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Regierung von Nicaragua übergibt zwölf strafrechtlich verfolgte Priester an Vatikan

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Vatikan, Blick vom Petersdom nach Osten und zum Petersplatz
Vatikan, Blick vom Petersdom nach Osten und zum Petersplatz

Managua. Die Regierung von Nicaragua hat am Mittwoch mitgeteilt, dass zwölf im Land strafrechtlich verfolgte Priester nach Gesprächen zwischen der Regierung und dem Heiligen Stuhl in den Vatikan gereist seien. In dem mittelamerikanischen Land befanden sich die Geistlichen zuvor noch in Haft oder Hausarrest.

Laut der Pressemeldung sei die Vereinbarung mit dem Vatikan auf Grund der Fürsprache hoher Autoritäten der katholischen Kirche in Nicaragua und im Vatikan zustande gekommen. Sie diene dem Schutz des Friedens in Nicaragua und stehe auch für die Verpflichtung, in Anerkennung des Glaubens und der Hoffnung der Gläubigen in Nicaragua Lösungen zu finden.

Der Direktor des vatikanischen Presseamtes bestätigte am Donnerstag, dass der Heilige Stuhl um die Aufnahme von zwölf nicaraguanischen Priestern gebeten wurde, die kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurden. Sie würden am Nachmittag von einem Beamten des Staatssekretariats in Empfang genommen und in einigen Räumlichkeiten der Diözese Rom untergebracht.

Unter den ausgereisten sind zwei Priester, die in umstrittenen Verfahren wegen körperlicher Gewalt und sexueller Delikte verurteilt wurden. Mehrere Priester waren mit der inzwischen von der Regierung aufgelösten Nichtregierungsorganisation Caritas in Verbindung gestanden. Im Rahmen einer Geldwäsche-Untersuchung standen sie unter Anklage. Andere Priester standen wegen laufenden Ermittlungen unter Hausarrest oder wurden wegen "Aktivitäten gegen die Unabhängigkeit, Souveränität und Selbstbestimmung der Nation" angeklagt.

Auf der Liste der Priester fehlt der Bischof von Matagalpa und apostolische Administrator der Diözese Estelí, Monsignore Rolando Álvarez. Laut dem Bericht des oppositionellen Onlinemediums La Prensa habe Álvarez erneut die Ausreise abgelehnt. Er sollte schon am 9. Februar zusammen mit 222 oppositionellen Gefangenen nach Washington fliegen (amerika21 berichtete).

Nachdem Papst Franziskus in einem im März veröffentlichten Interview die Regierung Nicaraguas mit Diktaturen des Kommunismus und des Hitlerismus gleichgesetzt hatte (amerika21 berichtete), war es zu diplomatischen Spannungen zwischen Nicaragua und dem Vatikan gekommen. Die aktuelle Vereinbarung zur Ausreise der Priester zeigt, dass die Kontakte seither nicht ausgesetzt oder beendet wurden.

In einer Rede im nicaraguanischen Fernsehsender Kanal 4 dankte Vize-Präsidentin Rosario Murillo allen, die diesen Weg zu einer Lösung unterstützt hätten, vor allem dem Staatssekretariat des Heiligen Stuhls. "Wir erkennen die höchsten Autoritäten der katholischen Kirche hier in Nicaragua an", so Murillo. Sie drückte weiter die Zuversicht und Hoffnung aus, dass das Land "den Frieden als Weg" nehme.