Washington. Bei neuen Angriffen der US-Streitkräfte auf Boote von angeblichen Drogenschmugglern im Ostpazifik sind offenbar 14 Menschen getötet worden. Dies teilte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth mit. Eine Person habe demnach den Beschuss überlebt und sei von der mexikanischen Küstenwache geborgen worden.
"Die vier Schiffe waren unseren Geheimdiensten bekannt, sie befuhren bekannte Drogenhandelsrouten und transportierten Drogen", sagte Hegseth vor der Presse, ohne Beweise vorzulegen. Er präsentierte Videoaufnahmen von mehreren Schiffen, die im Wasser treiben, bevor sie explodieren. Der Angriff wurde laut offiziellen Angaben in internationalen Gewässern durchgeführt.
Es handelt sich um mindestens den elften Angriff des US-Militärs auf zivile Boote in der Karibik und im Pazifik seit Anfang September. Parallel dazu hat US-Präsident Donald Trump über 10.000 Soldaten sowie Kampfbomber, Drohnenverbände, ein U-Boot und Kriegsschiffe in der Karibik stationiert. Zuletzt kündigte Trump an, den Flugzeugträger USS Gerald Ford – den größten der gesamten US-Flotte – mitsamt Begleitflotte vor die Küste Venezuelas zu entsenden. Außerdem ermächtigte er offiziell die CIA, verdeckte Operationen in Venezuela durchzuführen.
Die Einsätze sorgen weiterhin für Kritik und erhebliche diplomatische Spannungen. So beendete Venezuelas Präsident Nicolás Maduro diese Woche ein Energieabkommen mit Trinidad und Tobago, nachdem der Inselstaat, der nur wenige Kilometer vor der venezolanischen Küste liegt, US-Militärschiffe in seinen Gewässern aufgenommen hat. Das venezolanische Parlament erklärte zudem die Premierministerin des Nachbarstaates zur persona non grata.
Über den Tellerrand schauen?
Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.
Auch Kolumbiens Präsident Gustavo Petro äußerte nach den jüngsten außergerichtlichen Tötungen erneut Kritik. Er verurteilte das Vorgehen der USA als "Kriegshandlung". Solche militärischen Eingriffe ohne unmittelbare Bedrohung stellten Verletzungen des internationalen Rechts dar.
Der Kampf gegen den Drogenhandel müsse anders geführt werden, so Petro. Er verwies auf eine kürzlich erfolgte internationale Operation in Europa, an der die kolumbianische Marine beteiligt war. Dabei wurden fast acht Tonnen Kokain sichergestellt. "Das Kokain, das wir in Europa beschlagnahmt haben, befand sich in Containern auf einem großen Schiff, und wir haben niemanden getötet", sagte Petro. Die Drogenbekämpfungsstrategie Kolumbiens beruhe darauf, "die Drogenbarone zu verfolgen und so viel wie möglich in den Lagerhäusern, auf den großen Schiffen, in den Häfen und auch auf See zu beschlagnahmen, ohne dabei jedoch Menschen zu töten", führte Petro weiter aus. Die Bombardierung von Kleinbooten, wie sie die USA vornähmen, sei dagegen als "Kriegsverbrechen" zu betrachten.
Auch in den USA sind die Angriffe auf zivile Schiffe umstritten. Die Presseagentur Reuters zitiert Rechtsexperten, die offen fragen, weshalb keine Maßnahmen zum Stopp der angeblichen Drogenlieferungen ergriffen werden, bevor die tödlichen Angriffe ausgeführt werden. Zudem wird kritisiert, dass das US-Militär die Operationen durchführt, während eigentlich die Küstenwache (US Coast Guard) für die Sicherung der Küstengewässer und die Unterbindung von Drogenschmuggel zuständig wäre.

