Ortstermin beim Wahlkampf im Süden Mexikos

Die Ex-Staatspartei PRI liegt in den Umfragen vorne. Wenn da nur nicht das Volk und die Medien wären

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Enrique Peña Nieto feiert mit Schlägern
Enrique Peña Nieto feiert mit Schlägern

Mexiko-Stadt. Am 11. April war Enrique Peña Nieto, Politiker der ehemaligen mexikanischen Staatspartei PRI, im südlichen Bundesstaat Oaxaca auf Wahlkampftour. Oaxaca, 80 Jahre lang durch die PRI mit eiserner Hand regiert, wählte erstmals 2010 einen Gouverneur einer Anti-PRI-Koalition. Peña Nieto glänzte nun als aussichtsreichster Anwärter ür die Präsidentschaftswahlen am 1. Juli nicht gerade durch politische Inhalte, sondern vor allem durch sein telegenes Auftreten und seine scheinbar unfehlbare Gel-Frisur. Doch bei den Treffen in Oaxaca wurde er gehörig "zerzaust", wie die Zeitschrift Proceso titelte.

Ein erster Auftritt in indigenen Ort Guelatao, der Geburtsstätte von Benito Juárez, war schlecht besucht. Nur wenige hundert Leute fanden sich zur Kundgebung ein. Beim Mittagessen mit PRI-Parteifreunden fiel insbesondere die Präsenz Jacinto Pinedas, alias "El Diablo", auf. Pineda war am Mord eines pensionierten Lehrers beteiligt, der in der Wahlkampagne 2004 gegen den PRI-Politiker Ulises Ruiz Ortiz protestierte und diesen Protest mit dem Leben bezahlte (siehe Foto). Der Mord blieb – wie viele politische Verbrechen – ungesühnt. Auch unter der neuen Regierung Oaxacas.

Am Nachmittag präsentierten sich Peña Nieto sowie seine Gattin, die TV-Seriendarstellerin Angélica Rivera, dem Wahlvolk in Oaxaca-Stadt. Zu diesem Zweck wurden viele Leute aus den verarmten ländlichen Regionen des Bundesstaates herangefahren. Diese im mexikanischen Wahlkampfjargon als "Ankarren" verrufene Taktik scheint bei der PRI unverändert Anwendung zu finden, wie das Internetmagazin Animal Político in seiner Reportage beschreibt.

Doch auf dem Hauptplatz von Oaxaca Stadt fanden sich auch Gegendemonstranten ein: Eine Gruppe von Jugendlichen aus linken Bewegungen und Universitäten demonstrierten ihre Abneigung gegenüber der Partei mit der autoritären Vergangenheit (siehe Videos). Zudem erinnerten sie an die Verantwortung Peña Nietos für die Repression in der Ortschaft Atenco im Jahre 2006, bei der zwei Personen umkamen und Dutzende Frauen in Haft vergewaltigt wurden. Der Protest führte zu einem Handgemenge mit PRI-Anhängern, die unter anderem einen Fotoreporter angriffen.

Doch trotz aller Kritiken an Peña Nieto in den Medien und auf der Straße: Die aktuellen Umfragen zeigen dem PRI-Kandidaten unverändert klar vorn. Er soll inzwischen sogar über 50 Prozent Zustimmung erreichen. Die Kandidatin der rechtsklerikalen PAN, Josefina Vázquez Mota, verharrt nach einem unglücklichen Kampagnenstart an zweiter Stelle. Und der Mitte-Links-Kandidat Andrés Manuel López Obrador liegt weiterhin unverändert an dritter Stelle bei rund 20 Prozent.