Fidel Castro: Die Gefahr eines Atomkrieges

Der Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovsky aus Kanada im Gespräch mit dem kubanischen Revolutionsführer aus dem Jahr 2010

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Der Leiter des "Centre for Research on Globalization", Michel Chossudovsky, und Fidel Castro im Oktober 2010
Der Leiter des "Centre for Research on Globalization", Michel Chossudovsky, und Fidel Castro im Oktober 2010

Vom 12. bis 15. Oktober 2010 führte der bekannte kanadische Professor der Wirtschaftswissenschaften, Michel Chossudovsky, Gespräche mit Fidel Castro, bei denen es um die Gefahr eines Atomkriegs, die weltweite Wirtschaftskrise und den Charakter der neuen Weltordnung ging. Diese Gespräche führten zum folgenden Interview, das am 21. Oktober 2010 auf den Internetportalen Global Research (USA) und Cubadebate (Kuba) veröffentlicht wurde.

Ich fühle mich sehr geehrt, die Möglichkeit zu diesem Meinungsaustausch, zu diesem Gespräch über so grundlegende Fragen zu haben, die die gesamte menschliche Gesellschaft betreffen. Jenes Grundwissen, das Sie in Ihren letzten Texten bezüglich der Bedrohung für den Homo sapiens vorgelegt haben, ist meines Erachtens von grundlegender Bedeutung. Worin bestehen diese Gefahr eines Atomkrieges und die Bedrohung für die Menschen, für den Homo sapiens?

Seit geraumer Zeit, - ich würde sagen, seit Jahren - aber besonders seit einigen Monaten, begann ich, mir Sorgen bezüglich des nahen Bevorstehens eines gefährlichen und möglichen Krieges zu machen, der sehr schnell zu einem Atomkrieg werden würde. Vorher hatte ich meine Anstrengungen auf die Analyse des kapitalistischen Systems an sich und der Methoden konzentriert, die die imperiale Tyrannei der Menschheit aufgezwungen hat. Die USA verletzten auf der Welt die elementarsten Rechte.

Während des Kalten Krieges wurde weder über den Krieg noch über die Atomwaffen gesprochen; man sprach von einem scheinbaren Frieden, das heißt dass dieser zwischen der UdSSR und den Vereinigten Staaten durch das berühmte MAD abgesichert war, die "abgesicherte gegenseitige Vernichtung" (mutually assured destruction). Es schien so, als ob die Welt die Wonnen eines unbeschränkt langen Friedens genießen würde.

Diese Vorstellung der "gegenseitigen Zerstörung" hat mit dem Ende des Kalten Krieges aufgehört und anschließend wurde die atomare Doktrin umformuliert, denn wir haben während des Kalten Krieges niemals wirklich an einen Atomkrieg gedacht. Nun gut, es gab eine offensichtliche Gefahr, - wie es sogar Robert McNamara zu einem bestimmten Zeitpunkt gesagt hat … Aber nach dem Kalten Krieg wurde begonnen, die atomare Doktrin umzuformulieren, besonders nach dem 11. September.

Sie fragten mich, wann wir die drohende Gefahr des Atomkriegs zu merken begannen. Dies fing vor sechs Monaten an. Vor allem war die Versenkung des Cheonan1 während eines Militärmanövers eine der Sachen, die uns aufgefallen ist. Es war das Flaggschiff des südkoreanischen Flottenverbandes. Damals fanden wir den Artikel des Journalisten in Global Research, der eine klare und stimmige Information über die Versenkung des Cheonan enthielt und aufzeigte, dass es nicht das Werk eines mehr als 60 Jahre alten, in der UdSSR gebauten, mit alter Technologie ausgerüsteten Unterseebootes sein konnte, denn während eines Manövers zusammen mit den modernsten Schiffen der USA hätte das Cheonan keine hoch entwickelten Geräte gebraucht, um es zu entdecken.

Die Provokation gegen die Demokratische Republik Korea kam zu unseren bereits bestehenden Sorgen bezüglich einer Aggression gegen den Iran hinzu. Wir verfolgten sehr nah den politischen Prozess jenes Landes.

Die Bedrohungen gegen den Iran sind aus meiner Sicht mit der Resolution 1929 vom 9. Juni 2010 deutlich geworden, als der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Iran wegen der Forschungen und der Produktion kleiner Mengen von 20 Prozent angereicherten Urans verurteilt und dieses Land als eine Bedrohung für die Welt angeklagt hat. Bei dieser Sitzung wird das Votum jedes Mitglieds des Rates dargelegt: zwölf Ja-Stimmen, darunter die fünf mit Vetorecht, eine Enthaltung und zwei dagegen. Diese waren Brasilien und die Türkei. Nachdem dieser Beschluss gefasst worden war, die aggressivste aller Resolutionen, kreuzten unverzüglich ein US-amerikanischer Flugzeugträger und ein Atom-U-Boot in Kooperation mit der ägyptischen Regierung den Suezkanal. Marineeinheiten aus Israel fahren ebenfalls in Richtung des Persischen Golfes und der Iran nahe liegenden Meere.

Die von den USA und ihren Nato-Verbündeten verhängten Sanktionen gegen Iran sind völlig unverhältnismäßig und ungerecht. Ich kann nicht verstehen, warum Russland und China nicht ihr Veto gegen die Resolution 1929 eingelegt haben. Meiner Meinung nach hat das die politische Situation extrem verschärft und bringt die Welt bis an dem Rand eines Krieges.

Ich erinnerte mich an die Vorgeschichte der israelischen Angriffe auf die arabischen Atom-Forschungszentren. Zuerst griffen sie das von Irak im Juni 1981 an und zerstörten es. Sie baten niemand um Genehmigung. Sie sprachen mit niemandem. Sie griffen sie an und die Iraker mussten den Schlag ertragen.

Im Jahr 2007 wiederholte sich diese Operation gegen ein Forschungszentrum, das Syrien in Bau hatte. Es gibt etwas bei dieser Episode, was ich wirklich nicht gut verstehe: Für mich ist nicht klar. Warum Syrien den israelischen Angriff gegen dieses Forschungszentrum nicht anzeigte, in dem unbestreitbar etwas vorgenommen wurde, indem sie an einer Sache arbeiteten, über die bekannt ist, dass sie Hilfe von Nordkorea erhielten. Das ist legal. Sie haben keine Fehler begangen. Ich sage es hier mit aller Offenheit, dass ich nicht verstehe, warum es nicht angezeigt wurde; weil es aus meiner Sicht wichtig gewesen wäre, das anzuprangern. Es sind zwei wichtige Präzedenzfälle.

Es gibt meiner Meinung nach viel mehr Gründe, um zu denken, dass sie versuchen werden, dasselbe mit dem Iran zu tun: Die Zerstörung seiner Forschungszentren oder der Energieerzeugungseinrichtungen. Wie man weiß, ist der Uranrückstand der Energieerzeugung Rohstoff für das Plutonium.

Es ist wahr, dass diese Resolution des Sicherheitsrates das Programm für militärische Zusammenarbeit, das Russland und China mit Iran haben, bis zu einem gewissen Punkt außer Kraft setzt. Besonders Russland hat eine Zusammenarbeit mit dem Flugabwehr-System durch sein S-300 System.

Ich erinnere mich daran, dass Russlands Außenminister gleich nach der mit dem Aval von China und Russland getroffenen Entscheidung des Sicherheitsrates sagte, das werde die militärische Zusammenarbeit mit dem Iran nicht beenden. Das war im Juni. Doch einige Monate später bestätigte die Moskauer Regierung, dass diese militärische Zusammenarbeit eingefroren werden wird. Auf diese Weise ist Iran jetzt in einer äußerst kritischen Situation, weil das Land die russische Technologie braucht, um seine Sicherheit beziehungsweise seine Flugabwehr zu bewahren.

Aber ich denke, dass alle Drohungen an Russland und China bezwecken, dass diese beiden Länder sich aus der Iran-Frage heraus halten. Das bedeutet, dass, wenn es einen Krieg gegen den Iran geben würde, China und Russland auf keinen Fall eingreifen würden. Sie würden ihre militärische Zusammenarbeit einfrieren und so ist dies ein Weg, den Krieg im Mittleren Osten zu verlängern, ohne dass es eine Konfrontation mit China oder Russland gäbe. Meiner Ansicht nach sieht die Situation im Moment ungefähr so aus.

An verschiedenen Grenzen gibt es vielfache Drohungen gegenüber Russland und China. Die Tatsache, dass die chinesischen Grenzen militarisiert sind - das Meer im Süden von China, das Gelbe Meer, die Grenze zu Afghanistan, die Meeresenge von Taiwan ebenfalls - ist gewissermaßen eine Drohung, um China und Russland davon zu überzeugen, nicht eine Rolle als Macht der weltweiten Geopolitik zu spielen und das Terrain bzw. den Konsens auch für einen Krieg im Iran vorzubereiten.

Meiner bescheidenen Meinung nach hätte diese Resolution mit Veto belegt werden müssen. Meines Erachtens hat das die ganze Situation in mehrerer Hinsicht erschwert.

In einem militärischen Sinn, hinsichtlich dessen, was sie zum Beispiel hinsichtlich der vorhandenen Verpflichtung und den unterzeichneten Vertrag für die Lieferung der S-300 Waffen an Iran anführen. Diese sind in erster Linie sehr effiziente Flugabwehrwaffen.

Es gibt andere Dinge in Bezug auf Brennstofflieferungen, die sehr wichtig für China sind, weil es das Land ist, das wirtschaftlich am schnellsten wächst. Seine wachsende Wirtschaft verursacht eine zunehmende Öl- und Gas-Nachfrage. Obwohl es Übereinkommen mit Russland für die Erdöl- und Gasversorgung gibt, entwickeln sie auch die Windenergie und andere Formen der erneuerbaren Energie; sie verfügen über riesige Kohlereserven; die Atomenergie wird kein großes Wachstum zu verzeichnen haben, dieses wird über viele Jahre nur um die fünf Prozent betragen; das heißt, dass der Bedarf der chinesischen Wirtschaft an Erdöl und Gas sehr hoch ist, und ich begreife nicht, wie eigentlich diese Energie gewonnen werden kann und zu welchen Kosten, wenn das Land dort, wo sie wichtige Investitionen haben, diese von den USA zerstört werden.

Aber das schlimmste Risiko ist ein Krieg dieser Art im Iran. Iran ist ein muslimisches Land, das über Millionen von trainierten und stark motivierten Kämpfern verfügt. Es gibt Dutzende von Millionen von Menschen die in Ausbildung stehen, sie werden trainiert und politisch gebildet, Männer und Frauen, Millionen trainierter Kämpfer, die entschlossen sind zu sterben. Es sind Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen werden und die nicht gewaltsam geändert werden können. Auf der anderen Seite sind die Afghanen – sie werden gerade von den unbemannten Flugzeug ermordet –, es wären auch die Pakistaner, die Iraker, die zwischen ein und zwei Millionen ihrer Landsleute als Folge des von Bush erfundenen antiterroristischen Krieges sterben gesehen haben. Ein Krieg gegen die muslimische Welt kann nicht gewonnen werden, es ist ein totaler Wahnsinn.

Es ist wahr, die konventionellen Kräfte sind riesig. Sie können von einem Tag auf den anderen mehrere Millionen Mann mobilisieren und sie sind an der Grenze zum Irak, sind an der Grenze zu Afghanistan, und auch wenn es einen Blitzkrieg gäbe, können die USA einen konventionellen Krieg in der Nähe ihrer militärischen Stützpunkte in der Region nicht verhindern.

Aber die Sache ist die, dass sie diesen konventionellen Krieg verlieren würden. Das Problem besteht darin, dass niemand einen konventionellen Krieg gegen Millionen von Menschen gewinnen kann, sie werden nicht ihre Volksmassen, auch nicht das ganze Land an einem Ort konzentrieren, damit die US-Amerikaner sie umbringen können.

Also, ich war Guerilla-Kämpfer und ich erinnere mich daran, dass ich viel darüber nachdenken musste, wie wir die uns zur Verfügung stehenden Kräfte einsetzen würden, und ich hätte nie den Fehler begangen sie zu konzentrieren, denn je mehr die Kräfte konzentriert sind, desto größer werden die von den Massenvernichtungswaffen verursachten Verluste sein. …

Die USA würden den konventionellen Krieg verlieren und der Atomkrieg ist für Niemand eine Alternative. Der Atomkrieg würde unvermeidlich zu einem globalen Atomkrieg werden. Daher die Gefährlichkeit der aktuellen Situation im Iran.

Das heißt, da die USA und ihre Verbündeten unfähig sind, den konventionellen Krieg zu gewinnen, werden sie die Atomwaffen benutzen, aber sie werden auch diesen Krieg nicht gewinnen können, weil wir alles verlieren werden.

Alle würden ihn verlieren, es ist ein Krieg, den wir alle verlieren würden. Was würde Russland gewinnen, wenn dort ein Atomkrieg ausgelöst wird? Was würde China gewinnen? Welchen Charakter würde dieser Krieg haben? Wie würde die Welt reagieren? Welche Auswirkung würde der Krieg auf die Weltwirtschaft haben?

Sie haben das an der Universität erklärt, als Sie über das vom Pentagon ausgearbeitete zentrale Abwehrsystem gesprochen haben. Es sieht wie Sciencefiction aus, es sieht auf keinen Fall wie der letzte Weltkrieg aus. Das andere ist sehr wichtig, der Versuch, die Atomwaffen in konventionelle strategische Waffen zu verwandeln.

Darüber habe ich heute in einer Agenturmeldung gelesen, dass die Einwohner von Hiroshima und Nagasaki energische Proteste wegen der von den USA gerade durchgeführten subkritischen Atomtests eingelegt haben. Es wird subkritischer Atomtest genannt, das bedeutet die Nutzung von Atomwaffen ohne die ganze Energie, die mit der kritischen Masse erreicht werden kann, zu entfalten.

Kommen wir zur Frage der Bedrohung des Iran zurück. Sie sagten, dass die USA und ihre Verbündeten einen konventionellen Krieg nicht gewinnen können. Das ist wahr, aber die Atomwaffe könnte als eine Alternative zu einem konventionellen Krieg benutzt werden, und dies ist ohne Zweifel eine Bedrohung für die Menschheit, wie Sie es in Ihren Schriften unterstrichen haben.

Die Frage, die mir vor allem Sorgen bereitet, ist die, dass sich nach dem Kalten Krieg ein Bild von der Atomwaffe in humanitärer Gestalt entwickelt hat, indem man sagt, sie sei eigentlich keine gefährliche Waffe, sie schade den Zivilpersonen nicht, aber irgendwie hat man das Etikett der Atomwaffe geändert. Deshalb unterscheidet sich die Atomwaffe nach ihren Kriterien nicht von der konventionellen Waffe, und in den militärischen Richtlinien sagt man sogar, dass die taktische Atomwaffe eine Waffe sei, die für Zivilisten keine Schäden bewirkt.

Also könnte es sogar eine Situation geben, in der diejenigen, die die Entscheidung treffen, Iran mit der Atomwaffe anzugreifen, nicht zu begreifen in der Lage sind, was für Konsequenzen das nicht nur für den Mittleren Osten, für Zentralasien, sondern auch für die gesamte Menschheit haben wird, denn sie werden sagen: "Na gut, nach unseren Kriterien unterscheidet sich diese Atomwaffe von jener des Kalten Krieges, also können wir sie gegen Iran als eine Waffe einsetzen, die die weltweite Sicherheit gewährleistet."

Wie sehen Sie das? Das ist äußerst gefährlich, weil sie an ihre eigene Propaganda glauben. Das ist eine interne Propaganda innerhalb der Streitkräfte, innerhalb des politischen Apparats.

Als die Geheimdokumente über die taktische Atomwaffe in den Jahren 2002 und 2003 freigegeben wurden, sagte sogar Senator Edward Kennedy, dass auf diese Weise die Grenzen zwischen den konventionellen Waffen und der Atomwaffe verwischt würden. Genau dort sind wir gelandet, wir leben in einer Zeit, wo die Atomwaffe nicht von der Kalaschnikow unterschieden wird, ich übertreibe, aber das ist gewissermaßen ein Teil ihres "Werkzeugkastens" - das ist das Wort, das sie dafür benutzen "Werkzeugkasten" - und dort wird die Art der Bewaffnung ausgewählt, die benutzt werden soll, sodass die Atomwaffe durchaus auf einem konventionellen Kriegsschauplatz verwendet werden könnte, was uns zum Undenkbaren führen würde, und zwar zu einem regionalen nuklearen Szenarium, aber auch zu jenen Auswirkungen, die das auf dem gesamten Planeten haben könnte.

Ich hörte, was Sie in "Mesa Redonda"2 betont haben, dass solche, für die nächsten Nachbarn des Einsatzgebietes angeblich harmlose Waffen, eine Schlagkraft von einem Drittel bis zum Sechsfachen der in Hiroshima verwendeten Bombe haben können. Heute ist ganz genau bekannt, was für Schäden diese Waffe anrichten kann, eine einzige Bombe tötete sofort 100.000 Menschen. Stellen sie sich vor, dass eine Bombe die sechsfache Kraft hätte, oder die doppelte, oder die gleiche Kraft, oder 30 Prozent jenes Potentials. Das ist absurd.

Auch, was Sie in der Universität über den Versuch sagten, sie als eine "humanitäre Waffe" darzustellen, die auch den Truppen bei Operationen zur Verfügung stehen könnte. Das würde bedeuten, dass zu einem gewissen Zeitpunkt dem Kommandanten des Operationsgebietes die Verfügungsgewalt über diese Waffe erteilt werden könnte, weil sie wirksamer als die anderen ist, was dann gemäß den militärischen Doktrinen und der Ausbildung, die er an den Militärakademien erhalten hat, seine Pflicht wäre.

Ich denke nicht, dass die Atomwaffe ohne die Befürwortung, sagen wir des Pentagons und der Kommandozentrale, verwendet wird; wohl aber meine ich, könnte sie ohne die Einwilligung des US-Präsidenten, der ja zugleich Oberbefehlshabers der Streitkräfte ist, eingesetzt werden, das heißt, dass es sich nicht um die gleiche Logik wie im Kalten Krieg handelt, wo es ein rotes Telefon gab und…

Professor, ich verstehe, was Sie bezüglich der Befugnis der obersten Behörde des Pentagon zur Verwendung jener Waffe sagen, und es scheint mir richtig, dass Sie diese Erläuterung machen, damit man ihnen nicht vorwirft, die Gefahr jener Waffe zu übertreiben.

Aber sehen Sie mal, nachdem man die Gegensätze und die Diskussionen zwischen dem US-Präsidenten und dem Pentagon kennt, hat man eigentlich keine Zweifel daran, welches die Entscheidung des Pentagon wäre, wenn der Kommandierende am Schauplatz der Ereignisse die Verwendung dieser Waffe beantragt, weil er sie für notwendig oder unumgänglich hält.

Es gibt meiner Meinung nach noch einen weiteren Aspekt, und zwar, dass heute die Ausbreitung von Atomwaffen auf mehrere europäische Länder erfolgt, die Mitglied der NATO sind, und die Atombombe als taktische Waffe darin inbegriffen ist. Das sind Länder wie die Türkei, Italien, Deutschland, Belgien, Holland. Auf diese Weise gibt es viele dieser kleinen Atombomben sehr nah am Kriegsschauplatz, und auf der anderen Seite ist Israel.

Allerdings glaube ich nicht, dass Israel auf eigene Faust einen Krieg beginnen wird, das ist unter dem Gesichtspunkt der Strategie und der Entscheidung unmöglich. Im modernen Krieg, mit der Zentralisierung des Kommunikationssystems, der Logistik und all dem, wird es um eine zentralisierte Entscheidung gehen. Aber Israel könnte dann handeln, wenn die USA grünes Licht geben und Israel den ersten Angriff macht. Das liegt nicht außerhalb des Möglichen, obwohl es einige Analytiker gibt, die sagen, der Krieg gegen Iran wird im Libanon und in Syrien mit einem konventionellen Grenzkrieg beginnen, und das wird dann als Vorwand für die Eskalierung der militärischen Operationen benutzt.

Gestern, am 13. Oktober, hat eine große Menschenmenge Ahmadinedschad3 im Libanon als Nationalhelden jenes Land empfangen. Ich las das heute Morgen in einer Meldung.

Außerdem weiß man um die Besorgnis Israels bezüglich der Tatsache, dass die Libanesen sehr kämpferische Menschen sind. Sie verfügen über drei Mal so viele Geschosse wie im vorangegangenen Israel-Libanon-Konflikt. Das bereitet Israel große Sorgen, weil sie - so behaupten die israelischen Techniker - die Luftwaffe brauchen, um jene Waffen zu bekämpfen. Sie sagen, sie können Iran nur eine bestimmte Anzahl von Stunden, aber nicht drei Tage hintereinanderweg angreifen, weil sie diese Gefahr im Auge haben müssen. Genau deshalb und unter Berücksichtigung dessen werden sie mit jedem Tag unruhiger, weil Waffen zum konventionellen Rüstungsarsenal der Iraner gehören, wie zum Beispiel auch hunderte von Raketenwerfern gegen Schiffe im Gebiet des Kaspischen Meeres. Seit dem Falklandkrieg ist bekannt, dass sich ein Schiff gegen ein, zwei oder drei Geschosse verteidigen kann; aber stellen sie sich mal vor, wie soll sich ein relativ großes Kriegsschiff gegen einen Geschossregen dieser Art verteidigen? Es sind schnelle Schiffe, von gut ausgebildeten Leuten gesteuert, denn die Iraner haben ihre Leute 30 Jahre lang ausgebildet und wirksame konventionelle Waffen entwickelt.

Ihnen ist bekannt und Sie wissen, was im letzten Weltkrieg geschah, bevor die Atomwaffen auftauchten: es wurden 50 Millionen Menschen durch die zerstörerische Wirkung der konventionellen Waffen getötet. Die Atomwaffen tauchten in der letzten Minute auf, weil Truman sie verwenden wollte und sie mit der Bombe auf Hiroshima testen wollte, wo die kritische Masse aus dem Uran erzeugt wurde, und die andere in Nagasaki aus Plutonium. Beide töteten sofort um die 100.000 Personen. Es ist nicht bekannt, wie viele Leute verletzt oder den Strahlen ausgesetzt wurden, die später starben oder lange Jahre unter den Nachwirkungen leiden mussten. Außerdem würde ein Atomkrieg heute einen nuklearen Winter verursachen.

Ich spreche über die Gefahren, die von einem Atomkrieg wegen der Sofortschäden ausgehen würden. Schon eine begrenzte Anzahl dieser Waffen von ein oder zwei der weniger bedeutenden Mächte, Indien und Pakistan, würde genügen; die Explosion würde reichen, um einen Nuklearen Winter zu verursachen, der zwischen acht und zehn Jahre andauern würde, und es wäre unmöglich, dass ein Mensch ihn überlebt. Innerhalb weniger Wochen wäre kein Sonnenlicht mehr zu sehen.

Die Menschheit ist knapp 200.000 Jahre alt. Bis jetzt lief alles normal, die Naturgesetze wurden eingehalten. Die Gesetze des Lebens entwickelten sich auf dem Planeten Erde seit mehr als drei Milliarden Jahren. Der Mensch, der homo sapiens, das intelligente Wesen hat noch nicht existiert, so sagen es Studien aus, als bereits acht Zehntel von einer Million Jahren vergangen war. Bis vor 200 Jahren hat man das alles scheinbar nicht gewusst. Heute kennt man die Gesetze, die die Evolution der Spezies steuern. Wissenschaftler, Theologen, auch aufrichtige Gottesmänner, die anfangs hinter der Kampagne der großen kirchlichen Institutionen gegen Darwins Theorie standen, akzeptieren heute die Evolutionsgesetze als eine Realität, ohne dass dadurch die Ausübung aufrichtigen religiösen Glaubens beeinträchtigt worden wäre, in dem die Menschen oft eine Milderung ihrer tief empfundenen Sorgen finden.

Ich denke, dass niemand auf der Welt das Aussterben der Menschheit will. Deswegen bin ich der Meinung, dass nicht nur die Atomwaffen, sondern auch die konventionellen Waffen verschwinden müssen. Man muss allen Völkern ohne Unterschied Friedensgarantien anbieten, sowohl den iranischen als auch den israelischen, und alle Naturressourcen müssen verteilt werden, das müssen sie! Damit sage ich nicht, dass das wirklich geschehen wird, auch nicht, dass das einfach zu erreichen ist; aber es wird keine andere Alternative für die Menschheit geben, denn die Welt ist in ihrer räumlichen Ausdehnung als auch hinsichtlich bestimmter Ressourcen begrenzt, auch wenn man alle wissenschaftlichen Anstrengungen unternimmt, um erneuerbare Energiequellen zu schaffen. Auf der Welt leben etwa sieben Milliarden Menschen, deshalb wird eine Bevölkerungspolitik erforderlich sein, auch viele andere Dinge sind erforderlich, und wenn Sie alles zusammen nehmen und sich die Frage stellen, ob der Mensch fähig sein wird, das zu verstehen und alle diese Schwierigkeiten zu überwinden? Eigentlich kann nur Enthusiasmus einen Menschen dazu führen zu sagen, dass man dem begegnen und dieses Problem einfach lösen kann.

Was Sie sagten, als Sie über Truman sprachen, ist äußerst wichtig. Truman hat gesagt, dass Hiroshima ein Militärstützpunkt wäre und dass es keine Zivilopfer gäbe.

Dieses Bild der "Nebenwirkungen" scheint eine Kontinuität in der Atomdoktrin von 1945 bis heute zu sein, das heißt also nicht auf realer Ebene, sondern auf der Ebene der Doktrin und Propaganda. 1945 sagte man: Wir werden die Menschheit retten, indem wir 100.000 töten, und die Tatsache verneinen, dass Hiroshima eine bevölkere Stadt war, indem wir behaupten, dass es ein Militärstützpunkt war. Aber heutzutage ist diese Verfälschung noch diffiziler, mehr verallgemeinert, und die Atomwaffe ist weiter entwickelt. So geschieht es, dass wir in dem Maße, in dem wir über die Zukunft der Menschheit und die Gefahr eines Atomkrieges weltweit diskutieren, uns die Frage der Lüge, der Fiktion innerhalb des politischen und militärischen Diskurses zu einer Weltkatastrophe führen wird, ohne dass die Politiker ihre eigenen Lügen verstehen.

Dann haben Sie gesagt, dass die intelligenten Menschen seit 200.000 Jahre existieren, aber genau diese Intelligenz in den Institutionen, in der Presse, in den Nachrichtendiensten und in den Vereinten Nationen wird auch das Element sein, das uns zerstören wird, weil man an ihre Lügen glaubt, die zum Atomkrieg führen, ohne daran zu denken, dass das der letzte aller Kriege sein wird. Und wie Einstein so treffend sagte: "Ein Atomkrieg wird nicht zum Fortbestand der Menschheit führen, er ist eine Weltgefahr." Das wollte er ausdrücken.

Diese Worte sind sehr gut, Professor. Der Kollateralschaden kann in diesem Fall die gesamte Menschheit sein. Der Krieg ist eine kriminelle Tat, und es wird absolut kein neues Gesetz benötigt, denn schon seit Nürnberg wurde der Krieg als ein Verbrechen angesehen, als das größte Verbrechen gegen die Menschheit und den Frieden, als das schrecklichste aller Verbrechen.

Gut, sagen wir mal so, dass die Texte von Nürnberg es klar zum Ausdruck bringen: "Der Krieg ist eine verbrecherische Handlung; ist die äußerste kriegerische Handlung gegen den Frieden." Dieser Text von Nürnberg wurde viel zitiert. Die Alliierten wollten es nach dem zweiten Weltkrieg gegen die Besiegten nutzen und ich sage nicht, dass es nicht gültig ist; aber über die Verbrechen, die von ihnen begangen wurden, und sogar die Verbrechen, die sie gegen Deutschland und Japan begangen haben, davon wird nicht gesprochen.

Mit der Atomwaffe im Fall des Zweitgenannten.

Kurz und gut, das ist ein für mich äußerst wichtiges Thema und wenn wir über eine Gegenallianz für den Frieden reden, ist die Ächtung es des Krieges meines Erachtens wesentlich. Das bedeutet die Abschaffung des Krieges; es ist eine verbrecherische Handlung, die zu beseitigen ist.

Gut, die wichtigsten Verbrecher, wer stellt sie vor Gericht?

Das Problem ist, dass sie auch die Gerichtshöfe kontrollieren, so sind schließlich die Richter auch Verbrecher. Was können wir tun?

Ich sage, dass dies Teil der Ideenschlacht ist.

Nun, es geht darum zu verlangen, dass die Welt nicht in eine Atomkatastrophe geführt wird, es geht darum, das Leben zu bewahren. Wir wissen es nicht, aber wir vermuten, dass, wenn der Mensch Bewusstsein erlangt, dass seine Existenz, die seines Volkes, seiner liebsten Freunde und Verwandten davon abhängt, würden sich selbst die militärischen Chefs der USA des Ergebnisses bewusst, auch wenn sie im Leben dazu erzogen wurden, Befehle auszuführen, nicht in wenigen Fällen Genozid-Befehle, wie taktische und strategische Atomwaffen einzusetzen, weil es das ist, was ihnen an den Akademien gelehrt wurde.

Da das alles ein Wahnsinn ist, muss jeder Politiker der Bevölkerung diese Wahrheiten übermitteln. Man muss an sie glauben, sonst gäbe es nichts mehr, worum es zu kämpfen lohnen würde.

Ich denke, dass es so ist, wie Sie sagen, dass im gegenwärtigen Moment die große historische Debatte der Menschheit sich auf die Gefahr des Atomkrieges, der die Zukunft der Menschheit bedroht, konzentrieren muss, und dass jede andere Debatte, die wir über grundlegende Bedürfnisse oder über die Wirtschaft führen werden, fordert, dass wir den Krieg vermeiden und einen Weltfrieden errichten können, damit der Lebensstandard auf der Basis der grundlegenden Bedürfnisse weltweit gesichert werden kann. Aber wenn wir das Problem des Krieges nicht lösen, überlebt der Kapitalismus auch nicht, nicht wahr?

Nein, er kann nicht überleben, gemäß aller unserer Analysen kann er nicht überleben. Das kapitalistische System und die Marktwirtschaft, die ihm Leben einflößt, werden nicht von heute auf morgen verschwinden, aber der Imperialismus auf der Grundlage der Gewalt, der Atomwaffen und der konventionellen Waffen der modernen Technologie muss verschwinden, wenn wir wollen, dass die Menschheit überlebt.

Nun, in diesem Moment geschieht ein Ereignis, das die riesige Desinformation belegt, unter der die Welt leidet: In Chile blieben 33 Bergmänner in 700 Meter Tiefe gefangen und die Welt freut sich über die Nachricht, dass 33 Bergmänner gerettet wurden. Nun gut, was wird die Welt machen, wenn ihr bewusst wird, dass 6.877.596.300 Einwohner gerettet werden müssen? Wenn 33 einen solchen Jubel ausgelöst haben und all die Massenmedien in diesen Tagen nur darüber berichten, warum werden die fast sieben Milliarden Einwohner nicht gerettet, die in der furchtbaren Gefahr gefangen sind, einen schrecklichen Tod wie jenen von Hiroshima oder Nagasaki zu sterben?

Schauen Sie, dies ist auch eindeutig die Frage der Berichte, die die Massenmedien über verschiedene Ereignisse machen und die Propaganda, die sich daraus ergibt.

Ich denke, dass das, was die Chilenen gemacht haben, eine riesige humanitäre Operation war.

Aber es ist doch wahr, wenn es eine Bedrohung für die Menschheit gibt, wie jene, von der Sie sprechen, dann müsste das auf der ersten Seite jeder Zeitung der Welt stehen, weil das Opfer die ganze menschliche Gesellschaft ist und sie könnte sogar das Opfer der Entscheidung eines Drei-Sterne-Generals sein, der die Folgen nicht kennt.

Hier sprechen wir über die Art und Weise, in der die Massenmedien, besonders im Westen, die ernsthafteste Frage, die potenziell die aktuelle Welt schädigt, und zwar die Gefahr eines Atomkrieges, verstecken. Und wir müssen es ernst nehmen, weil sowohl Hillary Clinton als auch Obama gesagt haben, sie hätten die Idee, die Atomwaffe in einem so genannten vorbeugenden Krieg gegen den Iran anzuwenden.

Nun gut, wie antworten wir? Was sagen Sie zu Hillary Clinton und Barack Obama bezüglich der Erklärungen, die sie über die unilaterale Verwendung der Atomwaffe gegen den Iran gemacht haben, ein Land, das für niemanden eine Gefahr darstellt?

Ja, mir sind zwei Sachen bekannt: was diskutiert und was in diesen Tagen enthüllt wurde, die heftigen Diskussionen innerhalb des Nationalen Sicherheitsrates der USA. Deshalb gebe ich dem Buch von Bob Woodward, "Obama’s wars", solchen Wert, weil es enthüllte, wie alle diese Diskussionen verliefen. Es ist bekannt, welches die jeweilige Position von Biden, von Hillary, von Obama war. Und wer sich in diesen Diskussionen am unerschütterlichsten gegen die Ausweitung des Krieges zeigte, wer dazu fähig war, mit den Militärs zu diskutieren, das war Obama, das ist eine Tatsache. Ich schreibe gerade meine neueste Reflektion genau darüber. Der einzige, der dorthin kam und ihm einen Rat gab, war aufgrund seiner Angehörigkeit zur Republikanischen Partei sein Gegner gewesen, es war Colin Powell. Er erinnerte ihn daran, dass er der Präsident der USA ist. Es war ein ermutigender Rat.

Nun, wir müssen uns etwas einfallen lassen, über die Art und Weise, dies bekannt zu machen. Zur Zeit der zwölf Apostel, sie waren nur zwölf, haben sie sich der Aufgabe gewidmet, die Lehren, die ihnen ein Prediger übermittelt hat, zu verbreiten. Na ja, sie haben hunderte von Jahren vor sich gehabt. Wir haben sie, im Gegensatz zu ihnen, nicht, aber ich sah gerade die Liste der Persönlichkeiten, es sind mehr als 20 Persönlichkeiten, die bei Global Research mitarbeiten. Sie sind angesehene Menschen, die dieselben Sachen erklären; aber sie verfügen über keine hunderte von Jahren, sondern über sehr wenig Zeit.

Die Bewegung gegen den Krieg in den USA, Kanada und Europa ist sehr gespalten. Manche denken, dass die Drohung aus dem Iran kommt, andere sagen, dass es die Terroristen sind, und es gibt viel zu viel Desinformation innerhalb der Bewegung gegen den Krieg.

Außerdem ist der Atomkrieg im Weltsozialforum kein Teil der Debatte. Während des Kalten Krieges wurde über die Gefahr eines Atomkonflikts gesprochen und die Leute hatten dieses Bewusstsein.

Auf der letzten Zusammenkunft der Vereinten Nationen in New York über die Nicht-Verbreitung der Massenvernichtungswaffen wurde der Nachdruck auf die nukleare Drohung seitens nicht-staatlicher Einrichtungen und Terroristen gelegt.

Präsident Obama sagte, dass die Drohung von Al-Qaida ausginge, dass sie die Atomwaffe hat. Wenn Sie Obamas Reden lesen, wird dort angedeutet, dass der Terrorismus dazu fähig ist, kleine Atombomben, was sie die schmutzige Bombe nennen, herzustellen. Nun gut, es ist eine Art und Weise, das Gewicht auf völlig andere Dinge zu legen.

Es ist das, was ihm gesagt wird, was sie ihren eigenen Leuten sagen und glauben machen wollen.

Sehen Sie, was mache ich mit meinen Reflektionen4? Ich verteile sie in der UNO, ich schicke sie all den Regierungen – natürlich die, die kurz  genug sind, um sie allen zu schicken – und ich weiß, es gibt viele Leute, die sie lesen. Das Problem besteht darin, ob Sie die Wahrheit sagen oder nicht. Selbstverständlich, wenn man all diese Information bezüglich eines konkreteren Problems sammelt, denke ich, dass man sich mehr konzentrieren muss, dass man sich unsererseits mehr auf die Veröffentlichung der wesentlichen Sachen konzentrieren muss, man kann nicht alles umfassen.

Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, es ist eine Grundfrage bezüglich der Kubanischen Revolution. Ich bin der Meinung, dass jene Debatte um die Zukunft der Menschheit auch ein Teil des revolutionären Diskurses ist. Wenn die Gesellschaft als Ganzes von einem Atomkrieg bedroht wird, ist es gewissermaßen nötig, eine Revolution des Denkens und der Taten gegen dieses Ereignis zu haben.

Es muss gesagt werden, dass die Menschheit 800 Meter tief gefangen ist und sie muss herausgeholt werden, es muss eine Rettungsoperation durchgeführt werden. Dies ist die Botschaft, die wir einer Anzahl von Leuten übermitteln müssen. Wenn viele Leute so denken, werden viele Leute das machen, was Sie gerade machen und sie werden das unterstützen, was Sie gerade unterstützen. Es ist nicht mehr davon abhängig, wer es sagt, jemand muss es sagen.

Man muss herausfinden, wie die Massen mit dem größten Bewusstsein erreicht werden können. Die Lösung liegt nicht in den Zeitungen. Es gibt das Internet. Internet ist billiger. Internet ist zugänglicher. Ich habe mich Ihnen über Internet genähert, auf der Suche nach Nachrichten; nicht über die Presseagenturen, nicht über die Presseorgane, nicht über CNN, sondern auf der Suche nach Nachrichten über ein Bulletin von im Internet veröffentlichen Artikeln, das ich jeden Tag bekomme. Mehr als 100 Seiten jeden Tag.

Gestern diskutierten Sie darüber, dass vor einiger Zeit zwei Drittel der Bevölkerung in den USA gegen den Krieg im Iran war und heute mehr als 50 Prozent dafür sind.

Was in den letzten Monaten eigentlich passierte, ist, dass man sagte: "Ja, der Atomkrieg ist sehr gefährlich, es ist eine Drohung, aber die Drohung kommt aus dem Iran", und es gab Plakate in New York, auf denen stand: "Sagt nein zum nuklearen Iran" und die Botschaft dieser Plakate war, den Iran als eine Drohung gegenüber der weltweiten Sicherheit darzustellen, auch wenn es eine solche Drohung überhaupt nicht gab, denn sie haben keine Atomwaffe. Und Anfang dieser Woche hat die New York Times einen Text veröffentlicht, der besagte, dass die politischen Morde doch rechtmäßig seien.

Da wir eine Presse mit dieser Auflage haben, die sie haben und die uns solche Sachen präsentiert, ist die Arbeit enorm. Wir haben keine Möglichkeit, diesen Prozess mit der Auflage der alternativen Medien umzukehren. Außerdem werden heutzutage viele der alternativen Medien von der wirtschaftlichen Macht finanziert.

Und trotzdem müssen wir kämpfen.

Ihre Botschaft, die ich gestern weitergegeben habe, ist Folgende: im Falle eines Atomkrieges wäre der zivile Nebenschaden die ganze Menschheit.

Es wäre die Menschheit, das Leben der Menschheit.

Es ist wahr, das Internet muss noch mehr als Instrument zur Verbreitung funktionieren, um diesen Krieg zu verhindern.

Nun gut, dies ist der einzige Weg, es zu verhindern. Wenn wir die weltweite öffentliche Meinung schaffen, es ist wie das Beispiel, das ich erwähnt habe: es gibt knapp sieben Milliarden Menschen 800 Meter tief gefangen; wir müssen das in Chile Geschehene verwenden, um diese Sachen zu verbreiten.

Der Vergleich, den Sie mit der Rettung der 33 Bergmänner ziehen, wenn sie sagen, dass es 33 Bergmänner unter der Erde gibt, die gerettet werden müssen, und dass darüber die Medien berichtet haben, und zugleich haben wir fast sieben Milliarden Einwohner, die in 800 Meter Tiefe gefangen sind und nicht verstehen, was gerade passiert, aber wir müssen sie retten, weil die Menschheit als Ganzes von den Atomwaffen der USA und ihrer Verbündeten bedroht ist, denn sie diejenigen, die sagen, dass sie dazu bereit sind, sie anzuwenden.

Und sie werden sie einsetzen, wenn es keinen Widerstand gibt, wenn es keine Widerstandsbewegung dagegen gibt. Sie machen sich selbst etwas vor mit der militärischen Überlegenheit und der modernen Technologie, sie sind wie berauscht davon und wissen nicht, was sie tun. Sie begreifen die Folgen nicht, sie glauben, dass das aufrechterhalten werden kann. Das ist unmöglich.

Oder sie glauben, dass das einfach wie irgendeine andere konventionelle Waffe ist.

Ja, sie machen sich etwas vor und glauben, dass man diese Waffe wieder einsetzen kann. Sie verwechseln die Zeitepoche und erinnern sich nicht daran, was Einstein gesagt hat: er wisse nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen würde, aber der Vierte würde mit Knüppeln und Steinen sein. Ich würde dem noch hinzufügen: „…nur wird es diejenigen schon nicht mehr geben, die diese Knüppel und Steine handhaben könnten"...

Das Problem, das ich sehe, besteht darin, dass die Anwendung der Atomwaffe nicht notwendigerweise von einem Tag auf den anderen das Ende der Menschheit bringen wird, denn die radioaktiven Auswirkungen sind ein kumulativer Prozess, ein Prozess der Anhäufung.

Wie bitte? Wiederholen Sie das bitte!

Die Atomwaffe hat mehrere Folgen: eine ist die Explosion und Zerstörung am Kriegsschauplatz, so wie das monströse Phänomen von Hiroshima; und die andere ist die sich ausbreitende Radioaktivität.

Ja, der nukleare Winter, wie es bezeichnet wird. Der angesehene US-amerikanische Professor Emeritus der Universität von Rutgers, New Jersey, Alan Robock bewies in unwiderlegbarer Weise, dass der Beginn eines Krieges zwischen zwei der acht Atommächte, die über weniger Atomwaffen verfügen, einen nuklearen Winter verursachen würde. Er hat diese Tatsache als Leiter einer Gruppe von Forscher entdeckt, die hoch entwickelte EDV-Modelle verwendet haben.

Die Explosion von hundert strategischen Atomwaffen aus den 25.000 im Besitz der oben genannten Atommächte würde genügen, um Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und eine acht Jahre lange Nacht auf der ganzen Welt zu verursachen. Es ist etwas so Schreckliches – äußerte Professor Robock – dass sich die Menschen in einen "Verneinungszustand" befinden: "Sie möchten daran nicht denken, es ist einfacher sich vorzustellen, dass es nicht existiert." Er hat es mir persönlich anlässlich eines internationalen Treffens erzählt, wo ich die Ehre hatte, mit ihm ein Gespräch zu führen.

Nun gut, aber ich gehe von folgender These aus: Wenn ein Krieg im Iran ausgelöst wird, dann verwandelt sich dieser unweigerlich in einen globalen Atomkrieg. Deshalb haben wir gestern gesagt, dass es nicht korrekt war, diese Übereinkunft im Sicherheitsrat zustande kommen zu lassen, denn sie hat alles das erleichtert, merkst du das?

Ein Krieg dieser Art im Iran kann heutzutage kein lokaler sein, denn die Iraner würden sich der Gewalt nicht beugen. Wenn er seinen konventionellen Charakter beibehalten würde, wäre es ein Krieg, den die USA und Europa nicht gewinnen können, und ich behaupte, dass er sehr schnell zu einem Atomkrieg werden würde. Wenn die USA den Fehler begehen würden, taktische Atomwaffen einzusetzen, dann würde es auf der Welt eine große Erschütterung geben und sie würden die Ereignisse nicht mehr kontrollieren können.

Wenn Obama mit dem Pentagon schon hart diskutieren musste, was in Afghanistan zu tun ist, dann stellen Sie sich mal die Situation vor, wenn US-amerikanische und israelische Soldaten gegen Millionen iranische Kämpfer kämpfen würden. Die Saudi-Araber werden nicht im Iran kämpfen, auch nicht die Pakistaner oder andere arabische bzw. muslimische Soldaten. Was geschehen könnte, ist, dass die Yankees ernsthafte Konflikte mit den pakistanischen Stämmen haben könnten, die sie mit ihren unbemannten Flugzeugen angreifen und töten, und das wissen sie. Wenn sie einen Schlag gegen diese Stämme vornehmen, dann greifen sie zuerst an und teilen es dann der Regierung mit, sie sagen vorher nichts; das gehört zu den Dingen, die die Pakistaner am meisten irritieren. Es gibt dort eine starke Feindlichkeit gegenüber den USA.

Es ist ein Irrtum zu denken, dass die Iraner kapitulieren, wenn gegen sie taktische Atomwaffen eingesetzt werden; und die Welt würde erschüttert sein, wenn es vielleicht schon zu spät wäre.

Sie können einen konventionellen Krieg nicht gewinnen.

Sie können ihn nicht gewinnen.

Und das sehen wir auch im Irak und in Afghanistan - sie können ein Land zerstören, aber sie können vom militärischen Gesichtspunkt aus nicht gewinnen.

Aber um ein Land zu zerstören ...  um welchen Preis, um welchen Preis vor den Augen der Welt, mit welchen finanziellen und wirtschaftlichen Kosten aller Art, und auf die Katastrophe zugehend. Die von Ihnen aufgezeigten Probleme verschärfen sich, selbst das US-amerikanische Volk würde reagieren; denn wenn es auch oft erst spät reagiert, am Ende reagiert es schließlich. Das US-amerikanische Volk reagiert auf die Verluste, auf die Toten.

Viele Leute haben während des Krieges in Vietnam die Nixon-Regierung unterstützt. Nixon hat sogar Kissinger empfohlen, dort die Atombombe anzuwenden, und er hat ihm davon abgeraten, diesen kriminellen Schritt zu tun. Die USA sahen sich aufgrund der eigenen Bevölkerung gezwungen, den Krieg zu beenden, sie mussten verhandeln und den Südteil übergeben. ...

In einer Situation wie der jetzigen ist es sehr gut möglich, dass sie unsere Botschaft nicht verstehen werden. Wenn der Krieg ausbricht, dann gewinnen meiner Meinung nach weder sie noch die Welt etwas. Wenn es ein nur konventioneller wäre, was kaum wahrscheinlich ist, dann würden sie ihn unwiederbringlich verlieren, und wenn er sich in einen globalen Atomkrieg verwandelt, dann würde die Menschheit ihn verlieren.

Iran hat recht mächtige konventionelle Kräfte.

Millionen.

Landstreitkräfte, aber ebenfalls Raketen, das Land verfügt über Möglichkeiten zu seiner Verteidigung.

Solange es noch einen einzigen Mann mit einem Gewehr gibt, ist das ein Feind, den sie besiegen müssen.

Und dort gibt es mehrere Millionen mit Gewehren.

Millionen, und sie werden viele US-amerikanische Menschenleben opfern müssen. Leider würden die US-Amerikaner erst dann reagieren. Wenn sie jetzt nichthandeln, dann müssten sie später reagieren, wenn es schon zu spät wäre. Das muss geschrieben werden, dass muss innerhalb unserer Möglichkeiten veröffentlicht und verbreitet werden. Erinnern Sie sich an Folgendes: die Christen wurden verfolgt, man brachte sie in die Katakomben, man ermordete sie, warf sie den Löwen vor, sie haben Jahrhunderte lang durchgehalten und sind nicht von ihrem Glauben abtrünnig geworden, und dann hat man dasselbe mit den Muslims gemacht, ohne dass sie sich jemals unterworfen haben.

Es findet ein realer Krieg gegen die muslimische Welt statt. Warum werden diese Lehren aus der Geschichte vergessen?

Kehren wir zur Frage Iran zurück. Ich bin der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass die Weltöffentlichkeit den Kriegsschauplatz begreift. Sie haben klar dargelegt, dass sie den Krieg verlieren, den konventionellen, sie verlieren ihn schon im Irak und in Afghanistan, und der Iran hat viel stärkere konventionelle Streitkräfte als die NATO.

Viel erfahrener und motivierter. Sie befinden sich jetzt in einem Konflikt mit Afghanen und Irakern und auch mit Pakistanern. Und bei ihren Diskussionen im Weißen Haus geben sie diesen Krieg schon verloren, wie uns das Buch von Woodward, berichtet. Stellen Sie sich vor, dass sie hierzu noch einen Krieg zur Zerstörung dessen hinzufügen, was nach den Erstschlägen im Iran übrig bleibt.

So würden sie sich schließlich entweder in einer Situation eines konventionellen Krieges wieder finden, den sie nicht gewinnen können, oder wären zu einem globalen Atomkrieg gezwungen, ich gebrauche dies schon so, unter den Bedingungen, dass dann ein Weltkrieg ausbrechen wird. Ich weiß nicht, wer jene Art Krieg rechtfertigen können wird, den sie werden führen müssen; sie haben schon 450 Ziele im Iran zur Zerstörung markiert, von denen einige ihrer Auffassung nach mit taktischen Atomsprengköpfen angegriffen werden müssten, und zwar wegen ihrer Lage in bergigen Gebieten und wegen der Tiefe, wo sie sich befinden. Hierbei würden sehr viele Leute des russischen Personals und von anderen Nationen ums Leben kommen, die mit ihnen zusammenarbeiten.

Wie würde die Reaktion der Weltöffentlichkeit angesichts dieses Schlags aussehen, den die Medien jetzt unverantwortlicherweise mit Unterstützung vieler US-Amerikaner gefördert haben?

Eine Sache: Iran, Irak, Afghanistan sind alle in gewisser Weise Nachbarländer. Iran hat eine Grenze zu Afghanistan, hat eine Grenze zum Irak, und die USA und die NATO verfügen über militärische Einrichtungen in den Ländern, die sie besetzen. Was wird geschehen? Die Truppen des Iran werden sofort die Grenzen überschreiten, nehme ich an.

Nun gut, ich weiß nicht, welche Taktik sie anwenden werden, aber wenn man sich an ihre Stelle versetzt, dann wäre eine Truppenkonzentration nicht das Ratsamste, denn so wären diese in höherem Grade Opfer eines Angriffs mit taktischen Atomwaffen. Das heißt, dass es so, wie die Bedrohung angezeigt ist, besser wäre, dass sie eine ähnliche Taktik wie die von uns im Süden von Angola genutzte anwenden, als wir vermuteten, dass Südafrika über Atomwaffen verfügte. Wir haben taktische Gruppen von je 1.000 Mann mit Feuerkraft der Landstreit- und Flugabwehrkräfte geschaffen. Die Atomwaffen hatten so nie eine große Anzahl Soldaten in ihrer Reichweite. Die Luftabwehrraketen und andere ähnliche Waffen unterstützten unsere Streitkräfte. Die Waffen und das Terrain verändern sich und die Taktiken müssen sich ständig ändern. …

Was wir in Angola getan haben, hätte nach traditionellen Kriterien eine Armee von einigen Hunderttausenden erreicht. Nun gut, wir waren nicht 100.000, im Süden von Angola gab es 60.000 Mann, Kubaner und Angolaner. Aufgrund von technisch-fachlichen Voraussetzungen waren die taktischen Gruppen vor allem aus Kubanern zusammengesetzt, aber die Infanterie war aus kubanischen und angolanischen Soldaten zusammengesetzt, mit einem großen Kampfgeist. Sie haben keinen Augenblick gezögert, sich eine Schlacht mit der Armee der Weißen des Apartheidregimes zu liefern, die von den USA und Israel unterstützt wurde.

Der Iran hat die Möglichkeit, eine Truppenstärke von mehreren Millionen zu mobilisieren.

Entscheidend sind nicht nur die Truppen, sondern auch die Befehlsstellen. Meiner Meinung nach ist die Dekonzentration sehr wichtig. Die Angreifer werden versuchen, die Übermittlung von Befehlen zu verhindern. Jede Kampfeinheit muss im Voraus wissen, was sie unter den jeweiligen Umständen zu tun hat. Der Angreifer wird mit Hilfe seiner funkelektronischen Waffen versuchen, der Befehlskette Schläge zu versetzen und sie zu zerschlagen.

Egal unter welchen Umständen, aber das in Afghanistan ist eine Kleinigkeit und das im Irak ebenfalls im Vergleich zu dem, auf was sie im Iran stoßen werden: die Bewaffnung, die Ausbildung, die Mentalität, die Art Soldaten. Wenn die iranischen Kämpfer vor 31 Jahren die Minenfelder geräumt haben, indem sie über sie vorrückten, dann würden sie sicher die gefürchtetsten Gegner sein, mit denen die USA sich je auseinandersetzen mussten.

(Leicht gekürzte Fassung)

Videobotschaft Fidel Castros vom 15. Oktober 2010 mit dem Aufruf zur Abschaffung aller Atomwaffen

  • 1. Am 26. März 2010 sank das Schiff Cheonan der südkoreanischen Marine in heimischen Gewässern unter zunächst ungeklärten Umständen. Südkoreas Regierung beschuldigte Nordkorea. Kurz darauf wurden Meldungen dementiert, wonach das Schiff von einem Torpedo angegriffen worden sei
  • 2. Kubanische Fernsehsendung, in der mit Gästen über aktuelle politische Themen diskutiert wird
  • 3. Mahmud Ahmadinedschad war vom 3. August 2005 bis zum 3. August 2013 Präsident der Islamischen Republik Iran
  • 4. Nach dem Rückzug aus der offiziellen Politik schrieb Fidel Castro regelmäßig seine Überlegungen und Ausarbeitungen zu aktuellen wichtigen Fragen in Form von "Reflektionen" nieder, die auf dem Portal Cubadebate, oftmals auch in der Tageszeitung Granma publiziert wurden. Deutsche Übersetzungen einiger dieser Beiträge finden Sie hier
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