Proteste in Venezuela nach Mord an Bauernaktivist

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"Gerechtigkeit für Carlos Bolívar" forderten die Demonstranten in Caracas
"Gerechtigkeit für Carlos Bolívar" forderten die Demonstranten in Caracas

Caracas. Kleinbauernkollektive sind in Venezuelas Hauptstadt Caracas auf die Straße gegangen, um Gerechtigkeit für Carlos Bolívar zu fordern.

Bolívar, ein langjähriger Aktivist und Sprecher des Bauernrates Ezequiel Zamora und der Plataforma de Lucha Campesina (Plattform des Bauernkampfes), wurde am 2. März im Bundesstaat Guárico getötet. Er war einer der Anführer des langen Kampfes zur Verteidigung des Landguts Los Tramojos.

"Wir sind hier, um die nationalen Behörden aufzufordern, gründliche Ermittlungen zur Ermordung von Carlos Bolívar durchzuführen", sagte Jesús Osorio, ebenfalls eine bekannte Persönlichkeit der Plattform. "Dies ist einer der emblematischsten Landkämpfe, die wir erlebt haben, und einer, bei dem ein mächtiger Großgrundbesitzer seinen Einfluss genutzt hat, um die Gerechtigkeit zu untergraben."

"Das kann nicht ungestraft weitergehen", fuhr er fort. "Es gibt eine neue Offensive der Großgrundbesitzer in den ländlichen Regionen, die es auf uns abgesehen haben, um Land zu ergattern."

Im Februar 2022 sicherten sich rund 30 Bauernfamilien Landtitel für etwa 2.900 der 4.800 Hektar großen Parzelle Los Tramojos. Sie hatten das unproduktive Land 2010 im Rahmen des Landgesetzes übernommen. Sie wurden allerdings 2017 gewaltsam vertrieben, nachdem der örtliche Grundbesitzer José Elías Chirimelli Eigentumsurkunden vorgelegt hatte, die sich später als Fälschungen herausstellten.

Proteste der Bauernfamilien rückten den Kampf ins Rampenlicht. Nach fast fünf Jahren entschied der Oberste Gerichtshof schließlich zu Gunsten des Bauernrates Ezequiel Zamora und ebnete den Weg für die Rückkehr auf das Land. Carlos Bolívar beteiligte sich stark an den Bemühungen, die Produktion wieder anzukurbeln.

Soto erklärte gegenüber Venezuelanalysis, dass Chirimellis Drohungen nie aufhörten: "Wir fühlen uns ständig bedroht, weil Chirimelli das Grundstück direkt neben unserem erhalten hat", sagte er. "Warum wurde er überhaupt mit Land belohnt, nachdem er Dokumente gefälscht hat?", fragte Soto weiter. Er forderte das Nationale Landinstitut auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Chirimelli von dem Landstück zu verweisen und das Land entweder an Kleinbauern zu vergeben oder für öffentliche Zwecke zu nutzen.

An der Kundgebung nahmen Kleinbauernkollektive aus mindestens sieben Bundesstaaten teil. Die Redner brachten Fälle von ermordeten Aktivisten zur Sprache, die durch Gewalt von Landbesitzern getötet wurden. Einer von ihnen war Urbano Reina, der im Dezember 2022 im Bundesstaat Cojedes getötet wurde.

Ländliche Bewegungen berichten, dass seit der Verabschiedung des Landgesetzes im Jahr 2001 zwischen 350 und 400 Kleinbauern ermordet wurden, darunter 27 seit dem "Bewundernswerten Marsch" von 2018 (amerika21 berichtete), an dem auch Carlos Bolívar teilnahm.

Die Aktivisten zogen zur Generalstaatsanwaltschaft und forderten von Behördenleiter Tarek William Saab, sich ihre Forderungen anzuhören. Eine Delegation wurde vorgelassen. Nach dem Treffen teilte Andrés Alayo, Sprecher der Plattform, mit, dass es im Bundesstaat Guárico bereits vier Verhaftungen gegeben habe und dass die Behörden bestätigt hätten, dass es sich um eine gezielte Tötung gehandelt habe.

Die Generalstaatsanwaltschaft habe zugesagt, gemeinsame Arbeitsgruppen mit den Bauernbewegungen und dem Obersten Gerichtshof zu reaktivieren, die sich mit der Untersuchung von Gewalt gegen Aktivisten auf dem Land und von Angriffen der Justiz befassen sollen.

Verschiedene Redner sprachen von mehr als 300 Fällen, bei denen mächtige Landbesitzer lokale Behörden und Gerichte nutzten, um mittels gefälschter Beweise Strafanzeigen gegen Sprecher der Bauern zu erstatten und so die Landkämpfe zu schwächen.

Der Marsch ging weiter bis zur Nationalversammlung. Eine Abgeordnetenkommission begrüßte die Vertreter der Bauern und sagte ebenfalls zu, das Vorgehen gegen Menschenrechtsverletzungen auf dem Land zu unterstützen und bei Konflikten zu vermitteln.