Mexiko: Karawane der Migranten fordert Dialog mit der Regierung

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Logo von "Pueblo sin frontera". Die Gruppe organisiert die Karawanen der Migranten
Logo von "Pueblo sin frontera". Die Gruppe organisiert die Karawanen der Migranten

Tapachula, Chiapas. Migranten aus Zentral- und Südamerika sind am 23. April im mexikanischen Bundesstaat Chiapas zur Karawane "Viacrucis Migrante" aufgebrochen. Ihr Ziel ist die mehr als 800 Kilometer entfernte Hauptstadt, wo sie sich mit Regierungsvertretern treffen wollen, um über eine Regulierung ihres vorübergehenden Aufenthaltes in Mexiko zu sprechen. Danach wollen sie bis in die USA weiterziehen.

Mit dem Marsch protestieren sie auch gegen die Todesfälle in einer Sammelstelle der Migrationsbehörde (INM) im nördlichen Bundesstaat Chihuahua am 27. März. Überwachungskameras der Behörde zeichneten auf, dass die Migranten eingesperrt blieben, als einer von ihnen aus Protest eine Matratze in Brand gesetzt hatte. Die INM-Mitarbeiter bemerkten das Feuer, trotzdem evakuierten sie die Sammelstelle nicht. 40 Migranten starben, zahlreiche wurden schwer verletzt.

Mexikos Innenminister Adán Augusto López erklärte, dass in Abstimmung mit den Regierungen der Bundesstaaten und Kommunen Maßnahmen zur Versorgung der Karawane-Teilnehmer festgelegt wurden, die eine freie Durchreise durch das Staatsgebiet gewährleisten sollen. Die Migranten würden auf ihrer Reise medizinisch und mit Lebensmitteln versorgt, so der Minister.

Dennoch ist der 35 Jahre alte Melvín Saúl Chacón aus Honduras am Dienstag an einem Herzinfarkt gestorben. Laut Medienberichten hatte die Karawane eine Pause in dem Dorf Huixtla, rund 41 Kilometer entfernt vom Ausgangspunkt Tapachula, gemacht, als Chacón Schmerzen in der Brust bekam, kurz danach brach er zusammen. Andere Migranten riefen einen Krankenwagen. Die Sanitäter konnten aber nichts mehr tun, Chacón starb vor Ort.

Auf den tragischen Tod reagierten die Migranten empört und organisierten spontan eine Demonstration in Huixtla. "Wir sind keine Tiere, wie verdienen einen würdigen Umgang", war auf den improvisierten Bannern zu lesen.

Die mehr als 3.500 Migranten fordern ein Visum von der mexikanischen Regierung, damit sie vor dem 11. Mai in den USA ankommen. Dieses Datum ist die Gültigkeitsfrist für die US-Regelung "Titulo 42", die den Migranten ermöglicht, einen Antrag gemäß der Einwanderungsordnung direkt an der Grenze zu stellen. Nach dem 11. Mai werden alle irregulär in den USA Ankommenden unmittelbar abgeschoben. Organisiert wird die Karawane von der Gruppe "Volk ohne Grenzen" (Pueblo sin Fronteras).

Die mexikanische Menschenrechtsorganisation "Stiftung für Gerechtigkeit" (Fundación para la Justicia) kritisiert diese Politik, denn durch Militarisierung, massenhafte Inhaftierungen und Abschiebungen würden die Migranten immer gefährlichere Wege in Kauf nehmen und seien dabei dem organisierten Verbrechen ausgeliefert. "Diese Migrationspolitik geht von den USA aus und wird von Mexiko toleriert sowie umgesetzt", prangert ihre Leiterin Ana Lorena Delgadillo an.

Gemeinsam mit Familienangehörigen der verschwundenen Migranten in der Region schlägt die Stiftung vor, eine Sonderkommission unter dem Dach der Vereinten Nationen einzurichten, um die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft zu den Massakern und dem Verschwindenlassen von Migranten voranzutreiben. "Diese Kommission sollte auch den Fall von Ciudad Juárez behandeln", so Delgadillo.