Brasilien / Soziales

Brasiliens Präsident Lula da Silva schafft Bolsonaros militarisierte Schulen ab

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Bolsonaros Idee einer miliarisierten Erziehung wird nicht fortgeführt
Bolsonaros Idee einer miliarisierten Erziehung wird nicht fortgeführt

Brasília. Das landesweite Programm "zivil-militärische Schulen" ("Programa Nacional de Escolas Cívico Militares". Pecim) hat Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (PT) für beendet erklärt. Diese Schulen, eröffnet von seinem ultrarechten Vorgänger Jair Bolsonaro, werden jedoch nicht geschlossen. Sie werden umgestellt, sprich "entmilitarisiert", und bis Ende 2024 in das staatliche Schulnetz integriert.

Ex-Präsident Bolsonaro, ein ehemaliger Hauptmann, hatte zu Beginn seiner Regierungszeit das Ziel ausgegeben, zwischen 2019 und 2022 eine Zahl von 216 neuartigen Militärschulen zu eröffnen, um die Jugend nach seinem Vorbild zu erziehen. Mit strengen Regeln: Schülerinnen sollten die Haare zusammengebunden tragen, für Schüler war ein Kurzhaarschnitt Pflicht, "provozierende" Schmuckstücke, wie Piercings, waren nicht erlaubt. Für die Verwaltung der Schulen waren Militärs zuständig, ebenso für den Unterricht in Disziplin und einer Werte-Schulung. Für die regulären Schulfächer gab es zivile Pädagogen.

Mit dem Ziel, dass "Zucht und Ordnung" auf dem Schulhof herrschen, ließen Soldaten Klassen strammstehen, Patriotismus und Nationalismus wurden propagiert. Wer nicht in das System passte, erfuhr Sanktionen und wurde von der Schule verwiesen. Die militarisierten Schulen seien ein Exklusionsmodell, war ein Kritikpunkt an dem Programm. Lehrer plädierten dafür, sich daran zu erinnern, dass öffentliche Schulen ein Ort sind, der Schülerinnen und Schüler aller Glaubensrichtungen und jeder Orientierung aufnimmt. Ein Lernort, offen für alle jungen Brasilianer.

Die Entscheidung der Regierung Lula zur Abschaffung der militarisierten Schulen wird jetzt im Land gefeiert, von Konservativen jedoch kritisiert. Es gibt Bestrebungen von Politikern in den südlichen Bundesstaaten, das Bildungsmodell von Bolsonaro beizubehalten. Tarcísio Gomes de Freitas (Republikaner), Gouverneur des Staates São Paulo, der selbst auf einer Militärschule war, will das Modell in einer abgeänderten Weise erhalten ‒ mit dem Lehrplan der öffentlichen Schule und Militärs als Lehrer, die dort die Normen des Zusammenlebens etablieren und für Disziplinierungsmaßnahmen zuständig sind.

Die Rolle der Streitkräfte unter der Bolsonaro-Regierung wird gerade untersucht. Mindestens drei Militärangehörige werden des Komplotts angeklagt, das Ergebnis der Wahl Lulas ins Präsidentenamt im Oktober 2022 nicht anerkannt und am 8. Januar 2023 einen Putschversuch gestartet zu haben.

Mit dem Ende des Militärschulprogramms zwingt der Präsident das Militär, sich aus der Verwaltung der Schulen zurückzuziehen. Die Begründung ist, dass die Streitkräfte mit dem Schul-Programm auf einem Betätigungsfeld eingesetzt war, das weder ihren Kompetenzen entspricht, noch zu ihrem von der Verfassung gegebenen Platz in der Staatsorganisation passe.