Mujica für Freihandel trotz Marktskepsis

Präsident Uruguays auf Deutschlandbesuch. Merkel und Mujica wollen Freihandelsabkommen vorantreiben

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Mujica und Merkel bei Pressekonferenz
Mujica und Merkel bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin

Berlin. Der uruguayische Präsident José "Pepe" Mujica und Bundeskanzlerin Angela Merkel sprachen sich am Dienstag in Berlin für eine baldige Verabschiedung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftraum Mercosur aus. Es herrsche Einigkeit darüber, dass Uruguay und Deutschland "Motoren" hin zu einem Gelingen der Verhandlungen sein wollten, betonte Merkel.

Mujica, der momentan auch die Präsidentschaft des Mercosur inne hat, dem "Gemeinsamen Markt des Südens", warf als Argument vor allem die immer größere Bedeutung des asiatischen Marktes in die Waagschale: "Wir müssen unseren Außenhandel diversifizieren. Die Präsenz des asiatischen Marktes wird immer bedeutender". Bisher war das Abkommen der EU mit den Südamerikanern vor allem am Widerstand Frankreichs, Spaniens und Polens gescheitert, die zu den größten Profiteuren der EU-Agrarsubventionen gehören.

Doch auch bilaterale Themen spielten eine Rolle. So zeigten sich beide zuversichtlich, Kooperationen wirtschaftlicher, technischer und wissenschaftlicher Art auszubauen. Das betreffe vor allem die Bereiche erneuerbarer Energien und Landwirtschaft. Mujica, früher selbst Landwirtschaftsminister, schwärmte regelrecht von der deutschen Tiermedizin, die sich mit der von Viehzucht geprägten uruguayischen Landwirtschaft hervorragend ergänzen könne.

Wie auch schon bei seinen Besuchen in Schweden und Norwegen, wo er seine Europareise in der letzten Woche begann, bedankte er sich ausdrücklich für die Unterstützung, die die uruguayischen Exilierten während der Militärdiktatur erhalten hatten.

Am Mittag war Mujica bereits einer Einladung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung gefolgt. In seiner Rede begründete er die gute Verfassung der uruguayischen Wirtschaft: "Die Reichtumsverteilung unterscheidet die Rechte von der Linken. Wenn wir darauf vertraut hätten, dass der Markt für Soziale Gerechtigkeit sorgt, hätten sich die unwürdigen Verhältnisse in unserem Land noch vervielfacht." Gleichzeitig räumte er ein, dass seine Regierung, vor allem von den steigenden Weltmarktpreisen für Lebensmittel profitiert habe und es immer noch nicht gelungen sei, die Armut zu besiegen.

Für ein Schmunzeln sorgte "Pepe" als er sich gegen die Bezeichnung Uruguays als "Schweiz Südamerikas" wehrte: "Mir gefallen die Berge und die Alpen, aber ich mag keine Uhren und Banken".

Von seiner ersten Deutschlandstation Hamburg war Mujica auf ungewöhnlichem Wege im Zug angereist. Jedoch passend zu seinem Ziel, in Deutschland Eisenbahningenieure zum Ausbau des einheimischen Schienennetzes anzuwerben. Noch bis heute Abend befindet sich Mujica in Brüssel, wo er sich neben Gesprächen mit belgischen Vertretern auch mit EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso treffen wird.