Cali. Eine Serie bewaffneter Angriffe hat am heutigen Dienstag mehrere Städte und Gemeinden in den kolumbianischen Departamentos Valle del Cauca und Cauca erschüttert. Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt 16 Anschläge registriert, bei denen vier Menschen ums Leben kamen. Diese richteten sich hauptsächlich gegen Polizeieinrichtungen und wurden nach Behördenangaben durch bewaffnete Gruppen der Farc-Dissidenz verübt. Sie besteht aus ehemaligen Kämpfern der aufgelösten Guerillaorganisation Farc, die das Friedensabkommen von 2016 nicht anerkennen und weiterhin bewaffnet agieren.
Die Anschläge ereigneten sich ab den frühen Morgenstunden bis in den Vormittag hinein. Betroffen waren die Städte Cali, Buenaventura, Palmira, Caloto, Villa Rica, Corinto, Buenos Aires, El Bordo, Timbiquí sowie eine Mautstation.
Laut dem Generaldirektor der Nationalpolizei, Carlos Fernando Triana, handelt es sich um eine koordinierte Serie von Angriffen, bei denen unter anderem Autobomben, improvisierte Sprengsätze und Schusswaffen eingesetzt wurden. In Caloto (Cauca) kam ein Polizist durch Schüsse ums Leben. In Villa Rica (Cauca) wurde ein weiterer Beamter durch eine Sprengfalle an einem Kontrollpunkt getötet. In Cali explodierten zwei Sprengsätze in der Nähe von Polizeieinrichtungen, wobei zwei Zivilpersonen starben. Weitere Explosionen wurden aus ländlichen Gebieten gemeldet, Todesopfer gab es keine.
Infolge der Anschlagsserie ordneten die lokalen Behörden eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen an. Die Hauptverkehrsstraßen in den Departamentos Valle del Cauca und Cauca wurden vorübergehend gesperrt. Davon betroffen waren unter anderem Strecken zwischen Cali, Jamundí und Popayán sowie Teile der Panamericana.
Zahlreiche öffentliche Einrichtungen wurden insbesondere in Cali, Palmira und Villa Rica vorsorglich geschlossen. Behörden riefen die Bevölkerung zur Vorsicht auf und empfahlen, unnötige Wege zu vermeiden.
In Buenaventura wurde laut offiziellen Quellen ein Sprengsatz in der Nähe einer Polizeieinheit gefunden und kontrolliert entschärft. Es kam zu keiner Explosion und es wurden keine Verletzten gemeldet. Im Innenstadtbereich von Palmira gab es laut Behörden keine bestätigten Angriffe, jedoch wurde auch dort der Betrieb öffentlicher Einrichtungen vorsorglich eingestellt.
Sie schätzen unsere Berichterstattung?
Dann spenden Sie für amerika21 und unterstützen unsere aktuellen Beiträge über das Geschehen in Lateinamerika und der Karibik. Damit alle Inhalte von amerika21.de weiterhin für Alle kostenlos verfügbar sind.
Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass die Angriffe in Zusammenhang mit den laufenden militärischen Operationen gegen bewaffnete Gruppen im Südwesten des Landes stehen könnten. In der Region Cauca und angrenzenden Gebieten kommt es seit Monaten immer wieder zu Konfrontationen zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Organisationen.
Nach Angaben des Militärgeheimdienstes stehen die Anschläge im Zusammenhang mit "Gedenkaktivitäten bewaffneter Gruppen unter dem Kommando von Iván Mordisco anlässlich des Jahrestags der Ermordung von Mayimbú, der am 13. Juni 2022 vom Militär getötet wurde".
Cali hatte bereits im Vorfeld verstärkte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt, da die Region in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel bewaffneter Aktionen war.
Am Abend des 6. Juni wurde eine Granate vor dem Eingang des Gefängnisses Villahermosa im Viertel Villanueva im Osten der Stadt geworfen. Dabei wurden vier Bedienstete des Nationalen Strafvollzugsinstituts sowie zwei Zivilpersonen leicht verletzt. Bereits einige Tage zuvor war im östlich gelegenen Viertel Los Lagos ein Sprengsatz gegen die Polizei gezündet worden. Dabei wurden drei Polizisten und vier Zivilpersonen verletzt. Zudem beschlagnahmte die Polizei am 7. Juni insgesamt 144 Sprengkörper, die in Reisetaschen versteckt von Ipiales nach Cali transportiert werden sollten.
Der konservative Bürgermeister von Cali, Alejandro Eder, bezeichnete die Situation als "sehr ernst" und forderte zusätzliche Unterstützung durch die Landesregierung.
Das Innenministerium gab indes bekannt, dass Präsident Gustavo Petro trotz der Anschläge am 11. Juni bei einer Großdemonstration in Cali auftreten wird. Minister Armando Benedetti äußerte: "Die Reise nach Cali wird stattfinden." Er lud "alle friedlichen Menschen und Organisationen dazu ein, morgen ein Symbol für Frieden, Demokratie und Menschenrechte zu setzen."