Chile / Politik

Neues Verfahren gegen Militäragenten in Chile

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Wieder vor Gericht: Ehemaliger DINA-Chef Contreras, hier eine Aufnahme von 1974
Wieder vor Gericht: Ehemaliger DINA-Chef Contreras, hier eine Aufnahme von 1974

Santiago de Chile. In Chile hat ein Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten des Militärgeheimdienstes DINA, Manuel Contreras, begonnen. Contreras wird demnach die Verschleppung und Ermordung eines Mitglieds der linken Widerstandsgruppe MIR nach dem Putsch 1973 zur Last gelegt. Zugleich lehnten die chilenischen Justizbehörden die Auslieferung von Contreras und weiterer DINA-Agenten an Spanien ab.

Bei dem laufenden Verfahren in Chile müssen sich drei weitere hochrangige Ex-Funktionäre des Militärgeheimdienstes von Diktator Augusto Pinochet (1973-1990) verantworten: der Brigadier a.D. Miguel Krassnoff sowie die Oberste a.D. Marcelo Moren und Rolf Wenderoth. Die drei Ex-Militärs haben nach Ansicht von Richter Mario Carroza vom Berufungsgericht in Santiago de Chile an der Ermordung des MIR-Aktivisten mitgewirkt.

In dem nun aufgerollten Fall geht es um den Widerstandskämpfer José Calderón, einen Gärtner, der sich mit der MIR für ein Ende der Militärdiktatur einsetzte. Calderón war am 17. Februar 1974 von DINA-Agenten in der Nähe des Hauptbahnhofs von Santiago festgenommen worden. Später wurde er in das berüchtigte Folterzentrum Villa Grimaldi verschleppt. Danach verliert sich die Spur des Mannes.

Die Aufgabe des Militärgeheimdienstes DINA war es, jedweden politischen Widerstand gegen die Diktatur mit allen Mitteln zu brechen.

Contreras, der dem 1974 gegründeten DINA während der Zeit der Diktatur vorstand, ist wegen schwerer Menschenrechtsverbrechen bereits zu insgesamt 270 Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Auch die anderen Beschuldigten befinden sich wegen politischer Straftaten bereits in Haft.

Seit mehreren Jahren versuchen chilenische Juristen die Geschichte dieses Staatsterrors im eigenen Land aufzuarbeiten. Aus diesem Grund lehnte die Richterin, Mónica Maldonado, unlängst die von den spanischen Behörden beantragte Auslieferung von Contreras und sechs weiteren DINA-Mitgliedern nach Spanien ab. Die dortigen Behörden hatten den Antrag gestellt, weil 1976 auch der spanische Diplomat und UNO-Vertreter in Chile, Carmelo Soria, den politisch motivierten Morden zum Opfer gefallen war.

In Chile sind nach Presseangaben derzeit noch 1.104 Fälle politischer Gewalt während der Militärdiktatur anhängig. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen wurden von 1973 bis 1990 mehr als 3.000 Gegner der Gewaltherrschaft Pinochets ermordet.