Deutschland / Medien

"Junge Welt": Warnlicht auch verpasst

Über die Notwendigkeit von Quellen- und Selbstkritik der linken Presse

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Schlechte Quelle: Rechte Bezugspunkte in linker Zeitung
Schlechte Quelle: Rechte Bezugspunkte in linker Zeitung

Für große Resonanz sorgte Anfang Juli eine Buchrezension der linken Tageszeitung Neues Deutschland. Ein freier Mitarbeiter, der in der Regel für konservative Blätter wie die Schweizer NZZ schreibt, hatte sich äußerst negativ zu Kuba geäußert. Verständlicherweise hagelte (und hagelt) es Proteste. Der verantwortliche Leiter des Ressorts Feuilleton habe „Warnlampen übersehen“, hieß es inzwischen in einer entschuldigenden Erklärung der Chefredaktion.

Zu den schärfsten Kritikern gehörte die ebenfalls linke Tageszeitung junge Welt. Sie druckte nicht nur eine Protestnote des Netzwerks Kuba, sondern legte einen Text des Geschäftsführers Dietmar Koschmieder nach, der angesichts des Fauxpas` die Vorzüge des eigenen Mediums pries. Dabei wären auch hier selbstkritische Töne angebracht gewesen. Eine Woche nach dem Skandaltext im Neuen Deutschland druckte die junge Welt nämlich eine Meldung zu den andauernden Sozialprotesten in Panama und berief sich dabei ausgerechnet auf den Blog „latina press“.

Diese rechtsgerichtete Seite verbreitet seit Herbst vergangenen Jahres radikale antikommunistische Propaganda gegen Kuba. In einer „Kolumne“ schreibt der Sextourist und bekennende Antikommunist Jörn Ehrenheim: „Die ersten Nächte und die ganzen ersten Tage stand ich wie geschockt zwischen den Ruinen, im Herzen Havannas. Ich bin ja im Osten, also in der maroden DDR, aufgewachsen und wusste, was Sozialismus und Armut bedeutet. Aber das?? Das es NOCH kaputter und ärmer geht, hatte mich wirklich überrascht!“ (Interpunktion und Orthografie wie im Original.)

Angesichts einer solchen Quelle wundert es übrigens nicht, dass die übernommene Information in der jungen Welt falsch ist. Dort hieß es, dass in Panama eine neoliberale Arbeitsmarktreform zurückgenommen wurde. Tatsächlich wurde die Regelung nur für 90 Tage ausgesetzt. Der rechtsgerichtete Präsident Ricardo Martinelli will an der Regelung ausdrücklich festhalten, die Proteste gehen deswegen weiter.


Bitte beachten Sie zu diesem Kommentar auch unseren redaktionellen Beitrag vom 02. Juli 2013.