Panama-Stadt. Landesweit protestieren in Panama Gewerkschaften und soziale Bewegungen mit einem Generalstreik gegen die umstrittene Reform der Sozialversicherung (Caja de Seguro Social, CSS).
Die Mobilisierung richtete sich gegen die Verabschiedung des Ley 462, das unter anderem eine Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge sowie Änderungen in der Verwaltung der CSS vorsieht. Ursprünglich geplante Verschärfungen wie die Anhebung des Renteneintrittsalters wurden nach Protesten aus dem Gesetzesentwurf entfernt.
Zu den Organisatoren des Streiks zählten die Bauarbeitergewerkschaft Suntracs, die Alianza Pueblo Unido por la Vida sowie verschiedene Lehrerverbände. Sie kritisieren, dass die Reform zu einer Verschlechterung der Rentenbedingungen führen und die Last auf die arbeitende Bevölkerung abwälzen wird.
Der Gewerkschafter Saúl Méndez warf der Regierung vor, die Arbeiterklasse auszubeuten, um wirtschaftliche Eliten zu begünstigen. Diógenes Sánchez, Vorsitzender der Asociación de Profesores, warnte davor, dass die Reformen künftige Generationen besonders hart treffen könnten.
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In mehreren Landesteilen kam es zu Straßensperren und Demonstrationen. In Panama-Stadt setzte die Bereitschaftspolizei Tränengas gegen Studierende der Universität von Panama ein. Auch in der Provinz Colón wurden Proteste gewaltsam aufgelöst, mindestens zwölf Personen wurden festgenommen. Unter den Inhaftierten befand sich auch der Lehrersprecher Alberto Díaz. Einige der Festgenommenen wurden im Laufe des Tages wieder freigelassen.
Trotz des massiven Polizeiaufgebots bewerteten die Gewerkschaften die Streikaktion als Erfolg. Die Alianza Pueblo Unido por la Vida erklärte, dass der Arbeitskampf einen Großteil der Bauprojekte im Land lahmgelegt habe. Die Organisationen wollen in den kommenden Tagen über weitere Protestmaßnahmen beraten, ein unbefristeter Streik wird nicht ausgeschlossen.
Unterdessen verteidigte die Regierung die Notwendigkeit der Reform. Präsident José Raúl Mulino warnte vor einem finanziellen Kollaps der Sozialversicherung, sollte das Gesetz nicht umgesetzt werden. Nach Angaben der Regierung könnte das Defizit der CSS in diesem Jahr eine Milliarde US-Dollar übersteigen und sich bis 2030 verdoppeln. Mulino rief die streikenden Lehrer auf, in den Unterricht zurückzukehren, und betonte, dass diejenigen, die nicht arbeiten, auch keinen Lohn erhalten würden.
Die Gewerkschaften halten an ihrer Ablehnung der Reform fest. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Regierung auf die Forderungen der Protestbewegung eingeht oder ob sich die Auseinandersetzungen weiter verschärfen.