Anwalt in Honduras nach Anzeige gegen Polizisten erschossen

Tela, Honduras. Der honduranische Rechtsanwalt José Ricardo Rosales ist vergangene Woche vor seinem Haus erschossen worden. Drei Tage zuvor hatte er vor Pressevertretern erklärt, Polizisten der Stadt Tela hätten Menschenrechtsverletzungen begangen, die er auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt habe. Der Polizeichef der an der Karibikküste im Norden des Landes gelegenen Stadt Tela, Héctor Turcios, sagte, Rosales sei am Dienstagmorgen vor seinem Haus von drei Unbekannten erschossen worden. Die Täter hätten aus einem Auto heraus auf ihr Opfer gefeuert und seien anschließend geflohen.

Rosales hatte am 13. Januar gegenüber Journalisten erklärt, Polizisten, die vor kurzem erst ihren Dienst in der Stadt Tela angetreten hatten, hätten Menschenrechtsverletzungen begangen. In der Anzeige, die Rosales gemeinsam mit seinem Anwaltskollegen Elvin Varela vorgebracht hatte, heißt es, die Polizisten hätten inhaftierte Frauen sexuell missbraucht. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" ROG seien darunter auch Minderjährige gewesen. Männliche Häftlinge seien "geschlagen und gefoltert" worden. Die Polizisten gehören laut ROG zu jenen Sicherheitskräften, die im Rahmen der landesweiten "Operación Relampago" für mehr Sicherheit sorgen und gegen Korruption innerhalb der Polizei kämpfen sollen.

Nach den Aussagen von Rosales seien diese Vorfälle der Staatsanwaltschaft bereits bekannt, sie weigere sich jedoch, die Fälle zu untersuchen, so der jetzt getötete Anwalt. Nach Angaben der Honduranischen Anwaltskammer CAH (Colegio de Abogados de Honduras) sind seit 2009 mindestens 74 Anwälte ermordet worden, alle Fälle blieben bisher straffrei.