Caracas. In Venezuela hat das zweite internationale Forum "Wiederbegegnung mit Mutter Erde" (Reencuentro con la Madre Tierra) zur Vorbereitung des Weltklimagipfels in Glasgow (COP-26) stattgefunden. Vertreter:innen von Regierungen und Basisruppen aus 18 Ländern haben bei der zweitägigen Veranstaltung in Caracas Vorschläge ausgearbeitet, welche die Alba-Mitgliedsländer beim COP-26 vom 31. Oktober bis zum 17. November in der schottischen Stadt einbringen sollen.
In der Abschlusserklärung schlagen die Teilnehmer:innen den Staats- und Regierungschefs 18 Punkte vor, die sie am UN-Gipfel thematisieren sollen. Unter anderem warnen sie vor neokolonialen Tendenzen, indem die reichen Industrieländer unter dem Vorwand des Klimawandels die globale Agenda entsprechend ihren Interessen ausgestalten.
Stattdessen sollten besonders verletzliche oder vom Klimawandel betroffene Gruppen – etwa indigene Gemeinschaften, Kinder und Jugendliche, Frauen und Migrant:innen sowie die jeweils ortsansässige Bevölkerung – bei der Entscheidung über geplante Maßnahmen einbezogen werden.
Das Dokument betont auch, dass nicht "die Menschheit", sondern "das reichste Prozent, welches das kapitalistische System durchsetzt", für die fortlaufende Erderwärmung verantwortlich ist.
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Um die durchschnittliche Erderwärmung unter 1,5°C zu halten, sei "dringliches und gerechtes Handeln nötig, um die Emissionen zu reduzieren", so die Erklärung. Bestehende Systeme des Emissionshandels reichten nicht aus, eine Reduktion der Emissionen auch in den Industrieländern sei dringend geboten. Die reichen Staaten müssten zudem die Entwicklungsländer mit mindestens 100 Millionen US-Dollar jährlich bei Klimaschutzmaßnehmen unterstützen.
Bereits im April hatte in Bolivien ein erstes solches Treffen stattgefunden. Danach vereinbarten die Regierungen der Alba-Mitgliedsländer ein Folgetreffen in Caracas, um eine gemeinsame Erklärung "über die Vision des Globalen Südens zum Schutz und der Erhaltung von Mutter Erde" zu verabschieden.
Die Bolivarische Allianz (Alianza Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América – Tratado de Comercio de los Pueblos, Alba-TCP) besteht derzeit aus zehn lateinamerikanischen und karibischen Staaten, setzt sich für solidarische internationale Wirtschaftsbeziehungen ein und fördert die regionale Kooperation zwischen Staaten, aber auch zwischen sozialen Bewegungen. Sie wurde 2004 von den damaligen Präsidenten Kubas und Venezuelas, Fidel Castro und Hugo Chávez, ins Leben gerufen.