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Stillstand bei Friedensverhandlungen zwischen ELN und Regierung Kolumbiens

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Logo der ELN
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Bogotá. Während die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos sich am Donnerstag mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) auf einen Waffenstillstand geeinigt hat, ist die Aufnahme von offiziellen Friedensverhandlungen mit der zweitgrößten Guerrilla Kolumbiens, der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), derzeit noch nicht in Sicht.

Mehr als 50 Nichtregierungsorganisationen (NGO), Akademiker und Personen aus der Zivilgesellschaft haben daher vergangene Woche einen Brief an das Zentralkommando der ELN übersandt. Darin bitten sie die Guerilla, der Forderung von Präsident Santos zu entsprechen, die Freilassung der Gefangenen zu veranlassen und weitere Gefangennahmen zu unterlassen. Nur so könne die zweite, öffentliche Phase der Friedensverhandlungen beginnen.

Entgegen Darstellungen der ELN, erklärten die Unterzeichner, dass das Schreiben nicht von der kolumbianischen Regierung dirigiert und forciert worden sei. Vielmehr stelle es das Drängen der Bevölkerung auf den Beginn der Friedensverhandlungen und ein endgültiges Ende des seit über 50 Jahre andauernden Konflikts dar. Es gebe keinen vollständigen und intakten Frieden, solange die ELN und die kolumbianische Regierung zu keiner Einigung gekommen seien, sagte der Leiter der NGO "Viva la Ciudadanía", Antonio Madariaga. Man agiere als Teil der kolumbianischen Gesellschaft, so Madariaga weiter. Die ehemalige M19-Kämpferin Vera Grabe hofft indes, dass das Schreiben bei einer der beiden Verhandlungsparteien auf Aufmerksamkeit stoße, um schnellstmöglich die Verhandlungen fortzusetzen.

Bereits zuvor hatte die Journalistin Maria Jimena Duzán in einem Beitrag für die Zeitschrift Semana die Entführung ihrer Kollegin Salud Hernández-Mora vergangenen Mai kritisiert. Der ELN-Oberkommandierende Nicolás Rodríguez Bautista unterstrich in seiner Antwort vom 13. Juni, dass hierbei die Sicherheit von Hernández-Mora im Zentrum stand, da sie sich in Kampfgebieten aufgehalten hatte. Sie wurde nach sechs Tagen wieder frei gelassen. Er führte aus, die ELN sei durchaus bereit gewesen, die Verhandlungen trotz des abgelehnten bilateralen Waffenstillstands zu beginnen. Nun zu verlangen, dass die ELN alle Entführten frei lasse, bevor die öffentliche Phase der Verhandlungen begonnen habe, verletze die bisherigen Vereinbarungen. Zu keinem Zeitpunkt sei in den Vorverhandlungen oder dem unterzeichneten Abkommen Ende März 2016 die Freilassung von Gefangenen thematisiert worden.

Nach zwei Jahren der Sondierungsgespräche hatten ELN und Regierung am 30. März in der venezolanischen Hauptstadt Caracas den Beginn der offiziellen Friedensgespräche im Mai in Ecuador bekannt gegeben. Die Regierung Santos hatte die Verhandlungen Anfang Mai auf Eis gelegt, solange die ELN ihre Gefangenen nicht freilässt und "deutliche Schritte der Demobilisierung" zeige.