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US-Botschaft wollte Zelaya isolieren

Wikileaks und Lateinamerika: Einstiger Abgesandter Washingtons baute 2008 Kontakt zu Gegnern von Präsident auf. Staatschef als "rebellischer Teenager"

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Portrait des Ex-Botschafters Ford vor US-Fahne
"Müssen nun tätig werden": Ehemaliger US-Botschafter Charles A. Ford

Tegucigalpa/Washington. Die US-Botschaft in Honduras hat während der Regierungszeit von Ex-Präsident George W. Bush massiv Einfluss auf die Innenpolitik dieses mittelamerikanischen Landes genommen und Verbindungen zu dem später gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya aufgenommen. Das geht aus einer diplomatischen Depesche hervor, die nun von der Internetplattform Wikileaks veröffentlicht wurde.

Nach dem Bericht des damaligen US-Botschafters Charles A. Ford hat die Vertretung der Vereinigten Staaten unter anderem engen Kontakt zu dem Kardinal von Tegucigalpa und späteren Putsch-Befürworter, Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga, gehalten und dessen Distanzierung von der Regierung Zelaya aufmerksam verfolgt. Der Kardinal habe ihm berichtet, "dass er und der Präsident zuletzt kaum mehr gesprochen haben, weil er mit dem Kurs nicht übereinstimmt, den Zelaya für das Land eingeschlagen hat", schrieb Ford am 15. Mail 2008 nach Washington. Zelaya hatte sich zeitgleich dem anti-neoliberalen lateinamerikanischen Staatenbündnis ALBA angenähert.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die USA massiv Einfluss auf die Politik des mittelamerikanischen Landes im Inneren und  in internationalen Organisationen wie der UNO und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) genommen haben. Zelaya sei nach seiner Wahl "offen für unsere Meinung zur Besetzung von Schlüsselpositionen im Kabinett gewesen", heißt es in dem internen Dokument. Jedoch habe er die US-Vorgaben für Vertreter in UNO und OAS nicht geteilt.

Wegen dieses Verhaltens des honduranischen Präsidenten prognostizierte der US-Botschafter ein "außerordentlich schwieriges Verhältnis" für die letzten eineinhalb Jahre der Zelaya-Regierung. Honduranische Institutionen und befreundete Regierungen müssten nun privat und öffentlich tätig werden, "um Honduras nach vorne zu bringen", schrieb Ford, der Zelaya als "rebellischen Teenager" bezeichnete.

Anfang dieses Monats war von Wikileaks ein Bericht des amtierenden US-Botschafters Hugo Llorens bekannt gemacht worden. Darin bezeichnete der gemäßigte US-Diplomat den Sturz des Präsidenten am 28. Juni 2009 als illegal. Diese Einschätzung änderte jedoch nichts an der Anerkennung der Putschisten und des amtierenden De-facto-Regimes durch Washington.

Der Bericht von Llorens Vorgänger Ford ging in Kopie unter anderem auch der US-Botschaft in Madrid, dem Südkommando der US-Streitkräfte und der Kommandoebene der US-Basis Soto Cano in Honduras zu. Über diese Basis war Zelaya nach seiner Verschleppung durch die Putschisten nach Costa Rica deportiert worden.

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