Buenos Aires. Argentinien und Israel haben zivile und militärische Abkommen unterzeichnet. Dies berichtete die Zeitung El Ciudadano. Die Bekanntgabe der Abkommen erfolgte Mitte Juni im Rahmen eines Treffens zwischen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und dem argentinischen Präsidenten Javier Milei.
Menschenrechts- und Umweltorganisationen sorgen sich unter anderem um eine mögliche Gefährdung der Wasserressourcen in der südlichen Region Patagonien durch die Abkommen.
Das weitläufige Gebiet Patagoniens, das sich über Argentinien und Chile erstreckt, steht im Zentrum von Plänen zur technologischen und logistischen Zusammenarbeit sowie zu Überwachungsmaßnahmen. Technische Analysen deuten jedoch auf eine Nutzung auch für Geheimdienst- und Verteidigungszwecke hin.
Die Vertiefung dieser bilateralen Allianz umfasst eine erleichterte Einwanderung israelischer Staatsangehöriger nach Argentinien sowie die Möglichkeit, Grundbesitz und Immobilien in ländlichen Gebieten zu erwerben. Besonders Patagonien könnte für israelische Siedler attraktiv sein, da sich dort große Holz-, Süßwasser- und Rohstoffreserven befinden. Gleichzeitig werden rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, um ausländische Investitionen in strategisch wichtigen, bislang ungenutzten Regionen zu fördern. Indigene Gemeinschaften und Umweltorganisationen, die bereits vor möglichen Vertreibungen warnen, können dabei unberücksichtigt bleiben.
Die Idee einer jüdischen Kolonie in Patagonien wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts im Rahmen der zionistischen Bewegung diskutiert. Auf dem sechsten Zionistischen Kongress in Basel 1903 wurde erwogen, vor der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina alternative Siedlungsgebiete etwa in Patagonien oder Uganda zu erschließen.
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Heute kehrt diese Hypothese zurück, einen Teil der israelischen Bevölkerung aufgrund des zunehmenden internationalen Widerstands und des anhaltenden Konflikts in Palästina dorthin umzusiedeln. Die engen politischen Verbindungen zwischen Argentinien und Israel lassen diese Möglichkeit zunehmend realistisch erscheinen. Die staatliche Wasserversorgungsfirma Israels Mekorot, die von Amnesty International und der UNO wegen Wasserenteignung im Westjordanland kritisiert wird, kontrolliert bereits die Wasserreserven in zehn argentinischen Provinzen.
Neben Patagonien gewinnt auch der Zugang zur Antarktis an Bedeutung. Die Region verfügt über Erdöl-, Gas- und Süßwasserreserven, die durch den Klimawandel und den schwindenden rechtlichen Schutz zunehmend ins Visier der Großmächte geraten. Besonders die USA zeigen großes Interesse an der Antarktis, um den Einfluss Chinas und Russlands zu überwachen und zurückzudrängen (amerika 21 berichtete). Eine Zusammenarbeit mit Israel könnte somit strategische Verbündete im äußersten Süden sichern und gleichzeitig den Weg für mögliche Konflikte ebnen.
Dies könnte auch Folgen für Chile haben. Argentinien und Chile teilen eine lange Grenze im Süden und arbeiten eng zusammen, um die Stabilität der Region zu sichern. Chile verbietet jedoch die militärische Präsenz ausländischer Streitkräfte auf seinem Staatsgebiet. Mögliche Stationierungen US-amerikanischer und israelischer Militärbasen im argentinischen Teil Patagoniens könnten eine Verschärfung der chilenischen Verteidigungspolitik nach sich ziehen und diplomatische Mechanismen für eine friedliche Lösung in der südlichen Region gefährden, so der politische Analyst Nicolás Romero.
Einige argentinische Medien kritisieren das israelisch-argentinische Abkommen, da es vor allem soziale Maßnahmen für israelische Zuwanderer vorsieht und die nationale Souveränität infrage stellen könnte. Die Organisation Justicia & Dignidad erklärte, Argentinien werde nicht in der Lage sein, seine Ressourcen im Süden ausreichend zu schützen. Präsident Milei verteidigt das Abkommen hingegen mit Verweis auf Fortschritte in Bildung und Verteidigung und bezeichnet Israel als "Beispiel im Kampf gegen den Terrorismus".