Kuba / Politik

Prozess gegen Unfall-Fahrer Carromero angeblich bald in Bayamo

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Ángel Carromero Barrios
Ángel Carromero Barrios

Havanna. Nach Berichten verschiedener spanischer Medien soll der Prozess gegen den spanischen Nachwuchspolitiker Ángel Carromero Barrios bereits Ende August oder Anfang September stattfinden. Die spanische Nachrichtenagentur EFE und die Tageszeitung El Pais informierten, dass die Staatsanwaltschaft Carromero wegen fahrlässiger Tötung anklagen und sieben Jahre Haft für ihn fordern will.

Carromero saß am Steuer des Leihwagens, einem blauen Hyundai Accord, in dem am 22. Juli in der Nähe der ostkubanischen Stadt Bayamo die Systemgegner Oswaldo Payá und Harold Cepero ums Leben kamen. Das kubanische Strafgesetzbuch sieht für Verkehrsdelikte mit Todesfolge Gefängnisstrafen von einem bis zehn Jahre vor. In Spanien werden solche Vergehen ähnlich, nämlich mit bis zu acht Jahren Freiheitsentzug bestraft.

Der 27-jährige Spanier ist stellvertretender Vorsitzender der Jugendorganisation der regierenden Volkspartei (Partido Popular/PP) in Madrid. Er war am 19. Juli gemeinsam mit dem gleichaltrigen Schweden Jens Aron Modig in Havanna angekommen. Beide waren als Touristen eingereist, erklärten aber nach dem Unfall, dass sie den Auftrag hatten, Payá Bargeld und Ausrüstungsmaterialien für den Aufbau einer oppositionellen Jugendorganisation zu überbringen. Am 22. Juli waren die Europäer gemeinsam mit Payá und Cepero um sechs Uhr morgens in Havanna zu einem Treffen mit anderen Systemgegnern in Santiago de Cuba gestartet. Die beiden Kubaner auf den Rücksitzen waren nicht angeschnallt. Gegen 13:50 Uhr – nach einer Fahrt von rund 750 Kilometern – übersah Carromero, nach eigener Aussage, ein Warnschild und verlor die Kontrolle. Das Auto prallte gegen einen Baum. Payá starb noch am Unfallort, Cepero später im Krankenhaus. Die Europäer wurden nur leicht verletzt.

Nach seiner Genesung und Zeugenaussage ließen die kubanischen Behörden den Schweden Modig – ohne Anklage zu erheben – ausreisen. Carromero kam in Untersuchungshaft. Erschwerend für den Spanier ist, dass er in seiner Heimat wegen teilweise erheblicher Geschwindigkeitsüberschreitungen und anderer Verkehrsdelikte in 45 Fällen zur Zeit seiner Kubareise gar nicht mehr hätte fahren dürfen. Der Führerschein war ihn nur deshalb noch nicht abgenommen worden, weil die Behörden ihn nicht auffinden konnten.

Nach den in Spanien veröffentlichten Berichten ist für das Verfahren gegen Carromero nicht das Gericht in Havanna, sondern die Justiz im ostkubanischen Bayamo zuständig, wo auch der Prozess stattfinden soll. Von kubanischer Seite wurden bisher weder Ort noch Termin der Verhandlung offiziell bestätigt.