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Elf Tote bei Gefechten in Michoacán, Mexiko

Milizen greifen Landpolizei an. Regionaler Sicherheitsbeauftragter spricht von lokalem Konflikt. Aktivisten beschuldigen ihn der Korruption

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Angehörige der Selbstverteidigungsgruppen von Michoacán
Angehörige der Selbstverteidigungsgruppen von Michoacán

La Ruana, Michoacán. Bei einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Milizen und einer Polizeieinheit im mexikanischen Bundesstaat Michoacán sind laut Medienberichten elf Personen ums Leben gekommen. Während der Auseinandersetzung gelang es schwer bewaffneten Angreifern unter der Führung des Milizenchefs Luís Antonio Torres, einen Landsitz mit rund 70 Fahrzeugen einzukreisen und unter Beschuss zu nehmen. Opfer dieser Attacke war eine zahlenmäßig unterlegene Einheit der Landpolizei "Fuerza Rural" unter der Führung von Hipólito Mora. Dabei starb unter anderem dessen Sohn.

Der Sicherheitsbeauftragte des Bundesstaates, Alfredo Castillo von der regierenden Partei der Institutionellen Revolution (PRI), sieht die Gründe der Auseinandersetzung in historisch bedingten Streitigkeiten zweier rivalisierender Banden.

Der Sprecher der "Legitimen Selbstverteidigungsgruppen", Jorge Vazquez Valencia, widersprach dieser Darstellung. Er selbst und Hipólito Mora hätten in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach auf die prekäre Sicherheitslage des Bundesstaates hingewiesen, sagte der Aktivist der Bürgerwehr. Doch anstatt entschieden gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen, habe Castillo seit Monaten mit Gruppen der organisierten Kriminalität paktiert. So seien in der im vergangenen Mai gegründeten Polizeieinheit "Fuerza Rural" überwiegend Kriminelle und ehemalige Mitglieder des Kartells der "Tempelritter" aufgenommen worden. Anstatt die Bevölkerung zu schützen, habe diese Gruppe illegale Geschäfte nahtlos weitergeführt. Beide Gruppen würden die Bevölkerung gleichermaßen terrorisieren.

Der Bürgerwehr und auch den wenigen aufrichtigen Mitgliedern der "Fuerzas Rurales" – wie Hipólito Mora – sei es untersagt, etwas gegen diese Entwicklung zu unternehmen. Gegenüber amerika21 beschuldigt Vazquez Valencia den Sicherheitsbeauftragten Castillo, 50 Prozent der Gewinne der organisierten Kriminalität für sich zu behalten.

Es gibt Hinweise darauf, dass die Vorfälle in Michoacán nicht lediglich eine Auseinandersetzung rivalisierender Gruppen sind, sondern von dritter Seite befördert werden. So hatten zahlreiche unabhängige Medien parallel zu den Angriffen auf Mora mit massiven Cyberattacken zu kämpfen. An anderer Stelle des Bundesstaates kam es zu einem Mordversuch an Cemeí Verdía. Dieser ist sowohl Anführer der Gemeindepolizei von Ostula als auch Generalkoordinator der Selbstverteidigungsgruppen der Küste von Michoacán. Beim Radiosender Grillonautas sind zahlreiche Hilferufe eingegangen.

Die "Legitimen Selbstverteidigungsgruppen" von Michoacán, wie sie sich selbst nennen, stehen seit Monaten im Fadenkreuz des mexikanischen Staates. So werden deren Anführer, José Manuel Mireles, und rund 370 weitere Mitglieder seit Ende Juli unter fadenscheinigen Gründen in unterschiedlichen Gefängnissen festgehalten.

Angesichts der nicht enden wollenden Proteste in Mexiko steigt der Druck auf die sozialen Bewegungen. Dies bekommen auch die "Legitimen Selbstverteidigungsgruppen" von Michoacán zu spüren. So solidarisieren sich die Selbstverteidigungsgruppen offen mit der Bewegung der Studenten von Ayotzinapa und beziehen Stellung gegen das korrupte Regierungssystem von Mexiko.