Kolumbien: Bauern fordern mehr geschützte Zonen

Kleinbauern wollen Selbstbestimmung in ihren Territorien. Regierung, Militär und Großgrundbesitzer beziehen dagegen Stellung

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Plakat von ANZORC zur Ankündigung des Treffens am 22. und 23. März.
Plakat von ANZORC zur Ankündigung des Treffens am 22. und 23. März.

Bogotá. Die kolumbianischen Kleinbauern wollen bei einem nationalen Treffen am 22. und 23. März den Aufbau von geschützten Zonen (Zonas de Reserva Campesina-ZRC) weiter vorantreiben.

In den ZRC sollen die Einwohner die Möglichkeit haben, eine gemeinschaftliche Selbstverwaltung einzurichten. Damit ist beispielweise die Entwicklung von eigenen Plänen zur Lebensmittelproduktion, zum Aufbau von Schulen, Krankenhäusern und Straßen gemeint, so ANZORC, der nationale Verband der ZRC.

Beim nationalen Treffen in der kommenden Woche sollen konkrete Vorschläge zum Aufbau der ZRC ausgearbeitet werden, die anschließend an die  Friedensdelegationen der FARC und der Regierung weitergeleitet werden. Ziel der Bauernbewegung ist, dass ihre Überlegungen bei der Diskussion über mögliche Lösungen der Landprobleme bei den Friedensgesprächen in Havanna berücksichtigt werden. Darüber hinaus werden die Bauernorganisationen im Laufe des Jahres in mehreren "Volksversammlungen"  über eine Agrarreform tagen.

Die ZRC sind keine neue Forderung. Es gibt bereits sechs von ihnen in verschiedenen Regionen Kolumbiens. Laut dem mittlerweile fast 20 Jahre alten Gesetz Nummer 60 muss der Staat die Existenz solcher Zonen genehmigen und somit den rechtlichen Schutz der Kleinbauern-Territorien garantieren. Dennoch seien die Bauern, die die Umsetzung des Gesetzes fordern, im letzten Jahrzehnt systematisch inhaftiert und bedroht worden. Sie seien zudem Opfer extralegaler Hinrichtungen geworden, klagte ANZORC. Deshalb bestehe ANZORC darauf, direkt an den Friedensverhandlungen in Havanna teilzunehmen, schreibt die Bauernorganisation in einem offenen Brief an beide Verhandlungsparteien.

Die FARC haben darauf mit einem Kommuniqué reagiert, in dem die Rebellen den Forderungen der Bauernorganisation zustimmen. Die Guerilladelegation begrüßte dabei das Ersuchen von circa 50 Bauerngemeinden, geschützte Zonen auf insgesamt 9,5 Millionen Hektar einzurichten.

Dies wurde vonseiten der Regierung und der Großgrundbesitzer umgehend strikt zurückgewiesen. "Die geschützten Zonen für Kleinbauern dürfen keine Autonomie haben, die die nationale Souveränität schädigt", so der Landwirtschaftsminister Juan Camilo Restrepo. "Sie dürfen keine ‚Republikchen‘ werden" fügte Restrepo hinzu. Auch der Verband der Viehzüchter FEDEGAN lehnte die ZRC ab, weil sie sich in Enklaven des Aufstands verwandeln könnten. Diese Aussagen fanden im Rahmen eines Forums zum Friedensdialog statt, das die CSU-nahe deutsche Hanns-Seidel-Stiftung in Bogotá mit organisiert hat.

Laut César Jeréz, Sprecher von ANZORC, sei klar, dass die ZRC "natürliche Feinde" hätten. Die selbstbestimmten Zonen würden die Wirtschaftspolitik der von der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos als "Bergbau-Lokomotive" bezeichneten Rohstoffförderung beeinträchtigen. Nach Angaben von Experten gebe es rund 1.200 Bewerbungen von Konzernen, die auf Bergbaulizenzen warten. Auch die Agrarindustriellen und die Drogenhändler, in deren Händen sich heutzutage größtenteils die Ländereien befinden, fühlten sich durch die geschützten Zonen gefährdet, sagte Jeréz gegenüber Contagio Radio. Die Aussagen des Ministers reproduzierten schließlich das "illegale Veto" der Militärführung und des Verteidigungsministers gegenüber der rechtlichen Einrichtung der geschützten Zonen. Die ZRC seien allerdings ein vernünftiger Weg, um eine minimale Agrarreform zustande zu bringen, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen könnte, sagte Jeréz weiter.