Lima. Am Wochenende haben Hunderte junge Menschen in Perus Hauptstadt gegen Korruption, Unsicherheit und die geplante Reform des Rentensystems demonstriert. Zu den Protesten haben Generación Z sowie Gewerkschaften, Umwelt- und Tierschutzorganisationen aufgerufen. Generación Z ist eine informelle Gruppe von 18- bis 30-Jährigen, die sich über die sozialen Netzwerke organisiert.
Während ihres Protestzugs zum Regierungspalast wurden die Demonstrierenden von 5.000 Polizist:innen aufgehalten. Die Demonstrierenden sollen Steine und Molotowcocktails auf die Sicherheitskräfte geworfen haben. Diese wiederum haben nach Medienangaben Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt.
Bei den Zusammenstößen sollen mindestens 30 Personen verletzt worden sein. Der nationale Journalistenverband ANP beziffert allein 18 verletzte Reporter:innen. 16 davon sollen durch die Polizei verletzt worden sein. ANP und andere Akteure werfen der Polizei übermäßige Gewaltanwendung vor.
"Ich habe nur aufgezeichnet, was geschah. Ich wurde von drei Gummigeschossen getroffen, zwei in den Rücken und eines in den Arm. Die Regierung geht mit Gewalt vor, weil es Straffreiheit gibt", äußerte Diego Quispe vom Investigativportal Ojo Público.
Die Polizei erklärte hingegen in einem Kommuniqué, dass ihre Einsatzkräfte "rechtmäßig Gewalt angewendet" hätten, "um die Kontrolle und Wiederherstellung der Ordnung zu gewährleisten". Dabei hätten sie sich "der gesetzlich vorgesehenen Mittel" bedient.
Neben ihrer Ablehnung der Korruption und der steigenden Unsicherheit in Peru verlangten die Demonstrierenden auch Gerechtigkeit für die 49 Personen, die bei den Protesten 2022/2023 starben (amerika21 berichtete). Auf Plakaten nannten sie Perus Präsidentin Dina Boluarte eine Mörderin und zeigten Sprüche wie: "Wenn wir nicht gemeinsam kämpfen, werden sie uns einzeln töten".
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Der eigentliche Auslöser für die Proteste ist jedoch die geplante Rentenreform. Diese soll das mögliche Eintrittsalter des Vorruhestandes von 50 auf 55 Jahre erhöhen und Personen ab 18 Jahren dazu verpflichten, in das private Rentensystem einzuzahlen. Von diesen Veränderungen sollen vor allem die privaten Rentenfonds profitieren.
"Ich bin empört, ich fühle mich von dieser Regierung (…) und diesem Kongress, der allen politischen Parteien dient (…), die eine im Staat verwurzelte Mafia sind, völlig getäuscht", kommentierte Xiomi Aguilar, eine der Demonstrierenden.
Regierung und Parlament sind unbeliebt in der Bevölkerung. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datum schämen sich 79 Prozent der Peruaner:innen für die Regierung, für den Kongress sogar 85 Prozent.
Die Protestierenden in Lima verwendeten ein Symbol, das in den letzten Wochen zunehmend Menschen auf der Welt vereint. Es handelt sich um eine Piratenflagge aus dem Manga und Anime One Piece von Eiichirō Oda. Auch in Nepal, Frankreich, den Philippinen und Indonesien war diese Flagge bereits auf Demonstrationen zu sehen.
"Diese Flagge symbolisiert den Widerstand gegen Ungerechtigkeit und das Streben nach Freiheit. Das sind nicht nur Prinzipien aus einem Zeichentrickfilm, sondern universelle Werte, die die Generation Z versteht. So wie in One Piece gegen korrupte Systeme gekämpft wird, hissen wir diese Flagge als klare Botschaft" erklärte Wildalr Lozano, ein Sprecher von Generación Z.

