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Pinochets Geheimdienstchef begeht Selbstmord

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Odlanier Rafael Mena Salina war Chef des Geheimdienstes während der Militärdiktatur
Odlanier Rafael Mena Salina war Chef des Geheimdienstes während der Militärdiktatur

Santiago de Chile. Der ehemalige Chef des chilenischen Geheimdienstes unter Diktator Augusto Pinochet, Ex-General Odlanier Rafael Mena Salina, hat sich am vergangenen Samstag in seinem Haus in Santiago de Chile umgebracht. Mena saß seit 2009 eine sechsjährige Freiheitsstrafe im Gefängnis Cordillera ab und hatte am Wochenende Freigang. Bei seinem letzten Besuch zu Hause töte sich der 87-jährige mit einem Kopfschuss.

Erst am vergangenen Donnerstag hat Chiles Präsident Sebastian Piñera angekündigt, das Gefängnis Cordillera zu schließen und die Gefangenen in das Gefängnis Punta Peuco zu verlegen. Die zehn Gefangenen im Gefängnis Cordillera, ausschließlich Militärs, genießen allerhand Privilegien. Sie leben in kleinen Hütten mit Gärten und Grillstelle, sie haben Internetzugang, eine Bibliothek, einen Gemeinschaftsraum und einen Tennisplatz. Menas Anwalt sagte gegenüber dem Fernsehsender 24 Horas, dass sein Klient nicht glücklich über die Verlegung in ein anderes Gefängnis gewesen sei.

Piñeras Entscheidung, das Gefängnis zu schließen, beruht auf einem kontroversen Interview, das einer der Insassen, Manuel Contreras, zum 40. Jahrestages des Putsches gegeben hatte. Contreras, der von 1973 bis 1977 die Geheimpolizei leitete und eine Haftstrafe von 289 Jahren absitzt, hatte in dem Interview mit CNN Chile unter anderem behauptet, dass es unter seiner Führung keine Folter gegeben hätte. Das Interview hatte für öffentlichen Aufruhr gesorgt und erneut Kritik an dem exklusiven Militärgefängnis laut werden lassen.

Mena war von 1977 bis 1980  Direktor des Nationalen Nachrichtendienstes. Der Geheimdienst war verantwortlich für zahlreiche Fälle von Verfolgung, Entführung, Folter und Mord an Gegnern der Militärdiktatur. Von 1983 bis 1985 war Mena chilenischer Botschafter in dem damals von Diktator Alfredo Stroessner regierten Paraguay.

2007 wurde Mena zu zehn Jahren Haft wegen dreifachen Mordes im Zuge der 1973 stattfindenden Militäroperation gegen politische Oppositionelle verurteilt. Noch im Jahr des Militärputsches durchreiste das Militärkommando "Karawane des Todes" das Land und richteten Oppositionelle hin, die während des Putsches in Armeegewahrsam genommen worden waren. Die Zahl der Opfer variiert zwischen 75 bis 100 Personen. Mena war damals Regimentsführer. Im Jahr 2008 wurde die Haftstrafe vom Obersten Gerichthof auf sechs Jahre reduziert. 2013 wurde Mena für die Hinrichtung des Journalisten Augusto Carmona durch Agenten des Geheimdienstes erneut verurteilt, dadurch hatte sich seine 2015 auslaufende Freiheitsstrafe verlängert.