Kolumbien / Politik

Massive Proteste gegen Santos' Bildungspolitik

Hochschulreform ruft starken Widerstand hervor. Bildungsbereich den Transnationalen geöffnet

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Demonstrierende Studenten mit Transparenten
Demonstrierende Studenten in Bogotá

Bogotá. Rund eine Million Menschen haben in den vergangenen Wochen in ganz Kolumbien gegen geplante neoliberale Reformen von Präsident Juan Manuel Santos protestiert.  Die Gewerkschaften forderten Programme zur Formalisierung der Arbeit mit "würdigen Gehältern" und die Mitarbeiter des Gesundheitswesens klagten die fortgesetzte Privatisierung des Gesundheitssystems an. Besonders stark beteiligten sich landesweit die Hochschulstudenten und die Lehrergewerkschaft FECODE. Sie demonstrierten vor allem gegen die Hochschulreform des Bildungsministeriums.

Ein zentraler Punkt dieser Reform ist die Mitfinanzierung der Hochschulbildung durch private Aktionäre. Dies wiesen die Demonstranten mit Parolen wie "Die Universitäten sollen keine lukrativen Unternehmen werden" zurück. Studenten und Dozenten befürchten, dass die Autonomie der Hochschuleinrichtungen zerstört würde, wenn man sie der Logik des multinationalen Markts aussetzen würde. Aktionäre dürften auch internationale Konzerne sein, heißt es im Text der Reform.

Die Bildung ist weltweit ein immer rentablerer Sektor der Ökonomie geworden, erklärt der Hochschulexperte Andrés Bodensiek. Dies zeigen die tausend Milliarden Dollar, die die "Bildungsindustrie" weltweit bewege. Bodensiek warnt vor multinationalen Unternehmen wie dem US-amerikanischen DeVry, Besitzer des brasilianischen Bildungsmarkts oder der Apollo Group, Filiale der Apollo Globals und Inhaber der Finanzgruppe BPP Building Careers. Beide seien sehr erfolgreich in den internationalen Geschäften mit der Bildung, so Bodensiek.

Nicht nur die Qualität der Universitäten würde durch das Voranstellen der Rentabilität sinken. Auch der Zugang der Jugendlichen zur Hochschulbildung wäre wegen höheren Studiengebühren extrem beeinträchtigt, erklärt der Dozent Harold Galvis aus der Universität des Bundesstaates Valle.

"Wir sind keine Terroristen, wir sind nur Studenten und verdienen Respekt", erklärten protestierende Studenten gegenüber der Zeitung El Tiempo. Vor der Mobilisierung hatte der Leiter der Sicherheitsbehörde DAS, Felipe Muñoz, mitgeteilt, dass die Demonstrationen von Terrororganisationen durchdrungen seien. Mehrere Studenten wurden von der Schwadron zur Aufstandsbekämpfung (ESMAD) zusammengeschlagen. Der Student der Universität Distrital, Javier Contreras, verlor ein Auge aufgrund des gewaltsamen Vorgehens der ESMAD, informierte die juristische Organisation CAJAR.