Bogotá. Mehr als 40 soziale Organisationen aus den kolumbianischen Departamentos Meta, Caquetá und Guaviare haben ihre "Besorgnis" über die Aussetzung des Waffenstillstands zwischen der Regierung und dem Zentralen Generalstab (EMC) der Farc-EP geäußert. Die Entscheidung werde "mehr Gewalt" in diese Gebiete bringen, warnen sie.
Die Linksregierung von Präsident Gustavo Petro hatte am 22. Mai informiert, dass sie den bilateralen Waffenstillstand mit der Farc-Dissidentengruppe in den Departamentos Meta, Caquetá, Guaviare und Putumayo aussetzt "und alle offensiven Operationen reaktiviert werden".
Sie reagierte damit auf die Ermordung von vier indigenen Jugendlichen in Putumayo. Das Büro des Hochkommissars für den Frieden machte die Front Carolina Ramirez der EMC-Farc verantwortlich, die Minderjährigen zwangsrekrutiert und getötet zu haben, als diese versucht hätten zu flüchten.
Die bewaffnete Organisation unter Iván Mordisco erklärte nach der Entscheidung der Regierung, dass "der einseitige Bruch den Krieg entfesseln und die Zahl der Toten, Verwundeten und Gefangenen vervielfachen wird, was im Widerspruch zu einer Politik des totalen Friedens steht."
In ihrer Stellungnahme lehnen die sozialen Organisationen, die in der Koordination für landwirtschaftliche, ökologische und soziale Prozesse im Südosten Kolumbiens (Coscopaas) zusammengeschlossen sind, "jede Art von Gewalt" ab, und warnen, dass "gewalttätige Aktionen nicht mit Entscheidungen beantwortet werden können, die noch mehr Gewalt bringen".
"Wir sind besorgt über die Eskalation des Krieges, denn wir, die unbewaffneten ländlichen Gemeinden, die historisch die Grausamkeit und die systematische Verletzung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts in unserem Territorium erlitten haben, sind davon am stärksten betroffen", heißt es darin weiter.
Die Organisation kritisiert auch den "mangelnden politischen Willen und das fehlende Engagement des Staates, einen Mechanismus zur Überwachung und Überprüfung des Waffenstillstands einzurichten". Eine Waffenruhe könne nicht vereinbart werden, ohne zuvor einen solchen Mechanismus zu schaffen. Sie bedauerten zudem die "Verzögerung bei der Einrichtung des Dialogtisches und der vollen Beteiligung der sozialen Organisationen daran".
Abschließend rufen sie die Regierung und die EMC "dringend" dazu auf, "einen umfassenden und zielgerichteten friedlichen Dialog anzustreben, den landesweiten Waffenstillstand wieder aufzunehmen und den Überwachungs- und Überprüfungsmechanismus als Garantie für einen ernsthaften und verantwortungsvollen Dialog sofort einzurichten".
Im Februar hatten sich Regierung und EMC auf ein Protokoll über eine "beidseitige vorübergehende Waffenruhe" bis Juni geeinigt. Im März hatte Petro angekündigt, dass nun auch Friedensverhandlungen mit dem Zentralen Generalstab der Farc-EP beginnen sollen. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen.