Operation Condor: Mord an Kommunist aus Uruguay in Argentinien aufgeklärt

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Die Kinder von Jorge Pedreira, Eduardo und Silvia, bei der Pressekonferenz
Die Kinder von Jorge Pedreira, Eduardo und Silvia, bei der Pressekonferenz

Montevideo. Das Schicksal von Jorge Pedreira Brum, einem Kommunisten aus Uruguay, der 1978 in Argentinien verschwand, ist aufgeklärt. Dies gab die Organisation der Mütter und Angehörigen von verschwundenen Häftlingen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Nationalen Menschenrechtsinstitution (Inddhh) bekannt. Demnach wurde der Ort, an dem Pedreira begraben wurde, ausfindig gemacht.

"Es wurde festgestellt, dass Pedreira eines gewaltsamen Todes starb und dass sein Leichnam am 21. Juni 1978 unter 'N.N.' auf dem argentinischen Friedhof von Grand Bourg beigesetzt wurde", so die Inddhh.

An der Pressekonferenz nahmen auch die Kinder von Pedreira, Eduardo und Silvia, teil.

Walter Pernas von der Ermittlungsgruppe der Inddhh schilderte die Umstände des Verschwindens von Pedreira. Sein Leichnam wurde anonym auf dem Friedhof Grand Bourg im Norden von Buenos Aires beigesetzt, wo auch andere Diktaturopfer begraben liegen.

Die Untersuchung habe aufgeklärt, dass die argentinische Polizei die Familie getäuscht hatte, so Pernas. Laut Polizeiberichten kam Pedreira bei einem Eisenbahnunfall zu Tode, aber "Daten aus dem Eisenbahnarchiv zeigen, dass es zu dieser Zeit keine Unfälle gab."

Pedreira wurde am Bahnhof der Stadt Paso del Rey in der Provinz Buenos Aires verhaftet und seine Leiche in einem Massengrab auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt. Der Bahnhof liegt nur wenige Straßen vom Haft- und Folterzentrum Campo de Mayo entfernt. Im Februar 1984 wurden auf dem Friedhof mehr als 120 Leichen exhumiert und 1987 alle in ein gemeinsames Grab gelegt. Bislang konnten jedoch nur neun Identitäten ermittelt werden.

Der Fischer und Lastwagenfahrer war seit 1944 Mitglied der Kommunistischen Partei, verheiratet und hatte zwei Kinder. Er wanderte 1974 mit seiner Familie nach Argentinien aus, nachdem 1973 in Uruguay ein Staatsstreich stattgefunden hatte, der eine zwölf Jahre andauernde zivil-militärische Diktatur einleitete.

Aus Unterlagen des Militärgeheimdienstes (SID) und der Nationalen Direktion für Information und Nachrichtendienst (DNII) von Uruguay geht hervor, dass die politischen Aktivitäten von Pedreira seit 1948 von Militär und Polizei überwacht wurden.

In Argentinien, das von 1976 bis 1983 von einer Militärjunta regiert wurde und mit der Diktatur in Uruguay im Rahmen der Operation Condor zusammenarbeitete, wurde zweimal sein Haus durchsucht.

Anfang Juni 1978 verließ der 56-Jährige sein Haus, um einen Freund zum Bahnhof zu begleiten. Seitdem galt er als verschwunden.

Als "Operation Condor" wird die Zusammenarbeit verschiedener südamerikanischer Geheimdienste und der USA in den 1970er und 1980er-Jahren zur systematischen Verfolgung, Folterung und Ermordung von Linken bezeichnet. Nach Schätzungen wurden dabei etwa 50.000 Menschen ermordet, 400.000 verhaftet, 35.000 gelten als verschwunden.

Daten der US-Forschungsstelle National Security Archive belegen, dass vor allem der ehemalige Nationale Sicherheitsberater (1969-1973) und US-Außenminister (1973-1977) Henry Kissinger engen Kontakt zu den beteiligten Diktatoren unterhielt und eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung spielte.

Pedreiras Sohn Eduardo sagte bei der Pressekonferenz am Dienstag, sein Vater sei ein Arbeiter und die ganze Famile "ehrbare Kommunisten" gewesen: "Er hat dieses Ende nicht verdient."