Quito. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen in Ecuador ist im Jahr 2020 stark gestiegen. Dies berichtet ein neuer Report des Nationalen Statistikamtes. Die Daten, die aus der Nationalen Studie zur Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung hervorgehen, zeigen für Dezember 2020 einen Anstieg von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gut ein Drittel der Bevölkerung verdient monatlich weniger als 84,05 US-Dollar und gilt demnach als arm. Gleichzeitig stieg die extreme Armut, definiert als ein monatliches Gehalt geringer als 47,37 US-Dollar, um sechs Prozent auf 14,9 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass innerhalb eines Jahres mehr als eine Millionen Menschen unter die Armutsgrenze fielen.
Am schlimmsten betroffen sind die ländlichen Gebiete. Ecuador ist kein Einzelfall, weltweit hat die Pandemie zu wirtschaftlicher Rezession geführt, deren Effekt die Armen am härtesten zu spüren bekommen. Doch ist es eines der krisenanfälligeren Länder, denn durch die neoliberale Politik des noch amtierenden Präsidenten Lenín Moreno, der die letzten drei Jahre an einem Austeritätsprogramm und weiteren Diktaten des IWF festhielt, wuchsen auch schon vor der Pandemie die Armut und Ungleichheit im Land.
Die Studie zeigt außerdem eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, die um fast 100.000 Erwerbslose mehr als im Vorjahr auf 401.305 gestiegen ist. Den Großteil davon machen Frauen aus, obwohl deren Anteil am Arbeitsmarkt in den letzten Jahren sogar zugenommen hatte. Im Dezember 2020 waren jedoch 45 Prozent mehr Frauen arbeitslos als im Dezember 2019. Im Vergleich dazu ist die Arbeitslosigkeit unter Männern "nur" um circa zwölf Prozent angestiegen.
Diese Verstärkung der Geschlechterungleichheit ist ein globaler Trend und betrifft nicht nur Länder des Globalen Südens. Laut einem aktuellen Oxfam-Report, "The Inequality Virus" (Das Virus der Ungleichheit), wären weltweit 112 Millionen Frauen weniger davon gefährdet, ihre Arbeit zu verlieren, wenn sie nicht die Mehrheit der Arbeitskräfte in den von der Pandemie besonders betroffenen Sektoren ausmachen würden.
Außerdem sind es in den allermeisten Fällen Frauen, die die zusätzliche Kinderbetreuung übernehmen, welche durch die Schließung von Kitas und Schulen anfällt. Während in einigen ländlichen Gebieten des Landes Schüler seit dem 2. März nach beinahe einem Jahr wieder zur Schule gehen können, bleibt der Präsenzunterricht in Quito und anderen Städten ausgesetzt. Der digitale Unterricht an staatlichen Schulen beträgt maximal vier Stunden pro Woche. Sechs von zehn Kindern haben gar nicht die Möglichkeit teilzunehmen.