Kolumbien und Venezuela nehmen diplomatische Beziehungen wieder auf

Beide Regierungen ernennen Botschafter. Auch die Zusammenarbeit im militärischen und wirtschaftlichen Bereich soll vorangetrieben werden

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Die neuen Botschafter Benedetti (links) und Pasencia (Kollage)
Die neuen Botschafter Benedetti (links) und Pasencia (Kollage)

Bogotá/Caracas. Die neue kolumbianische Regierung unter Gustavo Petro setzt mit ihren außenpolitischen Entscheidungen den angekündigten Bruch mit der Politik der Vorgängerregierung unter Iván Duque weiter um. Dies betrifft auch das Verhältnis zu Venezuela. Die venezolanische Regierung nimmt ihrerseits die im Januar 2019 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wieder auf.

Bogotá und Caracas haben am vergangenen Freitag Botschafter für die diplomatischen Vertretungen in den beiden Ländern ernannt. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro gab bekannt, dass der ehemalige Außenminister Félix Plasencia bald sein Amt in Bogotá antritt. Plasencia ist seit 1991 im diplomatischen Dienst. Zum Botschafter Kolumbiens in Caracas hat Petro Ex-Senator Armando Benedetti ernannt. Er kommt aus der traditionellen politischen Klasse des Landes, unterstützte den ultrarechten Präsidenten Álvaro Uribe und dessen Nachfolger Juan Manuel Santos, bevor er sich der Partei von Petro, "Colombia humana" anschloss und seine Wahlkampagne leitete.

Bereits drei Tage vor Petros Amtsantritt waren Venezuelas Außenminister Carlos Faría und sein [designierter] Amtskollege Álvaro Leyva zusammengetroffen und unterzeichneten eine Absichtserklärung zur Normalisierung der bilateralen Beziehungen (amerika21 berichtete). Dabei schlossen beide Länder auch ein "Grenzabkommen zur Förderung von Frieden und Entwicklung". Im Grenzgebiet kommt es regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen irregulären bewaffneten Gruppen und staatlichen Sicherheitskräften beider Länder. Caracas hatte Petros Vorgänger Duque mehrfach beschuldigt, "paramilitärischen Gruppen und Drogenhändlern" zu erlauben, in der Region ungehindert zu operieren.

Neben den politischen Beziehungen sollen auch die militärische Zusammenarbeit an der über 2.200 Kilometer langen Grenze wieder aufgenommen und die Restriktionen im grenzüberschreitenden Handel zurückgenommen werden. Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López bestätigte auf Twitter, von Maduro die Anordnung erhalten zu haben "umgehend Kontakt mit dem kolumbianischen Verteidigungsministerium aufzunehmen, um unsere militärischen Beziehungen wieder herzustellen."

Die Unübersichtlichkeit der Grenzregion beförderte schon früher Kriminalität und Schmuggelrouten. Durch die mangelnde Kooperation beider Länder wurde dem weiter Vorschub geleistet, auch die Unsicherheit für die lokale Bevölkerung nahm stark zu. Beide Regierungen sind an einer Reaktivierung des legalen kommerziellen Austausches interessiert, der in seinem besten Jahr 2008 über sieben Milliarden Dollar erreichte.

Die Regierung Duque hatte wie ihre beiden Vorgänger auf Abschottung des Nachbarlandes gesetzt und sich der Sanktionspolitik der USA angeschlossen. Bereits seit 2015 war der Grenzübertritt nur noch für Fußgänger gestattet, so dass die Wirtschaft an der aktivsten Grenze Lateinamerikas fast zum Erliegen kam. Nachdem Duque im Januar 2019 den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó anerkannte, brach Caracas die diplomatischen Beziehungen ab.

Der neue Minister für Industrie, Handel und Tourismus in Kolumbien, Germán Umaña Mendoza, hat bereits angekündigt, umgehend mit der Regierung Maduro über die Wiederaufnahme des Warenaustausches im Grenzgebiet sprechen zu wollen.

Bereits Anfang Juli gab der venezolanische Unternehmerverband in Táchira die Unterzeichnung eines "Grenzabkommens" mit kolumbianischen Unternehmern bekannt.

Laut Medienberichten bereiten sich die wichtigsten Unternehmen des Landes wie Superalimentos, Colombina, Nutresa und Aldor auf ihre Rückkehr nach Venezuela vor. Ein gutes Zeichen für die künftige Wirtschaftskooperation habe Petro mit der Ernennung des Ökonomen Umaña Mendoza zum Handelsminister gesetzt, der über langjährige Erfahrung als Direktor der kolumbianisch-venezolanischen Handelskammer verfügt.

Auch drei Fluggesellschaften wollen ihre Geschäfte wieder aufnehmen und haben bereits die Genehmigung der Zivilen Luftfahrtbehörde Kolumbiens: Avianca, Wingo und Latam. Sie warten jetzt darauf, dass die zuständige venezolanische Behörde (Instituto Nacional de Aeronáutica Civil Venezuela) die beantragten bis zu sieben wöchentlichen Flüge genehmigt.