Montevideo. Die Regierung von Präsident Yamandú Orsi hat den Bauauftrag für die Wasseranlage Neptuno für 90 Tage ausgesetzt. Vorausgegangen waren massive Proteste gegen das Projekt sowie gerichtliche Schritte.
Die uruguayische Regierung unter dem damaligen Präsidenten Luis Lacalle Pou hatte den Vertrag Anfang des Jahres unterzeichnet. Der Prozess begann im November 2022 nach einer massiven, über Jahre anhaltenden Wasserkrise. Die Regierung pries den Bau und Betrieb eines Trinkwasser Reinigungs- und Versorgungssystems in privaten Händen als Lösung für die anhaltende Dürre an.
Das auf fast 900 Millionen US-Dollar geschätzte Projekt zur Versorgung des Ballungsraums Montevideo aus dem 90 km entfernten Badeort Arazatí wird von sozialen Organisationen seit seiner Ankündigung abgelehnt.
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Uruguay war das erste Land weltweit, das das Recht auf Wasser in seiner Verfassung verankert hat. Kritiker:innen des Projekts hatten den Vorstoß früh als verfassungswidrig eingestuft und massiv mobilisiert. "Dieses Projekt verstößt gegen die Artikel 47 und 188 der Verfassung, zwei Artikel, deren Text 2004 durch eine Volksinitiative mit 65 Prozent Zustimmungsrate geändert wurde. Für uns war es sehr wichtig, dass die Verfassung auf diese Weise ausgelegt wird", erklärte Juan Ceretta, koordinierender Professor der Rechtsberatung der Universität der Republik und Unterstützer der Klage der sozialen Organisationen.
In einem offenen Brief an den Präsidenten fordert die Bewegung für ein nachhaltiges Uruguay gemeinsam mit Dutzenden sozialen Organisationen eine Annullierung des Vertrags mit der Firma Aguas de Montevideo. Sie schreiben: "Artikel 47 der Verfassung ist sehr eindeutig und besagt, dass 'die öffentliche Dienstleistung der Wasserversorgung für den menschlichen Gebrauch ausschließlich und unmittelbar von staatlichen juristischen Personen erbracht wird'. Durch diesen Vertrag wird die Wasserwirtschaft jedoch einem privaten Konsortium übertragen, das sich aus in- und ausländischen Unternehmen zusammensetzt."
Weitere Kritikpunkte sind, dass das Projekt Neptuno starke Auswirkungen auf die Umwelt und die Ökologie habe, das Risiko der Versalzung erhöhe, besonders kostspielig sei und es dem gesamten Prozess an Transparenz mangele.