Kuba / Soziales

Kuba: Zahl der Opfer nach Gasexplosion in Hotel weiter gestiegen

27 Tote, 81 Verletzte, nach 19 Vermissten wird noch gesucht. Umfassende Hilfen für Betroffene und Angehörige. Solidaritätsbekundungen aus aller Welt

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Ein Bild der Zerstörung: Das Hotel Saratoga nach der Explosion
Ein Bild der Zerstörung: Das Hotel Saratoga nach der Explosion

Havanna. Bei dem Gasunfall am Freitag im Hotel Saratoga in Kubas Hauptstadt sind 27 Menschen zu Tode gekommen, darunter vier Minderjährige. Auch eine spanische Touristin ist unter den Opfern, informierte die Provinzregierung Havannas am Samstag. Die Suche nach Vermissten wird unterdessen fortgesetzt.

Am Sonntag um 00:20 Uhr Ortszeit berichtete das kubanische Nachrichtenportal Cubadebate: "Zur Stunde dauern die Rettungsarbeiten noch an, es wird noch nach 19 vermissten Personen gesucht."

Julio Guerra Izquierdo, Leiter der Abteilung für Krankenhausdienste des Gesundheitsministeriums, sagte bei einer Pressekonferenz am Samstag, dass 81 Verletzte weiterhin in Behandlung seien, 37 von ihnen noch im Krankenhaus. Unter ihnen sind auch 15 minderjährige Patienten, von denen drei in kritischem Zustand und zwei schwer verletzt sind, zehn weitere werden noch medizinisch betreut.

Wie die Gesundheitsbehörden bekannt gaben, erhalten die Familien der vermissten Personen zur Stunde psychologische Betreuung im nahegelegenen Computerpalast. Sozialarbeiterinnen des Frauenverbands haben am Samstag sämtliche Familien mit Kindern in der Umgebung besucht und Unterstützung im Umgang mit dem Ereignis angeboten. Für die Schüler einer durch die Explosion beschädigten Grundschule in der Nähe des Hotels soll der Unterricht am Montag weitergehen, sie werden auf mehrere Schulen der Umgebung verteilt. Bis Ende des Monats soll ihre alte Schule wieder nutzbar sein, kündigten Vertreter der Stadtregierung an.  

Das Fünf-Sterne-Hotel Saratoga, das schwer beschädigt wurde, war zum Zeitpunkt der Explosion wegen der Corona-Pandemie noch geschlossen und sollte am 10. Mai wieder öffnen. Es liegt am Rand von Havannas Altstadt, wurde 1879 gebaut und 2005 von Investoren umfangreich saniert. Seit 2012 wird das Hotel vom kubanischen Staat betrieben.

Ursache war nach bisherigen Erkenntnissen ein Unfall beim Entladen von Flüssiggas von einem Lastwagen in die Lager des Hotels, wobei es offenbar zu einem Leck kam. Bei der Explosion gegen elf Uhr Ortszeit sind auch 23 Gebäude in der Umgebung beschädigt worden. Neben dem beteiligten LKW wurden mehrere Autos unter den Trümmern begraben.

Wie Pedro Enriquez Calzadilla vom staatlichen kubanischen Tourismusunternehmen Gaviota am Samstag Nachmittag erklärte, befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion 51 Angestellte und zwei Restauratoren in dem Hotel, um die Wiedereröffnung am kommenden Dienstag vorzubereiten.

Unmittelbar nach der Explosion machten sich Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel und Havannas erster Sekretär der Kommunistischen Partei, Antonio Torres Iríbar, ein Bild von der Unglücksstelle.

Die kubanische Studentenvereinigung rief am Freitagnachmittag gemeinsam mit den Komitees zur Verteidigung der Revolution zur Blutspende für die Verletzten auf. Innerhalb weniger Stunden bildeten sich lange Schlangen vor den Polikliniken, teilweise wurden Spender:innen mit Bussen befördert. Bis 20 Uhr hatten sich mehr als 1.500 Personen an der Aktion beteiligt.

Der staatliche Kulturbetrieb Egrem sagte indes sämtliche Tanz- und Musikveranstaltungen für das Wochenende ab, Kubas Medien nutzen seither schwarze Trauerbeflaggung auf ihren Webseiten und Social-Media Kanälen.

Unterdessen reißen die Solidaritätsbekundungen und Hilfsangebote aus vielen Ländern der Welt nicht ab. Boliviens Präsident Luis Arce übermittelte den Angehörigen der Opfer auf Twitter seine "Solidarität und Anteilnahme". Ähnlich äußerte sich Venezuelas Außenminister Félix Plasencia. China bekräftigte "angesichts dieses Moments der Trauer" seine Unterstützung und Solidarität mit dem kubanischen Volk ebenso wie Argentinien, die Russische Föderation, Mexiko, Nicaragua, Belarus, Vietnam und andere.

Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, sprach in einem Telefonat mit Kubas Außenminister Bruno Rodríguez sein "Beileid und Solidarität mit der kubanischen Bevölkerung" aus.

Aktualisierung: Wie das kubanische Gesundheitsministerium am Sonntag um 18:30 Ortszeit informierte, ist die Zahl der Toten auf 31 gestiegen.