Yukpa-Volk in Venezuela fordert mit Protesten Gerechtigkeit für Inhaftierte

Indigene aus Gemeinden im Westen des Landes bei Polizeiaktion verletzt, als sie versuchten Caracas zu erreichen, um Kunsthandwerk zu verkaufen

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Yukpa-Gemeinschaften sind auf Verkauf ihres Kunsthandwerks angewiesen
Yukpa-Gemeinschaften sind auf Verkauf ihres Kunsthandwerks angewiesen

Caracas. Indigene Yukpa-Gemeinschaften haben die Repression durch Sicherheitskräfte angeprangert und die Freilassung von drei Personen gefordert, die bei den jüngsten Protesten im Bundesstaat Zulia festgenommen wurden.

Am 15. Juni wurden Zenaida Romero, ihr Ehemann Alfonzo Ramos Romero und Francisco Romero festgenommen, nachdem die Nationale Bolivarische Polizei (PNB) eine Gruppe von Yukpas auf der Brücke General Rafael Urdaneta über den Maracaibo-See angegriffen und sie auf ihrem Weg nach Caracas aufgehalten hatte.

Zenaida ist die Tochter des historischen Yukpa-Häuptlings Sabino Romero, einer Schlüsselfigur im Kampf um das Yukpa-Land in der Region Sierra de Perijá. Romero wurde am 3. März 2013 von Kräften der landbesitzenden Eliten ermordet. Nur der ausführende Täter wurde bisher verurteilt.

"Die drei wurden willkürlich festgenommen, als sie für ihr Recht protestierten, für den Verkauf ihres Kunsthandwerks nach Caracas zu reisen", sagte der Aktivist und Anwalt des Yukpa-Volkes, Sergio Zambrano, bei einer Kundgebung vor dem Justizpalast in Maracaibo, der Hauptstadt Zulias, gegenüber der lokalen Presse.

Zambrano fügte hinzu, dass 17 Yukpas verletzt wurden und eine im dritten Monat schwangere Frau nach dem nächtlichen Angriff eine Fehlgeburt erlitt. "In einer Art Kommandoaktion zogen sie [die Polizisten] Masken an, schalteten die Beleuchtung der Brücke aus und griffen die Yukpas an, die darauf bestanden, ihr Recht auf freien Verkehr auszuüben."

Der Rechtsanwalt erklärte weiter, dass die Verhafteten der Störung der öffentlichen Ordnung, der Verschwörung und des Besitzes von psychotropen Substanzen beschuldigt werden. "Alle Anschuldigungen sind unbegründet, vielmehr waren die Yukpas die Angegriffenen", sagte er.

Der Anführer der Indigenen, Olegario Romero Romero, stellte klar, dass seine Gemeinde auf einer Seite der Straße stand und darauf wartete, die Brücke zu überqueren, und nicht, wie die Polizei den Medien mitteilte, die Brücke blockierte.

Nach Angaben der Yukpas beschlagnahmte die Polizei bei dem Überfall auch 25.000 Stück Kunsthandwerk (im Wert von je fünf US-Dollar), wovon sie einige von der Brücke warfen, sowie drei Fahrzeuge. Außerdem wurden vielen Personen die Personalausweise abgenommen. Die indigene Gemeinschaft will so lange demonstrieren, bis die drei Festgenommenen freigelassen und ihr Eigentum zurückgegeben oder bezahlt wird.

Lusbi Portillo, Koordinator von Homo et Natura, einer Nichtregierungsorganisation für die Rechte indigener Völker im Bundesstaat Zulia, erklärte gegenüber Venezuelanalysis, dass die Yukpas in der Vergangenheit ihre Gemeinschaften durch landwirtschaftliche Produktion, hauptsächlich Avocados, Bananen, Yuca, Ocumo, Sellerie, aber auch Fleisch und Käse, ernährt haben.

"Seit fast zehn Jahren sind die Straßen jedoch blockiert, weil die nahen Hügel durch die Regenfälle abgerutscht sind, was es den Yukpas unmöglich macht, ihre Produkte in die Städte zu transportieren", so Portillo.

Der Universitätsprofessor betonte, dass die Regierung trotz zahlreicher Proteste und Briefe "nie die Straßen repariert" oder auf Forderungen nach landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, Lastwagen und Zugang zu Dieselkraftstoff eingegangen sei. Infolgedessen haben sich die Yukpas eine alternative Einkommensquelle verschafft, indem sie ihr Kunsthandwerk wie gewebte Hüte und Handtaschen in Caracas verkaufen.

Letztes Jahr startete die Ministerin für indigene Völker, Clara Vidal, mit einem Aufkauf der Waren der Yukpas, kündigte dann aber im Mai die Vereinbarung abrupt auf.

"Als die Yukpas erfuhren, dass die Regierung ihr Kunsthandwerk nicht mehr kaufen würde, beschlossen sie, ihre Reisen nach Caracas wieder aufzunehmen, aber sie wurden an jedem Kontrollpunkt auf dem gesamten Weg von Sierra de Perijá behindert", erklärte Portillo. Die Sicherheitskräfte attakierten wiederholt verschiedene Yukpa-Gemeinschaften auf dem Weg.

"Das Volk der Yukpa lebt in der Region Sierra de Perijá in der Gemeinde Machiques im Bundesstaat Zulia. Die Gemeinschaften gruppieren sich unabhängig von einander um die Flüsse Apón, Negro, Yaza und Tukuko. Die auf der Brücke Angegriffen stammen vom Yaza-Fluss, wo allein rund 120 Gemeinden leben", sagte er weiter.

Zwei weitere Yukpa-Gruppen vom Negro-Fluss und vom Tokuko-Fluss wurden in den letzten Tagen ebenfalls von der Polizei angegriffen, als sie sich auf dem Weg in die Hauptstadt Maracaibo befanden. Es ist ihnen nicht gelungen, die Brücke zu überqueren und ihr Ziel zu erreichen.

Portillo erklärte gegenüber Venezuelanalysis, dass die drei indigenen Gefangenen voraussichtlich bald freigelassen werden. Dennoch werden die Aktivisten zusammen mit den Yukpa-Führern den Fall möglicherweise vor die Generalstaatsanwaltschaft und das Büro der Vereinten Nationen in Caracas bringen. Sie arbeiten auch an einer Anti-Rassismus-Kampagne und fordern die Entlassung der an der Repression beteiligten Polizeichefs.