Peru: Bunte Vielfalt bei Protesten für Demokratie

Zwei Wochenenden in Folge haben soziale Organisationen aus ganz Peru Protestmärsche mobilisiert. Auch Fujimori-Anhänger:innen demonstrierten

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Am 19. sowie am 26. Juni kam es zu nationalen Protestmärschen in Lima
Am 19. sowie am 26. Juni kam es zu nationalen Protestmärschen in Lima

Lima. Die vergangenen beiden Samstage werden sich in die peruanische Erinnerung einbrennen. In vielen Teilen des Landes protestierte die Bevölkerung mit einem gemeinsamen Ziel: Sie forderte die Anerkennung des Wahlsiegs von Pedro Castillo bei der Präsidentschaftswahl. Allein in Lima nahmen an den zwei nationalen Märschen "gegen den Staatsstreich" zahlreiche Bürgervereinigungen, Vertreter:innen von Bauernverbänden, regionale Organisationen, Ronderos (Mitglieder bäuerlicher Selbstorganisationen, Anm. d. Red.) und Jugendgruppen teil und versammelten sich jeweils am Nachmittag auf den Straßen. Begleitet von Tänzen, traditioneller Kleidung, Sprechchören und Gesängen endeten die Proteste mit einer riesigen Kundgebung auf der Plaza San Martín im historischen Zentrum Limas.

Dort ergriffen Vertreter:innen von Bauernverbänden und Studierenden, Politiker:innen und andere Akteur:innen der Zivilgesellschaft das Wort. Gegen Abend des ersten Protestmarschs trug Martina Portocarrero das Lied “Flor de Retama” vor, das trotz einer Stigmatisierungskampagne zur einer regelrechten Hymne der Forderungen der Bevölkerung geworden ist. Auf vielen Plakaten und Bannern war "Nein zum Staatsstreich" zu lesen. Zu den Protesten, zu denen das Koordinationskomitee für die Verteidigung von Wahl, Demokratie und Heimat aufgerufen hatte, kamen Teilnehmer:innen aus mehreren Departamentos. Diese stimmten Sprechchöre an wie: "Wir sind keine Terroristen, wir sind Provinzler".

Darüber hinaus waren etwa tausend Ronderos mit ihren charakteristischen Arbeitswerkzeugen anwesend, um die antidemokratischen Kundgebungen und den befürchteten Staatsstreich abzulehnen. Unter den teilnehmenden indigenen Gruppen befanden sich auch Mitglieder des Comando Matico, einem Zusammenschluss des Volkes der Shipibo, das in den indigenen Gemeinden in Ucayali mit Covid-19 infizierte Menschen mit traditioneller Medizin behandelt. "Es sind nicht nur Krankheiten, die unsere Brüder und Schwestern töten", teilten sie über Facebook ihre Erkenntnis mit, dass die in den öffentlichen Institutionen tief verwurzelte Korruption ebenso tödlich sei wie die Pandemie.

Gleichzeitig versammelten sich Anhänger:innen der rechtskonservativen Fuerza Popular (Volkskraft, FP) nach vorherigen Kundgebungen im Nationalstadion und in einer Hauptverkehrsstraße unter dem Motto "Respektiert meine Wahl" in der Innenstadt, bei der auch Keiko Fujimori eine Rede hielt. Die Präsidentschaftskandidatin versucht durch ständige, jeder Rechtsgrundlage entbehrende Anträge Wahlergebnisse in den ländlichen Gebieten zu annullieren. Dort wurde hauptsächlich ihr Gegner Castillo unterstützt. "Lasst uns unsere Stimme friedlich, mit Stolz und erhobenen Hauptes erheben", sagte die Tochter von Expräsident Alberto Fujimori, gegen die wegen Geldwäsche ermittelt wird und der die Leitung eines Netzwerks des organisierten Verbrechens vorgeworfen wird.

In der darauffolgenden Woche erfolgte ein zweiter nationaler Protestmarsch. Erneut mobilisierte Fujimori zeitgleich ihre Anhänger:innen, deren Anzahl dieses Mal deutlich geringer ausfiel. Sowohl Castillo als auch Fujimori hielten Reden.

Nach Auszählung aller Stimmen hatte das Nationale Wahlbüro am 15. Juni das knappe Ergebnis von 50,12 Prozent für Castillo und 49,87 Prozent für Keiko Fujimori bekanntgegeben. Obwohl 135 Anträge auf Ungültigkeit für unzulässig erklärt wurden, legt FP weiterhin Berufung bei der Nationalen Wahlkommission wegen angeblichen Wahlbetrugs ein.

Auf einer Pressekonferenz erklärte dazu die Linkspolitikerin Verónika Mendoza: "Sie behaupten, dass im Hochland die Wahl manipuliert wurde, obwohl wir in ganz Peru mit Erinnerung, Würde und Hoffnung auf Veränderung gewählt haben."