Amazonasgebiet: 31 Prozent der indigenen Territorien vom Bergbau betroffen

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Die Nationale Bergbaubehörde ANM hat erstmals Anträge für Bergbauprojekte in indigenen Gebieten abgelehnt
Die Nationale Bergbaubehörde ANM hat erstmals Anträge für Bergbauprojekte in indigenen Gebieten abgelehnt

Amazonas. Eine Studie des World Resources Institute (WRI) und des Amazonasnetzwerks für georeferenzierte Sozial- und Umweltinformationen (Raisg) zeigt, dass etwa ein Drittel der indigenen Territorien des Amazaonas von der Bergbauindustrie betroffen sind. Demnach gibt es in 1.131 dieser Gebiete verschiedene Bergbauprojekte, bei 370 dieser Fälle handelt es sich um illegalen Bergbau.

Untersucht wurde das Phänomen in sechs der neun Anrainerstaaten des Amazonasgebiets: Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Peru und Venezuela.

Laut der Studie betreffen die Bergbauaktivitäten eine Gesamtfläche von 450.000 Quadratkilometern der indigenen Gebiete. Während es sich bei dem Großteil davon um beendete Projekte handelt, gibt es auf insgesamt 143.000 Quadratkilometern aktive Unternehmungen in der Explorations- oder Gewinnungsphase. Dazu zählen auch Formen des illegalen Bergbaus.

Der illegale Abbau von Rohstoffen sei in den letzten Jahren exponentiell angestiegen, auch in Naturschutzgebieten. Im Jahr 2016 stammten 28 Prozent des in Peru abgebauten Goldes aus illegalen Bergbauarbeiten. In Bolivien seien es 30, in Ecuador 77, in Kolumbien 80 und in Venezuela 80 bis 90 Prozent gewesen, so legt es die Studie vor. Insbesondere durch illegalen Bergbau gelangen Schwermetalle wie beispielsweise Quecksilber in mindestens 30 Flüsse des Amazonasgebiets.

Gravierend ist auch der Zusammenhang zwischen Bergbau und Waldrodung. In den indigenen Territorien, in denen Bergbau betrieben wird, findet Abholzung verstärkt statt. In Peru, Ecuador und Bolivien ist der Verlust an Wald in den indigenen Gebieten mit Bergbau um das Dreifache größer als in jenen ohne. In Kolumbien und Venezuela sei es mehr als das Zweifache.

Bei der Mehrheit der Bergbauaktivitäten handle es sich um durch die Zentralregierungen der Anrainerstaaten bewilligte Projekte. Es sei daher notwendig, die Landrechte und Rechte auf natürliche Ressourcen der indigenen Völker zu stärken sowie soziale und Umweltschutzmaßnahmen zu etablieren, die den internationalen Richtlinien folgen, empfiehlt das Raisg. Außerdem müssten die Bergbauaktivitäten stärker, konsequenter und professioneller überwacht werden. Bei illegalem Bergbau sollten die Anstrengungen erhöht werden, um die Identifizierung und Verurteilung der Beteiligten zu erlangen.

Der Goldpreis hat in der Pandemie ein historisches Hoch erreicht und die höhere Nachfrage nach dem Edelmetall setzt das Amazonasgebiet stark unter Druck. Insgesamt wird in der Region auf 1,28 Millionen Hektar Bergbau betrieben. Die veröffentlichte Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen Bergbau und Abholzung in indigenen Gebieten untersucht. Außerdem zeigt sie einige der Widerstandsstrategien auf, die die Urvölker adoptiert haben, um ihre Gebiete zu schützen.