Kolumbien / Politik

Ex-Präsident Uribe soll Wahlen in Kolumbien manipuliert haben – Justiz ermittelt

Bogotá. Der Oberste Gerichtshof Kolumbiens hat Voruntersuchungen gegen den ehemaligen kolumbianischen Präsidenten (2002-2010) und derzeitigen Senator Álvaro Uribe Vélez eingeleitet. Dem rechtskonservativen Politiker wird vorgeworfen, im Zuge der Präsidentschaftswahlen 2018 Stimmen für seinen Protegé und derzeitigen Präsidenten des Landes, Iván Duque, gekauft zu haben. Uribe Vélez und Duque gehören der Partei Demokratisches Zentrum (Centro Democrático, CD) an.

Beide Politiker werden in Telefongesprächen des ehemaligen Viehzüchters und mutmaßlichen Frontmanns eines Drogenkartells, José Guillermo "Ñeñe" Hernández, erwähnt, die von der Polizei abgehört und aufgezeichnet wurden. In den Telefonaten soll "Ñeñe" gesagt haben, dass er im Auftrag Álvaro Uribes zentraler Akteur einer Operation zum Stimmenkauf an der Nordküste für Duque sei.

Dieser Fall mutmaßlicher Wahlkorruption wurde öffentlich, weil der Journalist Gonzalo Guillén Abschriften der Tonaufnahmen anfertigte und Teile davon auf der Nachrichtenseite "La Nueva Prensa" veröffentlichte.

Die Aufzeichnungen wurden laut Guillén im Rahmen von Untersuchungen der kolumbianischen Staatsanwaltschaft angefertigt. Dabei ging es um einen Mord im Jahr 2011, an dem der Drogenhändler als einer der Auftraggeber beteiligt gewesen sein soll. "Ñeñe" Hernández selbst wurde im Mai letzten Jahres auf einer Viehmesse in Uberaba (Brasilien) bei einem Raubüberfall ermordet.

In Medien und sozialen Netzwerken sind indes immer mehr Fotos zu finden, auf denen sowohl der derzeitige Präsident Duque als auch Uribe in Begleitung von "Ñeñe" Hernández zu sehen sind.

Uribe bestreitet jedoch, eine persönliche Beziehung zu dem ehemaligen Viehzüchter gehabt zu haben. Er sagt, die Fotos seien dadurch zu erklären, dass er sich während seiner gesamten politischen Karriere mit Tausenden von Menschen habe fotografieren lassen, ohne sie notwendigerweise persönlich oder beruflich zu kennen. Diese Behauptung sorgte in Kolumbien für Irritationen. Denn als der Tod von "Ñeñe" bekannt wurde, vergingen nur wenige Stunden, bis Uribe ihn in einer Twitter-Meldung betrauerte.

Präsident Duque seinerseits sagt, er sei mit "Ñeñe" Hernández lediglich bei einigen gesellschaftlichen Ereignissen aufgrund einer Freundschaft zusammengekommen, die ihre Eltern vor Jahren verbunden habe. Dabei seien die Fotos entstanden. In den abgehörten Gesprächen bezeichnet "Ñeñe" den amtierenden Präsidenten jedoch gegenüber einer dritten Person als seinen "Bruder".