Weitere Prozesse gegen Koordinatorin von Bürgerwehr in Mexiko

nestora_salgado_te_queremos_libre.jpg

Plakat in Solidarität mit Nestora Salgado: "Wir wollenn dich in Freiheit"
Plakat in Solidarität mit Nestora Salgado: "Wir wollenn dich in Freiheit"

Mexiko-Stadt. Gegen die seit zwei Jahren im Gefängnis sitzende Leiterin der Regionalen Koordination der kommunalen Bürgerwehr (CRAC-PC) der Gemeinde Olinalá im mexikanischen Bundestaat Guerrero, Nestora Salgado García, werden zwei weitere Strafprozesse wegen Totschlags und Freiheitsberaubung eröffnet. Dies hat ihr Anwalt, Leonel Rivero, vergangene Woche bekannt gemacht.

Damit gibt es nun insgesamt fünf Prozesse gegen Salgado, die seit Mai 2015 im Frauengefängnis "Tepepan" in Mexiko-Stadt einsitzt. Dort steht sie aufgrund der schweren Folgen eines 25-tägigen Hungerstreiks unter ärztlicher Beobachtung. In dem vorigen Gefängnis im Bundesstaat Nayarit bekam Salgado weder sauberes Trinkwasser noch medizinische Versorgung und erhielt Morddrohnungen von anderen Insassen.

Am kommenden 28. September wird die erste Gegenüberstellung von Anklägern und der Angeklagten per Videokonferenz stattfinden. Dabei werden drei Minderjährige und deren Eltern, die Salgado wegen mutmaßlicher Entführung angezeigt haben, aus Olinalá hinzugeschaltet. Die Verteidigung hat Einspruch gegen dieses Verfahren eingelegt. Die zweite Gegenüberstellung ist für den 30. September in Chilpancingo, der Hauptstadt von Guerrero, geplant.

Salgado wurde am 21. August 2013 zusammen mit zwölf weiteren Mitgliedern der Bürgerwehr in Olinalá von der Marine festgenommen. Sie wurde wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt und ins Gefängnis gebracht, wo sie sich tagelang in Isolationshaft befand. Erst fünf Tage nach der Festnahme wurde ihre Familie über ihren Verbleib informiert.

Bei einem Interview im Gefängnis sagte sie: "Ich habe keine Angst vor den Auftragskillern oder der organisierten Kriminalität. Ich habe Angst vor der Regierung, dass sie mich verschwinden lässt. Die Regierung wird mich umbringen, denn sie ist es, die uns angreift".

Vergangenen August richtete sich Salgado mit einem Brief an die Öffenltichkeit, in dem sie ihre Unschuld betont und die Freilassung aller politischen Gefangenen in Mexiko fordert. Als Solidaritätsaktion mit den Eltern der immer noch verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa fastete sie 43 Tage lang.

Die Gemeinde Olinalá hat sich 2012 in einer Bürgerwehr gegen die Drogenbanden und deren Verstrickung mit der korrupten lokalen Regierung organisiert. Diese hatte zuerst ihre Unterstützung erklärt. Kurz danach versuchte sie, die Bürgerwehr zu entwaffnen und verordnete eine Registrierung ihrer Mitglieder.