Panama-Stadt. Panama verschärft seit dem Amtsantritt von Präsident José Raúl Mulino am 1. Juni sein Grenzregime massiv. Der konservative Politiker hatte im Wahlkampf versprochen, die Zahl der irregulär aus und über Kolumbien einreisenden Migrant:innen drastisch zu verringern. Panama hat nun mehr Sicherheitskräfte an die Grenze geschickt und damit begonnen, stark frequentierte Routen durch den Darién, die sumpfige und bergige Regenwaldregion an der Grenze zu Kolumbien, mit Stacheldraht zu blockieren.
Die Regierung spricht von ersten Erfolgen. Laut Statistiken des Nationalen Migrationsdienstes überquerten im August 16.603 Menschen irregulär den Darién-Dschungel, 3.916 weniger als im Juli und 14.446 weniger als im Juni.
Humanitäre Hilfsorganisationen haben Mulino und die panamaische Regierung unterdessen scharf kritisiert. Der Missionar Abraham Ramos vom Netzwerk Clamor Panama erklärte, dass das Vorgehen der Regierung, bekannte Routen zu sperren, nur kurzfristig die Zahlen der Migrant:innen reduziere. Stattdessen würden riskantere Wege genutzt. Außerdem kritisiert Ramos, dass die Unterkünfte für Migrant:innen chronisch unterfinanziert und insbesondere die medizinische Versorgung mangelhaft sei.
Die katholische Menschenrechtsorganisation Kommission für Gerechtigkeit und Frieden weist unterdessen darauf hin, dass die niedrigeren Zahlen registrierter Migrant:innen keineswegs bedeuteten, dass die tatsächliche Zahl der Migrant:innen sinke. Untererfassung und die Nutzung bislang nicht bekannter Routen verringerten die Statistik.
Derweil hat der Nationale Grenzschutz gemeldet, dass bei bewaffneten Auseinandersetzungen im Darién zwei Kriminelle erschossen worden seien. Der Zusammenstoß zwischen der Grenzpolizei und den bewaffneten Kriminellen habe sich ereignet, nachdem Migrant:innen einen Überfall gemeldet hatten. Es war nicht der erste Zusammenstoß dieser Art zwischen Kriminellen und panamaischen Sicherheitskräften. Bereits im Mai 2023 kamen bei einer Schießerei drei Personen ums Leben. Hilfsorganisationen sprechen davon, dass sich die ohnehin prekäre Sicherheitslage für Migrant:innen insgesamt weiter verschlechtert habe.
Seit dem 20. August führt Panama Abschiebeflüge für Migrant:innen verschiedener Nationalitäten durch. Ein erster Flug hatte 29 Kolumbianer:innen nach Medellín gebracht (amerika21 berichtete). Bis zum 12. September sind laut Behördenangaben 200 Personen aus Ecuador, Indien und Kolumbien in ihre Herkunftsländer abgeschoben worden. Präsident Mulino hatte erklärt, dass auch "einige Chines:innen auf dem Weg nach China" seien, ohne dazu nähere Angaben zu machen.
Die Abschiebeflüge finden mit finanzieller Unterstützung der USA statt. Washington hat Panama logistische und wirtschaftliche Unterstützung versprochen, wenn sich das Land daran beteilige, die Zahl der in Richtung der USA reisenden Migrant:innen zu reduzieren.
Panama hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Durchgangsroute für Zehntausende von Migrant:innen entwickelt, von denen die meisten in die USA wollen. Durch den Darién, die sumpfige und bergige Regenwaldregion an der Grenze zu Kolumbien, hatten 2023 knapp über eine halbe Million Migrant:innen Panama auf ihrem Weg in die USA betreten.