Venezuela / Medien

Erneuter Streit um Globovisión

Chávez: Regierung könnte 45,8 Prozent der Aktien des oppositionellen Senders übernehmen. Disput zwischen Regierung und TV-Kanal um Auswirkungen

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Das Logo von Globovisión
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Caracas. Die venezolanische Regierung könnte beinahe die Hälfte der Aktien des oppositionellen Fernsehsenders Globovisión übernehmen. Dies erklärte am Dienstag der Präsident des südamerikanischen Landes, Hugo Chávez. Die Regierung sieht mit dem Aktienerwerb das Recht verbunden, ein Mitglied des Sendervorstands zu bestimmen.

Hintergrund ist der Fall der Banco Federal, die im Juni unter staatliche Kontrolle gestellt wurde. Die Bankenaufsichtsbehörde Sudeban begründete das Vorgehen mit verschiedenen Unregelmäßigkeiten bei Finanzgeschäften des Kreditinstitutes.

Im Besitz der Banco Federal, deren Präsident Nelson Mezerhane im Zuge der Beschuldigungen Venezuela verließ, befanden sich auch zwei Unternehmen, die zusammen 25,8 Prozent an Globovisión hielten. Darüber hinaus gebe es 20 Prozent, deren legaler Status noch ungeklärt sei, erklärte Chávez. Sie hatten Luís Nuñez, einem der Gründer des Kanals gehört, der inzwischen verstorben ist. Da diese Art von Besitz nach venezolanischem Recht aber nicht vererbbar sei, fielen die Anteile an den Staat, so Chávez.

Der Präsident leitete aus dem Aktienbesitz das Recht ab, ein Mitglied des Vorstands von Globovisión bestimmen zu dürfen. Dem widersprach der Sender in einer Erklärung. Demnach würde der Vorstand nicht von individuellen Anteilseignern bestimmt, sondern durch eine Aktionärsversammlung.

Der ehemalige Direktor des Kanals, Alberto Federico Ravell, zog darüber hinaus in Zweifel, dass der venezolanische Staat die 20 Prozent des verstorbenen Gründungsmitglieds des Kanals erwerben könne. Die Aktien gehörten einem Unternehmen, das sich wiederum im Besitz der Tochter des Verstorbenen befinde, erklärte Ravell gegenüber CNN español.

Der Streit zwischen Globovisión und der Regierung schwelt bereits seit Beginn der Amtszeit von Hugo Chávez Anfang 1999. Während andere Sender wie RCTV, Venevisión oder Televen zwar ebenfalls der Opposition zuzurechnen sind, bemühen sich diese um einen moderateren Ton. Globovisión hingegen sticht immer wieder durch skandalöse Auftritte hervor. So zum Beispiel im Oktober 2008, als der Sender die Aussagen des Chefredakteurs der rechten Tageszeitung El Nuevo País, Rafael Poleo, sendete. Dieser drohte Chávez mit den Worten "Pass auf, Hugo, sonst endest Du wie [der italienische Faschist] Mussolini: An den Füßen aufgehängt und mit dem Kopf nach unten".