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Mexiko: Gemeinden der Grenzregion von Chiapas nach Gewaltausbruch auf der Flucht

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"Urgent Action" für die vor der Gewalt Geflüchteten in Chiapas
"Urgent Action" für die vor der Gewalt Geflüchteten in Chiapas

Chiapas. Die Südgrenze Mexikos befindet sich in einer humanitären Krise aufgrund einer Gewaltspirale, die sich in der vergangenen Woche verschärft hat. Bewaffnete Konflikte zwischen verschiedenen Gruppierungen des organisierten Verbrechens um die territoriale Kontrolle der geostrategisch wichtigen Region führten in den Gemeinden Frontera Comalapa und Chicomuselo zur Flucht der Bevölkerung aus mehreren Dörfern.

Zuvor war inmitten der Schießereien in Ortschaften wie Nueva Independencia, Nueva Libertad und 24 de Febrero auch über die Zwangsrekrutierung von jungen Männern durch die bewaffneten Gruppierungen berichtet worden.

Das Menschenrechtszentrum Frayba ruft in einer Urgent Action die Behörden zum Schutz der Bevölkerung auf. Es weist auch darauf hin, dass der mexikanische Staat den Verbrecherbanden keinen Einhalt gebietet, trotz zahlreicher militärischer Einrichtungen vor Ort: "In der Ortschaft El Jocote sind Truppen der mexikanischen Armee stationiert. An der Landstraße von Paso Hondo nach Frontera Comalapa befindet sich ein Kontrollposten der Nationalgarde. In der Gemeinde Chicomuselo befindet sich die größte Kaserne der mexikanischen Armee in Chiapas". Doch laut Zeugenaussagen fahren Karawanen von Fahrzeugen mit schwer bewaffneten Personen an diesen Einrichtungen unbehelligt vorbei, so das Frayba.

Der Gewaltausbruch, der nach ersten Angaben bis zu 3.000 Personen zur Flucht zwang, kommt nicht überraschend. Die lokale Presse dokumentierte in dieser Region seit letztem Jahr 63 Fälle von gewaltsamem Verschwindenlassen. Elf der vermissten Personen zählen zu den lokalen Agrarbehörden.

Bis heute hat die Justiz in dem von der Mitte-links Partei Morena regierten Bundesstaat diese Verbrechen nicht geahndet. Mexikanische Menschenrechtsorganisationen fordern die zuständigen Behörden auf, dringend zu intervenieren, um die Gewalt und den Terror in der Grenzregion von Chiapas zu stoppen.

Auch andere Regionen des südlichsten Bundesstaates sind vermehrt von Gewalt betroffen. Am 17. April 2023 führte eine mehrstündige Schießerei am hellichten Tag in der Stadt San Cristóbal de Las Casas zu Panik bei der Bevölkerung und den Tourist:innen. Und am 22. Mai griffen Bewaffnete die zapatistische Gemeinde Moisés y Gandhi an, dabei wurde Jorge López Sántiz von der zapatistischen Unterstützungsbasis schwer verletzt.