Ecuadors Außenminister plädiert für Krisenbündnis

Diplomat nahm in Berlin an Konferenz des Attac-Netzwerks teil. Bündnis mit Bewegungen in Europa "Teil der Außenpolitik Ecuadors". Kritik am IWF

patino-berlin.jpg

Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño
Für neue Bündnisse: Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño (mit Mitarbeiter) beim Gespräch am Sonntag in Berlin

Berlin. Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño hat zum Ende eines mehrtägigen Deutschlandbesuchs für eine verstärkte Kooperation progressiver Kräfte plädiert, um Lösungen für die aktuelle Weltwirtschaftskrise zu finden. In einem Interview mit amerika21.de kritisierte der Wirtschaftswissenschaftler am Sonntag zugleich die starre Haltung einiger europäischer Regierungen. Diese setzten weiterhin auf die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, obwohl die Politik dieser Institutionen Teil des Problems sei, so Patiño.

"Ich gehe fest davon aus, dass das derzeitige globale Finanzsystem kollabieren wird", sagte der Diplomat in dem Interview in Berlin. Für ihn sei offensichtlich, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) nicht mit "Reförmchen" demokratisiert werden kann. Über diesen Punkt gebe es durchaus unterschiedliche Meinungen zwischen den Staaten Südamerikas. "Wir in Ecuador glauben nicht an die Reformfähigkeit des IWF und deswegen plädieren wir für das Konzept einer Neuen Finanzarchitektur", sagte Patiño. Nach Ansicht des ecuadorianischen Chefdiplomaten ist das wahre Ausmaß der globalen Krise derzeit noch nicht zu erfassen.

Mit Unverständnis sah der Außenminister die starre Haltung europäischer Regierungen. Ecuador Präsident Rafael Correa habe im vergangenen Jahr mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou gesprochen und ihm die alternativen wirtschaftspolitischen Ansätze seiner Regierung geschildert. Dennoch setze Griechenland weiter auf den IWF und Konzepte, die offensichtlich gescheitert sind. Viele europäische Regierungen seien sehr "eitel" und wollten sich von den Staaten des Südens nichts sagen lassen, obgleich in Südamerika Alternativen zum derzeit scheiternden Weltwirtschaftssystem entstehen, so Patiño.

Hoffnung legte der Außenminister Ecuadors in die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen. Diese Kontakte seien durchaus ein Teil der Außenpolitik seines Landes, "auch wenn wir auf diesem Gebiet bislang nur langsam vorangekommen sind".

Am Samstag hatte Patiño in Berlin an einer Tagung des globalisierungskritischen Netzwerks Attac in Berlin teilgenommen. Bei dem Treffen mit Vertretern des Netzwerks und von Nichtregierungsorganisationen plädierte der Volkswirt für eine Prüfung von Auslandsschulden der Krisenstaaten weltweit. In Ecuador etwa nehme man sogenannte illegale Schulden unter die Lupe, die etwa von Militärdiktaturen aufgenommen wurden.

Während Ecuadors Außenminister in Berlin an der "Krisenanhörung" von Attac teilnahm, zogen auch in Lateinamerika tausende Kritiker der neoliberalen Globalisierung durch die Straßen. Proteste gab es etwa in Argentinien, Brasilien und Chile.