Kolumbien / Politik

Farc in Kolumbien verkünden einseitigen Waffenstillstand

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Die Friedensdelegation der Farc erklärt am 8. Juli in Havanna erneut einen einseitigen Waffenstillstand
Die Friedensdelegation der Farc erklärt am 8. Juli in Havanna erneut einen einseitigen Waffenstillstand

Havanna/Bogotá. Die Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hat erneut eine Feuerpause angekündigt. Wie aus einem am Mittwoch in Havanna von der Friedensdelegation der Guerilla veröffentlichen Kommuniqué hervorgeht, soll sie ab dem 20. Juli zunächst für einen Monat gelten. Damit solle "ein günstiges Klima erreicht werden, um mit der Gegenseite bei der Realisierung eines bilateralen und definitiven Waffenstillstands" voranzukommen. Die Organisation "Breite Front für den Frieden", die Kirchen und die Friedensbewegung werden um "ihre guten Dienste als Inspektoren dieser Bestimmung" gebeten.

"Wir kamen nach Kuba, um ein Friedensabkommen zu erreichen, um dem Krieg ein Ende zu setzen, der mehr als ein halbes Jahrhundert andauert. Nichts kann uns mehr Freude bereiten, als ein definitives Ende der Konfrontation, der Gewalt, der Generierung von neuen Opfern und Leid für das kolumbianische Volk infolge des Konfliktes", so die Farc weiter.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos begrüßte die Entscheidung, betonte jedoch, es sei "mehr notwendig, vor allem weitere Kompromisse, um die Verhandlungen zu beschleunigen".

Die Farc reagierten mit ihrem Schritt auf einen Aufruf der Garanten und Begleiter bei den Friedensgesprächen, die beide Seiten am Tag zuvor zur "sofortigen Deeskalation" aufgefordert hatten. Eine entsprechende Erklärung hatten die Vertreter Kubas und Norwegens auch im Namen Chiles und Venezuelas bei einer Pressekonferenz abgegeben. Darin drängten sie die Konfliktparteien, "jegliche Aktion so weit wie möglich einzuschränken, die zu Opfern und Leiden in Kolumbien führt". Zugleich sollten vertrauensbildende Maßnahmen ergriffen werden. Diese Schritte seien unerlässlich, um die Bedingungen für Einigungen bei den noch offenen Themen der Verhandlungsagenda zu schaffen. Dazu gehöre die Vereinbarung eines "bilateralen und definitiven Waffenstillstandes und Endes der Feindseligkeiten".

Präsident Santos sagte bei einem Chat via Twitter dazu, seine Regierung nehme diese Aufforderung ernst. Zugleich wiederholte er, die Guerilleros müssten sich an festgelegten Orten versammeln, damit die Waffenruhe kontrolliert werden könne: "Konzentration, Überprüfung und Abgabe der Waffen sind unabdingbar", schrieb Santos in einem seiner Tweets.

Der Leiter der Friedensdelegation der Farc, Iván Márquez, hatte den Aufruf begrüßt und betont, die Guerilla wolle mit der Regierung zu einer Vereinbarung kommen. Dies sei eine Frage des politischen Willens und könne nicht an Bedingungen wie eine Unterwerfung unter die Strafverfolgung oder die Konzentration der Kämpfer und die Niederlegung der Waffen zum jetzigen Zeitpunkt geknüpft werden.

Die Regierung Santos und die Farc führen seit November 2012 Gespräche zur Beendigung des sozialen bewaffneten Konfliktes in Kolumbien. Norwegen und Kuba fungieren als Garanten, Venezuela und Chile als Begleiter des Friedensprozesses. Die Verhandlungen waren unlängst in eine schwere Krise geraten. Militärische Offensiven der Regierung und die darauf folgende Beendigung des einseitigen Waffenstillstands durch die Guerilla hatten zu einer erneuten Eskalation des Krieges geführt.