Bolivien aktiv für das Kokablatt und gegen das Kokain

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Kokablätter werden auf Märkten in Boliviens Städten verkauft. Das Kauen ist Teil einer uralten Tradition
Kokablätter werden auf Märkten in Boliviens Städten verkauft. Das Kauen ist Teil einer uralten Tradition

La Paz. In Zentralbolivien steht eine Fabrik zur industriellen Verarbeitung von Kokablättern und anderen Medizinpflanzen kurz vor der Fertigstellung. Gleichzeitig mit dieser Mitteilung hat die Regierung ihren Fahrplan zur Beseitigung illegaler Kokapflanzungen bestätigt.

Der technische Direktor des staatlichen Unternehmens Kokabol (Empresa Pública Productiva de Industrialización de la Hoja de Coca Boliviana), Antonio Quiroz, erklärte gegenüber den Medien, dass sich die Montage der Fabrik in der Endphase befinde und dass geplant sei, die vier Produktionslinien im Laufe des Jahres nach und nach in Betrieb zu nehmen. Diese reichen von Trockenprodukten für Aufgüsse, Kapseln und Mehle auf der Basis von Kokablättern und anderen Heilpflanzen über Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel bis zu Cremes und Salben für verschiedene Verwendungen.

Die Anlage soll eine jährliche Verarbeitungskapazität von 432 Tonnen Kokablättern haben und 220 direkte und mehr als 1.150 indirekte Arbeitsplätze schaffen. Die Regierung geht davon aus, dass die Investitionen sich ab dem vierten Betriebsjahr amortisieren werden.

Ziel dieser Anlage soll es nicht nur sein, "das Kokablatt zu industrialisieren", sondern auch die Forschung über die rund 1.700 Heilpflanzen in Bolivien zu entwickeln, um natürliche Arzneimittel herzustellen, erklärte Quiroz.

Das südamerikanische Land muss sich neben der Entwicklung von Produktionskapazitäten mit der Abzweigung von Teilen der Ernten von Kokablättern für den Drogenmarkt auseinandersetzen. Die Regierung hat nun einen Fahrplan aufgelegt, wonach von der letzten Januarwoche an bis zum Ende des Jahres illegale Anpflanzungen beseitigt werden sollen.

Eine ähnliche Kampagne fand schon im Jahr 2023 statt, über die Ergebnisse hatte die Regierung jedoch keinen Bericht veröffentlicht. Mit der Neuauflage betonte sie, dass an der "Unterbindung des Drogenhandels als vorrangiger Aufgabe festgehalten" werde.

Im Oktober letzten Jahres berichtete der zuständige Minister, dass zwischen dem 26. Januar und dem 11. Oktober 7.634 Hektar überschüssige Kokasträucher vor allem im Departamento Cochabamba gerodet wurden. In La Paz seien 14 Prozent dieser 7.634 Hektar Koka beseitigt worden, gefolgt von Santa Cruz mit zwölf und Beni mit 0,6 Prozent.

Nach den weiteren Angaben basiert die Planung für 2024 auf dem Monitoring der Kokaanbaufläche durch das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung und auf den von den Behörden zusammengestellten Informationen, die illegale Anbauflächen durch Überflüge identifizierten.

Der Plan ist Teil der Strategie zur Bekämpfung des illegalen Handels und zur Kontrolle des Kokaanbaus 2021-2025, die von mehreren Institutionen gemeinsam ausgearbeitet wurde. Der Plan betont den Vorrang von Maßnahmen in Nationalparks und Schutzgebieten. Dafür würden 1.800 militärische, zivile und polizeiliche Mitarbeiter eingesetzt.

Das Thema des Koka wurde in Bolivien rund um den 11. Januar intensiv diskutiert, da an diesem Tag der nationale Tag des Acullico begangen wird. Beim Acullico wird das Kokablatt in seinem natürlichen Zustand gekaut. Dies ist Teil einer uralten Andentradition.

Bei einer öffentlichen Veranstaltung erklärte der Vizeminister für Entkolonialisierung, Pelagio Condori, dass der Zweck der Feierlichkeiten darin bestehe, die traditionelle Verwendung dieser Pflanze aufzuwerten.

Das Kokablatt sei "ein Symbol unserer indigenen, bäuerlichen, interkulturellen und afro-bolivianischen Völker". Das Blatt habe in Bolivien in seiner Geschichte von Kämpfen und Widerstand eine große Rolle gespielt. "Es hat uns immer geholfen, mit Pacha Mama (Mutter Erde) zu teilen, die Müdigkeit bei der Arbeit zu lindern und die interkulturellen Beziehungen zu stärken", so Condori.