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"Hallo, ist da das Büro der Lima-Gruppe?"

Ein Anruf im Büro der Lima-Gruppe in Peru und der vergebliche Versuch, einen der Staatschefs der Mitgliedsländer zu sprechen

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"Endgültig geschlossen wegen offensichtlicher Unfähigkeit seiner Mitglieder"
"Endgültig geschlossen wegen offensichtlicher Unfähigkeit seiner Mitglieder"

Hallo, ist da das Büro der Lima-Gruppe?1

Ja, guten Tag. Was wünschen Sie?

Ich möchte bitte mit dem Präsidenten von Peru sprechen.

Er kann nicht. Er ist sehr damit beschäftigt, nicht auf die Liste der korrupten Präsidenten gesetzt zu werden, die ins Gefängnis kommen. Stellen Sie sich vor, einer von ihnen hat sich sogar umgebracht.

Ach, entschuldigen Sie. Macht nichts. Kann ich mit dem Präsidenten von Argentinien sprechen?

Er kann nicht. Er packt die Koffer, weil er geht.

Er verreist?

Ja, er verlässt das Casa Rosada2. Er hat bei den Wahlen Schläge eingesteckt und hat davon tiefe Augenringe, viele Falten und eine Verschlimmerung seines üblichen Verwirrungszustandes davon getragen.

Gut, dann verbinden Sie mich mit dem Präsidenten von Chile.

Er kann nicht. Jetzt gerade ist er beim Geburtstag seines Enkels und danach geht er nach Hause, um sich unter dem Schutz der Streitkräfte und der Militärpolizei zu verstecken. Er ist sehr erschrocken wegen der großen Demonstrationen der Studenten, die anscheinend genug haben von so viel Missbrauch, Lüge und Korruption.

Verstehe, aber kann ich dann mit dem Präsidenten von Honduras reden?

Er kann nicht. Ein US-amerikanischer Staatsanwalt beschuldigte ihn des Drogenhandels und hat seinen Bruder deshalb verhaftet. Jetzt verhandelt er, um zu sehen, wie er da heil rauskommt.

Das ist ja wirklich ein großes Problem. Aber der Präsident von Brasilien sollte doch erreichbar sein?

Ja, er ist noch da, aber er kann nicht ans Telefon gehen. Er hat Angst, als Rassist, Frauenfeind, Umweltzerstörer, als homophob, ignorant und töricht, als Verteidiger der Diktatur und so vieler anderer Dinge beschimpft zu werden, dass er manchmal sogar "krank“ wird, um sich dem nicht stellen zu müssen.

Kann ich dann mit dem Präsidenten von Guyana sprechen?

Er kann nicht. Er ist leider sehr krank und das Land ist halb lahmgelegt. Man weiß nicht, wann es wieder zur Normalität zurückkehrt.

Ach, das wusste ich nicht, ich hoffe, er erholt sich bald, dann sehen wir, ob ich mit ihm sprechen kann. Und der Präsident von Costa Rica? Vielleicht kann er mir einige Minuten gewähren?

Er kann nicht. Er hat eine nicht endende Diarrhöe, seit Venezuela die Wahl für einen Sitz um Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gewonnen hat. Trump hat ihn angerufen und ihm gesagt, er sei ein Nichtsnutz. Obwohl die USA so viele Länder der Welt unter Druck gesetzt und überall Geld verteilt haben, sei er unfähig gewesen, gegen ein blockiertes und in die Ecke gedrängtes Land zu gewinnen.

Ja, es ist bedauerlich. Dann verbinden Sie mich doch mit dem Premierminister von Kanada.

Er kann nicht. Er ist mitten im Wahlkampf und sehr in Sorge, denn es besteht die Möglichkeit, dass die Bürger ihn nicht im Amt bestätigen. Seine Unterordnung unter die USA, obwohl Trump ihn mehrmals gedemütigt hat, ist bei den Leuten nicht gut angekommen, und er hat große Angst, die Wahlen zu verlieren.

Aha, das ist wahr. Entschuldigung, das hatte ich vergessen. Also dann geben Sie mir bitte den Präsidenten von Panama.

Er kann nicht. Er ist sich nicht sicher, was er sagen soll. Er weiß nicht, ob er links oder rechts ist, und er ist mit der Notwendigkeit konfrontiert, eine Position gegenüber den USA einzunehmen. Er hat es vorgezogen, auf die Knie zu fallen anstatt die Würde seines Landes zu verteidigen, und das hat ihn verunsichert und irgendwie blöde gemacht.

Wie schade. Er ähnelt Martin Torrijos, der versuchte, sowas wie "extreme Mitte" zu sein, wie Michelle Bachelet.

Ich weiß nicht, junge Frau, das ist Ihre Meinung, nicht meine. Mein Funktion ist lediglich, Telefonanrufe entgegenzunehmen.

Ja, jedenfalls haben Sie in letzter Zeit wenig zu tun. Bitte sagen Sie dem Präsidenten von Guatemala, dass ich nur ein paar Minuten brauche.

Dem scheidenden oder dem kommenden Präsidenten?

Das ist mir jetzt egal.

Der Scheidende geht bereits und ist sehr damit beschäftigt, die Spuren seiner ganzen korrupten Tätigkeiten zu beseitigen. Das nimmt seine Zeit in Anspruch und ich glaube nicht, dass er zu sprechen ist.

Und der designierte Präsident?

Er ist Italiener, er reist mit dem Pass dieses Landes3. Er schämt sich anscheinend, Guatemalteke zu sein. Außerdem ist er ziemlich beschränkt. Ich glaube nicht, dass er mit Ihnen reden will.

Wie schwierig gestaltet sich diese Aufgabe! Das macht mir Sorgen. Aber der Präsident von Kolumbien will ganz sicher mit mir sprechen.

Er kann nicht. Er redet den ganzen Tag mit Sentaor Uribe, der die Anweisungen gibt. Die übrige Zeit nutzt er, um Fotos zu fälschen4, die er internationalen Institutionen vorlegt. Und er müht sich sehr ab, damit nicht bekannt wird, dass er die Paramilitärs protegiert und deckt, die Anführer sozialer und Menschenrechtsorganisationen im Land ermorden. Klar, er kann das machen, weil die USA und die großen transnationalen Medien ihn unterstützen. All das führt dazu, dass er sehr beschäftigt ist.

Dann könnte mir doch der Präsident von Paraguay einige Ideen vermitteln.

Das ist schwierig, junge Frau, dieser Herr hat keine...

Er hat keine Zeit?

Nein, er hat keine Ideen. Er ist so dumm-dreist, dass er Brasilien heimlich das Wasserkraftwerk von Itaipu schenken wollte, Paraguays größtes Besitztum. Aber alles wurde aufgedeckt und er balanciert jetzt auf dem Drahtseil. Vorerst wurde er dank eines Aufrufs von Trump an den Präsidenten des Kongresses gerettet, den Entlassungsprozess zu stoppen. Aber der Vizepräsident und der Außenminister mussten trotzdem gehen.

Es gibt also niemanden?

Sie sind tatsächlich alle sehr beschäftigt und beunruhigt, aber vielleicht können Sie mit dem Chef reden.

Und wer ist der Chef?

Nun, nachdem sie John Bolton gefeuert haben, ist direkt Präsident Trump zuständig.

Aha. Sehr gut. Bitte fragen Sie ihn, ob er sich um mich kümmert.

Junge Frau, ich habe nachgefragt, aber in seinem Büro sagten sie mir, dass die Sache mit Putin und Xi Jinping ihn verrückt macht. Außerdem muss er entscheiden, auf wen er heute Durck ausübt und wen er sanktiomniert. Sie sagten mir, er habe sehr schlechte Laune, weil er weder mit Kuba noch mit Venezuela fertig wird, auch nicht mit dem Iran und Nordkorea. Und jetzt haben ihn auch noch seine europäischen Freunde, Saudi Arabien und die Türkei verraten und er wird sie auch sanktionieren müssen.

Wie schrecklich. Und jetzt? Gibt es niemand in der Lima-Gruppe, der mich anhört?

Um ehrlich zu sein, junge Frau, nein. Unter uns gesagt, das hat sich erledigt und mir scheint, sie haben mich hier zurückgelassen, um die Tür zu schließen, das Schloss anzubringen und ein Schild an die Tür zu hängen, das schon fertig ist.

Und was steht auf dem Schild?

"Endgültig geschlossen wegen offensichtlicher Unfähigkeit seiner Mitglieder"

  • 1. Zur Lima-Gruppe gehören derzeit Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Kanada, Kolumbien, Panama, Paraguay, Peru und ein Vertreter des selbsternannten Interimspräsidenten von Venezuela, Juan Guaidó
  • 2. Präsidentenpalast in Buenos Aires
  • 3. Alejandro Giammattei, designierter Präsident von Guatemala, hat am 12. Oktober versucht, "inkognito" mit seinem italienischen Pass in Venezuela einzureisen, wo er sich mit Guaidó treffen wollte. Nachdem er erklärt hatte, sein Besuch sei weder privat noch touristisch, wurde ihm die Einreise verweigert. Der Besuch hochrangiger Beamter erfordere die Durchführung einer bilateralen Koordinierung sowie die Vorlage von Zeugnissen und Ausweispapieren des Landes, in dem die Regierungsfunktionen wahrgenommen werden, hieß es aus dem venezolanischen Außenministerium
  • 4. Siehe Amerika21: Kolumbien: Präsident Duque blamiert sich bei UNO mit Bilder-Fake gegen Venezuela