehn Jahren in Lateinamerika präsent. Nach Angaben des lateinamerikanischen Nachrichtensenders Telesur werden mit der spanischsprachigen Ausgabe von RT in zehn lateinamerikanischen Ländern knapp 21 Millionen Zuschauer wöchentlich erreicht. Generell folgte die Berichterstattung während der Proteste in Ecuador weitgehend der Darstellung der Moreno-Regierung. Dennoch war RT nicht der einzige internationale Sender, der live von den elf Tagen andauernden Protesten in Ecuador berichtete. Statt RT wurden nun drei neue Sportsender in die Senderlisten aufgenommen.

Hintergrund der Entscheidung ist offenbar auch, dass Ecuadors Ex-Präsident Rafael Correa für RT die Sendung "Im Gespräch mit Correa“ (Conversando con Correa) präsentiert. Darin interviewt er Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. In einer ersten Stellungnahme führte Correa die Blockade des Senders auch auf die Repressalien der Moreno-Regierung gegen ihn zurück: "Es tut mir sehr leid und ich fühle mich ein wenig schlecht, weil ich denke, dass es meine Schuld ist, dass sie RT aus der Senderliste der Nationalen Telekommunikationsgesellschaft entfernen", kommentierte der Ex-Präsident.

Von den ecuadorianischen Leitmedien waren die Sozialproteste – so weit dies möglich war – heruntergespielt worden. Der Radiosender der Präfektur von Pichincha war bereits während der Proteste aufgrund seiner regierungskritischen Linie vorübergehend geschlossen worden. Erst nach dem Ende der Proteste wurde die Entscheidung zurückgenommen.